Sankt Hans
Warum werden in Dänemark noch Hexen verbrannt?
Dieses Jahr war Sankt Hans am 23. Juni, zwei Tage nach dem längsten Tag im Jahr. Das ist das dänische Mittsommerfest. Der Tag heißt so, da das der Name des christlichen Heiligen Johannes der Täufer ist, der am Tag danach, also am 24. Juni, Geburtstag hat. Aber in Dänemark werden Dinge oft einen Tag vor dem eigentlichen Tag gefeiert, so zum Beispiel heißt Silvester hier "Neujahrsabend". Deshalb der 23. und nicht der 24. Juni.
Es kann so scheinen, als wäre Dänemark im Mittelalter stehengeblieben. Hier wird nämlich auf einem Scheiterhaufen eine Hexe verbrannt, entweder bei privaten oder öffentlichen Feuern. Aber warum das? Angeblich fliegen am Vorabend des Sankt Hans die Hexen zum Blocksberg. Mit dem Feuer sollen sie vertrieben werden. Heutzutage werden deshalb symbolisch Hexen aus Stroh, Stöcken und alten Klamotten verbrannt. Das kann schonmal etwas gruselig sein, finde ich. Da ist dann ein großes Feuer und in der Mitte sieht man eine Figur verbrennen, schon recht makaber. Aber das sind die Bräuche hier öfter, siehe Fastelavn. Lotta und ich hatten die Aufgabe bekommen, für das Sankt Hans Fest im Pflegeheim eine Hexe zu basteln. Wir konnten am Anfang gar nichts damit anfangen, da wir den Brauch aus Deutschland nicht kennen. Also mussten wir erst googeln, was man dafür alles braucht und wie man das macht. Im Endeffekt war es dann aber doch recht simpel. Aus zwei Stöcken haben wir ein Kreuz gelegt und in der Mitte zusammengebunden. Dann haben wir einen Kopf aus Stroh und einem Stück Stoff gemacht, den wir oben auf das Kreuz gesteckt haben. Auf den Stoff kam ein Gesicht gemalt und aus dem Second Hand Laden in Solbjerg hat die Hexe dann auch noch ein Kleid bekommen. Fertig war die Hexe.
Die Feier im Pflegeheim war sehr schön. Das war eine große Gartenparty mit Würstchen und Kartoffelsalat und Livemusik. Die Bewohner*innen waren sehr gut drauf und hatten Spaß. Auch viele Angehörige waren da. Und zusätzlich war das Wetter auch noch schön warm und sonnig. Vorallem darüber haben sich viele gefreut, da es in den Jahren vorher wohl oft geregnet hat. Um halb zwei nachmittags war die Party dann vorbei und die Bewohner*innen alle ziemlich platt. Die sind es meistens nicht mehr gewohnt oder nicht mehr stark genug, so lange ohne Mittagsschlaf durchzuhalten. Deshalb war es danach im Heim ziemlich still, aber alle, denen man doch begegnet ist, hatten ein Lächeln im Gesicht von der Feier.