Ganz Wales träumt vom Finale
Ein knappes Jahr im beschaulichen Wales hat einiges verändert. Unter anderem bin ich im Land der Drachen und Schafe zum Rugbyfan geworden. Grund genug, diesem schönen Sport noch einen zweiten Artikel zu widmen.
Seit gut 5 Wochen bin ich nun schon wieder in Deutschland. Mittlerweile habe ich mich hier auch wieder richtig eingelebt. Doch natürlich stehe ich auch weiterhin in Kontakt mit meiner letztjährigen Wahlheimat Wales. Und dort spielen derzeit alle verrückt. Warum? Na klar, momentan findet die Rugby-Weltmeisterschaft in Neuseeland statt.
Wales trumpft (erstaunlicherweise) groß auf
Nicht einmal zwei Monate ist es her, da sah ich die walisische Nationalmannschaft noch selbst live im Millennium Stadium spielen. Die Partie gegen Argentinien war Ende August das letzte Vorbereitungsspiel bevor es für die Truppe aus Wales gen Neuseeland ging. Zwar wurde die Partie (mehr oder weniger souverän) mit 28-13 gewonnen. Doch irgendwie war es ein eher langweiliges Spiel, was nicht so wirklich Mut auf einen großen WM-Triumph machte. In Cardiff wurde anschließend trotzdem gefeiert – so läuft das halt beim Rugby.
Die verzweifelte Suche nach dem Stream…
Wenige Tage nach diesem Spiel ging es zurück nach Hause. Und damit begann die große Suche. Die Suche, nach einer Möglichkeit, die Rugby-WM irgendwie live mitzuverfolgen – am Ende blieb sie erfolglos. Aber die große Rugby-Stimmung wäre vor dem heimischen Laptop/Fernseher ohnehin nicht aufgekommen. Zu einem vernünftigen Rugbyspiel gehören nun einmal auch die abertausenden verrückten, betrunkenen, feiernden, stolzen Waliser.
Der beeindruckende Weg ins Halbfinale
Ich muss gestehen, manchmal wäre ich jetzt doch noch gerne drüben, in Cardiff, mitten in der Nachtmit all den anderen in einem Pub. Bei den aktuellen Leistungen des walisischen Teams wäre es das frühe Aufstehen (dank Zeitverschiebung finden die Spiele zwischen 2 und 8 Uhr Ortszeit statt) auch allemal wert gewesen. Lediglich im Eröffnungsspiel unterlag Wales dem amtierenden Weltmeister Südafrika nach tollem Kampf denkbar knapp mit 16-17. Anschließend wurden Samoa, Namibia und Fiji aus dem Weg geräumt, ehe im Viertelfinale auch Irland mit 22-10 ausgeschaltet werden konnte.
Der Traum vom Titel
Erst kürzlich habe ich mit einem meiner ehemaligen Arbeitskollegen gesprochen. Die Euphorie in Wales könnte momentan kaum größer sein, seit dem Sieg über Irland am gestrigen Samstag träumt das ganze Land vom ersten WM-Titel. Seit der allerersten Rugby-WM im Jahr 1987, bei der gleich zu Platz drei reichte, stand Wales nicht mehr in einem WM-Halbfinale. Einziger „Wehrmutstropfen“: Erzfeind England verlor sein Viertelfinale gegen Frankreich, sodass es nun nicht zum Traumhalbfinale kommt. Aber auch bei einem Halbfinalsieg über Frankreich am kommenden Samstag dürfte ganz Wales Kopf stehen…Ich werde die Daumen drücken!