Ein Stück Heimatluft
Auch abseits des gewohnten Zuhauses in Deutschland konnte Hanna - dank nach Russland eingeflogener Eltern - ruhige Weihnachten und aufregendes Silvester auf russische Art in Samara feiern.
Hallo, Ihr da draußen, ich wünche Euch allen ein gutes neues Jahr. Auf dass es das alte vergessen macht. Ich hatte Euch ja schon bei meinem letzten Artikel angekündigt, dass meine Eltern nach Russland kommen, und dass ich mich wieder nach Samara auf den Weg machen würde. So, nun ist der " Heimurlaub" vorbei und ich werde heute wieder nach Ufa zurückkehren. Die Zeit mit meinen Eltern war wundervoll. Und auch wenn Samara nicht meine Heimat ist, habe ich mich wie zu Hause gefühlt. Es war wieder der altbekannte Alltag mit meinen Eltern. Ich hätte nicht gedacht, dass es so angenehm sein kann.
Die Weihnachtsfeiertage waren sehr ruhig, was vor allem meinem Vater sehr gefallen hat, denn normalerweise ist unser Haus mit Verwandten gefüllt. Diesmal gab es keinen Einkaufs- und Vorbereitungsstress, was sich natürlich positiv auf unser aller Psyche ausgewirkt hat. Wir waren im Ballett und haben uns Schwanensee angeschaut. Es ist schon komisch, dass ich 20 Jahre darauf gewartet habe, und es dann gleich zweimal in einem Monat zu sehen bekomme. Allerding war die Aufführung in Ufa um Einiges besser.
Zwischen den Feiertagen haben meine Eltern gearbeitet und ich habe mich weiter von meiner Krankheit erholt und auch ein klein wenig für meine Zeitung gearbeitet. Abends sind wir oft mit Freunden Essen gegangen und das war jedes Mal ein Erlebnis. Ein ganz besonderes Erlebnis war der Besuch eines Stripclubs, in den uns ein Freund meines Vaters mitgenommen hat.Sagen wir mal soviel: es gab dort für beide Seiten des Geschlechts etwas zu sehen. Und ich habe mich köstlich amüsiert, besonders über meinen Vater, der versuchte, den Frauen zu entkommen. Vor allem, da es da auch vorkommen kann, dass die Gäste die Kleider unfreiwillig fallen lassen.
Ich hatte Euch ja schon einmal erzählt, dass in Russland Silvester wichtig ist, und nicht so sehr Weihnachten. Die speziellen Gründe darfür könnt Ihr später einmal in meiner Zeitung lesen, wenn ich die Adresse habe. Jedenfalls haben wir Silvester bei einem der besten Freunde meines Vaters gefeiert. Es lief sehr zivilisiert ab, und das war mal eine andere Art zu feiern. Die Tische haben sich praktisch unter dem Essen gebogen. Lustig wurde es dann, als wir alle um eine kleine Plastiktanne gesprungen sind und wir ein Gedicht oder Lied für Ded Moros vortragen mussten. Denn hier gibt es Geschenke zu Silverster, aber nicht zu Weihnachten, was wiederum am 07. Januar ist.
Wir hatten auch ein sehr schönes Geschenk für unseren Gastgeber, bloß ist uns da eine kleine, aber weitreichende Panne unterlaufen. Wir wollten ihm eine beheizbare Liege für seinen neue Schwimmhalle schenken, die wir die Ehre hatten, einzuweihen (nur ich durfte nicht in den Pool, da ich ja noch krank war). Nur war die Liege leider zu groß und passte nicht durch die Tür. So,wer jetzt auf die Idee kommt, man hätte ein Fenster als Einstieg nehmen können, so schlau waren wir auch. Nur leider sind alle Fenster fest verglast. So, das ging also nach hinten los, aber man war trotzdem sehr glücklich über das Present. Wir werden jetzt eine neue machen, die man halbieren kann, und dann wird es hoffentlich passen.
Ein weiterer witziger Aspekt an diesem Abend war, dass ich und die Tochter des Gastgebers als Dolmetscher dienen mussten. Meine Eltern sprechen zwar ein bischen Russisch und Englisch, aber das war halt nicht enug. Und so lief die Unterhaltung dann teilweise nur mit uns als Dolmetscherinnen. Nachdem sich jeder den Bauch vollgeschlagen hatte, ist man kollektiv artig in die Schwimmhalle gegangen. Außer mir und Nastja, die Tochter des Gastgebers. Wir sind übereingekommen, dass wir erst mal ne halbe stunde Schlaf brauchten. Den haben wir auch bekommen. Und somit ging das Schwimmen wieder an mir vorbei, ob wohl ich es wirklich gebraucht hätte. Denn die Krankheit hat deutlich Spuren hinterlassen, durch die fehlende Bewegung. Aber momentan muss ich mich mit Sport immer noch zurück halten, leider.
Den 01. Januar 2005 haben wir fast verschlafen, sind dann doch noch zu einem Spaziergang an die Wolga aufgebrochen. Aber nur kurz, denn es war richtig kalt, und meine Eltern wollten mit mir nichts riskieren. Dann ging es für meine Eltern ans Packen, denn sie sind bereits am zweiten Tag des neuen Jahres wieder zurück nach Deutschland.
Sonntag morgen habe ich sie noch zum Flughafen begeitet und verabschiedet haben wir uns mit dem Satz "In 28 Tagen sehen wir uns wieder", denn dann trette ich meinen richtigen Heimaturlaub an. Denn Rest des Tages habe ich nur rumgebummelt und ein bisel Ordnung in unsere Wohnung gebracht. Nun, in vier Stunden werde ich mich in den Zug setzen und mich nach Ufa begeben, in der Hoffnung, dass es jetzt mit meiner Arbeit richtig losgeht. Denn Ihr habt sicher gemerkt, dass bisher diesbezüglich noch nicht viel gelaufen ist. Das liegt zum Teil an meiner Mentorin, die mich fragt, was ich hier überhaupt machen soll, und die mir keine Anleitung gibt, und zum Teil daran, dass ich fast zwei Monate durchgehend krank war. Also bleibt für mich jetztwirklich nur dir Eigenintiative, denn Hilfe kann ich hier nicht erwarten. Das könnt Ihr auch daran sehen, dass ich wieder fast zwei Wochen nicht da war, und das niemand etwas ausmacht, und dass ich mir in 27 Tagen einen Monat freinehmen werde.
So, ich denke jetzt seid Ihr auf dem Laufenden. Nochmals alles Gute zum neuen Jahr und viel Glück
Eure Hanna