Wandern in der Slowakei
Mit 9 einzigartigen Nationalparks, 13 wunderschönen Naturschutzgebieten und der Hohen Tatra, dem kleinsten Hochgebirge der Welt, ist die Slowakei ein Geheimtipp für Wanderfanatiker und Naturfreunde. Und stellt damit viele Rekorde aufgrund ihrer Naturschönheiten auf.
Wer in der Slowakei einmal abseits der Hauptstadt Bratislava schaut, wird an der wundervollen und artenreichen Natur des Landes nicht vorbeikommen, also kommt mit und lasst euch auf eine Reise durch die slowakische Natur ein!
Nur 30 Minuten von Zilina entfernt befindet sich die kleine Gemeinde Terchová. Hier, am Eingangstor zur Malá Fatra beginnen wir unsere Reise durch die slowakischen Nationalparks. Am ersten Tag möchten wir mit einer gemächlichen Wanderung beginnen und begeben uns somit auf dem Weg nach Stefanova, welches den Ausganspunkt unsere Wanderung darstellt. Auf der rechten Straßenseite blenden uns die reflektierten Sonnenstrahlen von der silberglänzenden Statue des slowakischen "Robin Hood" Juraj Jánošík. Der Räuberhauptmann wurde hier 1588 geboren und gilt heutzutage als wohl bedeutendster Nationalheld der Slowaken. Fasziniert von seinen Legenden, gelangen wir über Stefanova in die Schlucht Horné Diery. Kühle Luft strömt entgegen und das plätschern eines Flüsschen wird uns von nun an auf der Wanderung begleiten. Der Weg verengt sich zu einem Pfad und über Eisenleitern und Ketten durchqueren wir die engen Felsspalten Dolné Diery und Nové Diery. Wir müssen lauter reden, denn das Rauschen des Flusses nur 20cm unter unseren Füßen verschlingt die Worte. Das jahrtausendlange Wunder der Natur hat eine gespenstische Atmosphäre. Wer nun seinen Arm zur Seite ausstreckt kann die Nässe der massiven Felswände auf den Fingern spüren. Durch lichten Wald und blühende Bergwiesen kehren wir wieder an den Ausganspunkt unsere Wanderung zurück. Bevor wir uns auf den Weg in die Hohe Tatra machen, erfahren wir auf einer Informationstafel, dass zusammen mit dem ungarischen Donau-Eipel-Nationalpark die Kleine Fatra der westlichst gelegene Nationalpark im gesamten Karpatenbogen ist. Der Vel´ký Kriván ist mit 1709 m der höchste Berg in der Malá Fatra und die Waag, der längste Fluss der Slowakei, teilt das 52km lange Gebirge in zwei Teile.
Jetzt aber schnell, denn die zwei Stunden Fahrtzeit von der Kleinen Fatra in die Hohe Tatra sind nicht zu unterschätzen. Dennoch können wir der Verlockung nicht standhalten und gönnen uns auf dere Hälfte des Weges eine Erfrischung im größten Stausee der Slowakei Liptovsá Mara. Puh, das tat gut! Den Abend lassen wir mit einem gemütlichen Halusky und Piroggen Essen in einer Koliba (typische slowakische Berghütte) ausklingen.
Nicht ganz, aber fast mit den ersten Sonnenstrahlen finden wir uns am nächsten Morgen auf dem Waldweg von Štrbské Pleso Richtung Popradske Pleso wieder. Die 164 m Höhenunterschied vom höchstgelegenen Ort der Slowakei (1355m) zum blaugrünen Poppersee sind nur der Beginn unser heutigen Wanderung zum Rysy. Dieser stellt als Bestandteil der Hohen Tatra, dem größten Massiv der Karpaten mit seinen 2499m auch gleichzeitig den höchsten Berg von Polen dar. Wer das Gefühl hat unterfordert zu sein, kann jetzt die Chance ergreifen und sich durch das schleppen eines 5kg schweren Kartoffelsackes, einen gratis Tee auf der Rysy Hütte verdienen. Doch Vorsicht! Der 7- stündige Auf- und Abstieg vom Poppersee ist nicht zu unterschätzen. Das hat auch schon Lenin festgestellt, als er im Sommer 1913 den Gipfel des Rysy bezwang. Wir verlassen die zerfurchte Nadelwaldzone, begründet durch eine Orkan im Jahre 2004 und setzen unseren Weg auf Steinwegen in der Krüppelwaldzone fort. Erst hier wird der Doppelte Gipfel des Rysy sichtbar. Schon freudig auf unsere Rast in der Rysy Hütte, müssen wir uns diese erst verdienen. Ketten und Leitern ermöglichen uns den steilen Aufstieg entlang der Felsen. An manchen Stellen müssen wir sogar noch ein paar Schneefelder bezwingen. Aha! Daher ist die Kernzone der Vysoké Tatry also nur von Mitte Juni bis Oktober frei zugänglich.
Anschließend in der Chata pod Rysym sind wir überrascht was für ein Vielfältiges Angebot, von Suppen über Gulasch bis Tatratee, hier vorzufinden ist. Schließlich muss alles von den Lastenträgern täglich über die steilen Felswege hochtransportiert werden. Gut gestärkt erreichen wir nach einer weiteren Stunde endlich den Gipfel des Rysy. Der Ausblick auf das blau schimmernde Meerauge (Morskie oko) auf polnischer Seite und den Krivan auf slowakische Seite lässt uns alle Anstrengung vergessen. Den Abstieg meistern wir ohne Verletzungen, auch wenn dem ein oder anderen die Kondition zu schaffen macht.
Nach einem Tag Pause, machen wir uns auf zum Pieninen Nationalpark an der slowakisch- polnischen Grenze. Mit nur 22,4 km² ist es der kleinste Nationalpark der Slowakei. Bei einer Floßfahrt auf dem Fluss Dunatjetz bestaunen wir den Dreikronenberg und das Rote Kloster. Huch, ist das hier etwa ein Wettrennen? Da hat sich der polnische Flößer doch einen Spaß draus gemacht und unser Floß überholt. Wir sehen das ganze mit Humor und winken den Fahrgästen vom polnischen Floß freudig zurück.
Diese Nacht können wir im 1,5 Stunden entfernten Spišské Podhradie übernachten, dem 4000 Einwohner Städtchen/Dörfchen, in dem ich meinen europäischen Freiwilligendienst noch bis September dieses Jahres leiste. Was für ein Glück, dass morgen der erste Tag im Monat ist, denn in der Slowakei ist an jedem 1. Sonntag im Monat der Eintritt in alle Museen frei. So können wir also umsonst die Zipser Burg, den zweit größten Burgkomplex in Mitteleuropa besichtigen.
Zum Abschluss unsere Reise möchte ich euch das Slowakisches Paradies empfehlen. Es befindet sich ebenfalls im östlichen Teil der Slowakei unweit von Spišské Podhradie. Mit dem Fluss Hornád, den Klammtälern Vel´ký Sokol, Suchá Belá und Sokolia Dolina, der Dobschauer Eishöhle und dem Stausee Palcmanská Masa wird es von vielen Slowaken als einer der schönsten und einzigartigsten Nationalparks bezeichnet.
Doch seht es euch selbst an, wenn ihr die Leitern und Eisenstiege erklimmt. Und seit nicht überrascht wenn aus dem Wanderweg plötzlich ein Bach wird oder die Begehung nur in eine Richtung erlaubt ist.
Ich verabschiede mich an dieser Stelle von euch, denn die Arbeit ruft. Bei Fragen oder Tipps für Wanderungen und Ausflugtipps in der Slowakei stehe ich euch jedoch immer zur Verfügung! Also bis bald, euer Sarah :)
Quellen:
Internet
https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalparks_in_der_Slowakei
Kleine Fatra (Mala Fatra)
http://slovakia.travel/de/diery-kleine-fatra
https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Kleine_Fatra
Slowakische Paradies (slovensky raj)
http://www.slovenskyraj.sk/10naj/de.html
Hohe Tatra (vysoke tatry)
Pieninen Nationalpark (pieninský národný park)
Buch
Slowakei- Michael Müller Verlag Reisehandbuch, 3. Auflage 2013