Das Einleben - eine wichtige Aufgabe
Nachdem DieFee sich mit dem Lebensnotwendigsten in Gestalt eines Fahrrades versorgt hat, kann sie sich zwischen Hausarbeit und Papierkrieg ungebremst in den irischen Linksverkehr stürzen und herausfinden, was Cork so alles zu bieten hat.
Da bin ich wieder! Vielleicht fragt Ihr Euch: Warum hat sich die Fee so lange nicht gemeldet? Eine durchaus berechtigte Frage. Die Antwort ist folgende: Nachdem ich die erste Nacht in der 12er-Freiwilligen-WG von Simon verbracht habe, musste ich am nächsten Tag in die 4er-WG ziehen, da mein Bett in der großen WG noch gebraucht wurde. So kam es, dass ich erst gestern mein endgültiges Quartier beziehen konnte. Und da es in der 4er-WG kein Internet gibt, hatte ich nie die Muße, mich hier zu verewigen.
Die ersten beiden Wochen sind hier wie im Flug vergangen. Ich komme kaum zum Nachdenken, stolpere einfach so vor mich hin. Neben der Arbeit musste ich so viele Dinge erledigen, wie Bankkonto eröffnen, irische Simkarte besorgen, Sozialversicherungsnummer zulegen, Nahrung kaufen und Vieles mehr.
Und nicht zuletzt: Ein Fahrrad! Ohne Fahrrad kann ich nicht überleben. Aber dass es so schwer ist, hier ein billiges, gebrauchtes Rad aufzutreiben, hätte ich nicht gedacht. Auf vielen Umwegen bin ich nun zu einem sympathischen, rosafarbenen Klapperfahrrad gekommen. Die Tatsache, dass die Bremsen nicht funktionieren, gibt meinen Kamikazefahrten im irischen Linksverkehr noch das gewisse Etwas!
Neben all diesen überlebenswichtigen Dingen gibt es noch eine Aufgabe, die alles in den Schatten stellt: Das Einleben! Sich zurechtfinden, wissen, wo man einkaufen kann, wo es schön ist, wo man joggen kann, wo abends gut weggehen ist…
An dieser Stelle eine kleine Anekdote für Menschen aus Bonn (Hennef :) ), die das „Carpe Noctem“ kennen: Es gibt hier ein zweites Carpe! Es heißt zwar "An Bróg", aber das ist auch der einzige Unterschied. Die Musik ist die gleiche, es sieht in etwa genauso aus, die Klientel ist die gleiche und wie beim Carpe sagen immer alle: "Och nee, nicht schon wieder ins Bróg!", aber am Ende landen sie doch wieder da. Und natürlich wird dort dieses "Push the button- Lied“ von den Chemical Brothers gespielt.
Es ist wohl auch mal an der Zeit, etwas über meine Arbeit zu erzählen, über die ich ja nun etwas mehr weiß: Ich arbeite in einem Residential House, in dem acht ehemalige Obdachlose (Residents genannt) wohnen. Ich helfe im Haushalt, unterhalte mich mit den Bewohnern, was auf Grund von üblem Dialekt und fehlenden Zähnen nicht immer einfach ist. Außerdem gehe mit ihnen spazieren und anderes. Wenn es keine Zwischenfälle gibt - so ganz eitel Sonnenschein ist da natürlich nicht immer-, ist es manchmal echt langweilig. Die anderen Freiwilligen meinten allerdings, dass man mit der Zeit weiß, was man dann tun kann - Papierkram erledigen, zum Beispiel.
Meine Arbeitszeiten sind etwas ungewohnt für mich. Zweimal die Woche arbeite ich von 9:00 Uhr morgens bis Mitternacht und übernachte dann da für den Fall, dass etwas passiert (das nennt sich Sleepover). Einmal in der Woche arbeite ich noch von 9:00 bis 19:30 Uhr. Meistens liegt diese Dayshift direkt nach einem Sleepover, sodass ich dann zwei Tage am Stück arbeite. Dafür habe ich natürlich auch viel frei, manchmal drei oder vier Tage am Stück, und muss dann keinen Urlaub nehmen, um die Gegend zu erkunden. In Irland herumzureisen ist mir sehr wichtig, da Cork an sich zwar eine lustige, aber keine schöne Stadt ist.
Bevor ich nun Schluss mache, sollte ich vielleicht noch schnell erzählen, auf welchem merkwürdigen Weg ich hergekommen bin: Letztes Jahr beschloss ich, einen EFD zu machen, am liebsten in Irland. Als es dann ans Suchen nach einem Aufnahmeprojekt ging, landete ich zufällig auf youthreporter.de, wo mir die Artikel von Paul (vielleicht kennt sie ja jemand von Euch?) gut gefallen haben. Paul hat nämlich in Cork für Simon Community gearbeitet. Eines Tages habe ich ihm eine Mail geschickt, wir haben ein paar Mal telefoniert und er hat mir gesagt, wie ich mich bei Simon bewerben kann. Als ich dann tatsächlich zum Interview eingeladen wurde, habe ich Paul sogar besucht. Nach etwa 1000 Hindernissen und bürokratischen Hürden habe ich nun sozusagen Pauls Nachfolge angetreten. Ich wohne sogar im gleichen Zimmer wie er damals!
So, jetzt muss ich mich mal weiter dem Einleben in meiner neuen Bleibe widmen! Nächste Woche habe ich Training in Dublin und in drei Wochen schon wieder. Davon erzähl ich Euch dann später.
Fotos gibt es auch später! Tut mir Leid, ich hab’s nicht so mit der Technik...