Carumänien 6
Von Pfadfinder-Blondinen beim Militär, Engeln in kurzen Gewändern und quietschsüßem Glühwein: Caro_24 hatte eine aufregende Zeit in Rumänien, die sie zeitweise noch mit zwei kleinen Kätzchen teilen durfte!
Jaaa, irgendwie ein wenig spät, aber ich wollte das vergangene Jahr jetzt auch nicht Ende November aufhören lassen. Irgendwie verständlich, vielleicht, für irgendwen.
Ende November bin ich Paula begegnet, einer achtzehnjährigen Rumänin, die mit ein paar Freiwilligen rumgehangen hat, deren Projekt sie in ihre Schule geführt hat. Sie spricht ziemlich gut deutsch, da sie zu diesen Menschen gehört, die mit drei Jahren in einen deutschen Kindergarten gesteckt worden ist.
In jedem Fall war das Erstaunliche an ihr, dass sie äußerlich das perfekte Beispiel für eine sogenannte "Tussi" ist. Langes, wasserstoffblondes, geglättetes Haar, eine zentimeterdicke Schicht Make-up und nette, bauchfreie Klamotten. Außerdem fand sie das pinke Auto, das gelegentlich durch Arad cruised, stylisch und würde es gern ihr Eigen nennen und steht auf die Jonas Brothers.
Und jetzt kommt's, sie hat mir nämlich von ihren Zukunftsplänen nach der Schule erzählt. By the way, sie ist bei den Pfadfindern. In jedem Fall sagte sie mir: "Ich werde Soldat." Da war Caro aber überrascht. Ich lernte an diesem Abend, Leute definitiv nicht nach ihrem Äußeren zu beurteilen, denn auch wenn sie mega extrem nach Nagelstudio aussehen, können sie eine Karriere beim Militär anstreben. Life is full of surprises.
Gut, weiter im November. Vitali war hier, merkwürdig, seinen richtigen Namen zu benutzen. Wir waren in Timisoara für ein Wochenende. Reicht das? Oder muss ich noch mehr schreiben? Ich könnte noch erwähnen, dass wir in der Shoppingmall waren, bei deren Errichtung und architektonischen Gestaltung man sich wohl ein Beispiel an den amerikanischen genommen hat.
Dann waren wir leider zu spät in der Stadt, um irgendein Geschäft offen vorzufinden, passiert. Also waren wir spazieren, was essen, was trinken. Das Übliche. Das Amüsante an dem Timisoaraaufenthalt war, dass ich Leute getroffen habe, die ich kenne.
Im Zug von Arad nach Timisoara hab ich Sigmars, der auch auf dem Weg zum Flughafen war, getroffen. Sigmars ist ein anderer Freiwilliger, den ich kenne und der in einem Dorf nicht weit von hier wohnt. Er war dabei, nach Barcelona zu fliegen und ich hab ihm noch ein paar nützliche Tipps zum Thema "wie komme ich am besten zum Flughafen" gegeben.
Am Flughafen selbst, beim Warten auf den Bus, trafen wir Pauline, eine andere Freiwillige aus Pecica, die gerade aus Berlin zurückkam. Und am Samstagabend sind wir dann Nicolà, Nacho und Alexandra begegnet. Cooles Gefühl, im Ausland, in einer anderen Stadt als der, in der man wohnt, Bekannte zu treffen.
Als ich zurückgefahren bin nach Arad, hat mich Giovanna freundlicherweise am Bahnhof abgeholt und ist dabei glücklicherweise Felix begegnet. Dies hat uns einen netten Abend bei Tomek und Fatih, zusammen mit anderen Freiwilligen, Pasta und Bier beschert, sehr gut.
Und dann war es auch schon Dezember! Man traf sich mit Leuten auf dem Weihnachtsmarkt, um den günstigen und guten Glühwein zu genießen oder nicht genug vom ungarischen Marzipan zu kriegen. "Are you freezing? We should get a vin fiert." Rumänischer Glühwein, die Lösung für jedes Problem.
Wir waren auch im Theater, übrigens ein sehr schönes Gebäude, und haben uns die Aufführung von alten Menschen aus den Altenheimen dieser Stadt und den Kinder aus dem Curcubeu Centre, in dem wir arbeiten, angesehen. Großartigst! Besonders beeindruckend: Der sechzehnjährige, männliche Engel, der ein zu kurzes Gewand und Glitzerflügel trug und zudem recht unbeteiligt und fehl am Platz wirkte.
Und, das Highlight überhaupt, zwischendurch wurde in den Auftritt der Elfencheerleader eine grandiose und in Rumänien scheinbar sehr beliebte Michael Jackson- Performance eingefügt. Die Menschen hier scheinen irgendwie Michael-Hardcore-Fans zu sein.
Wirklich gut waren aber die tänzerischen Darbietungen der Sinti und Roma-Kinder. Das Tanzen haben die wirklich raus und es herrschte auch wirklich gute Stimmung, als sie die Geschichte von einem abgewiesenen Liebhaber aufführten.
Außerdem ist es Giovanna und mir im Dezember gelungen, ein paar Mal öfter das Schwimmbad aufzusuchen. Und im Flex gab es ein Handmade-Festival, am liebsten hätte ich meine ganzen, mir im Monat zur Verfügung stehenden 160€ in Ohrringe investiert! Ich hab es dann aber nicht ganz so ausarten lassen.
Und ich war nochmal in Timisoara, diesmal mit Giovanna. Das hatte den Vorteil, dass wir zu einer Zeit dort waren, in der die Geschäfte geöffnet hatten, was für unser Vorhaben, Weihnachtsgeschenke zu kaufen, doch recht vorteilhaft war.
Wir sind, nachdem wir Ewigkeiten brauchten, um zu der richtigen Stelle fürs Trampen zu kommen, sehr schnell in Timisoara gewesen, da unser Fahrer im Schnitt 160 km/h gefahren ist. Zudem hat er uns perfekt auf der Piata Unirii abgesetzt, da wo man einen Tag in Timisoara beginnen sollte. Wir haben gut eingekauft, gegessen und nett Tee getrunken.
Zwei Kätzchen sind uns auch begegnet, die wir dann spontan beschlossen haben, mitzunehmen. Mit den Kätzchen und zwei Italienern, die Urlaub in Timisoara machten und sich über uns unterhalten haben, bis Giovanna sie merken lies, dass sie Italienerin ist und alles verstanden hat, sind wir dann noch einen Kaffee trinken gegangen.
Anschließend sind wir dann mit unseren mit Katzen gefüllten Schuhkartons losgezogen, um einen netten Menschen zu finden, der uns nach Hause bringt. Hat geklappt. Wie von Giovanna zwei Minuten zuvor gewünscht, nahm uns ein netter rumänischer Truckfahrer mit, der uns sogar Mandarinen anbot, die er selbst gepflückt hat. Ein nettes Gespräch haben wir mit ihm geführt.
Da er uns nicht ganz bis in die Stadt bringen konnte und wir keine Lust hatten zu laufen, haben wir einfach noch jemanden angehalten, den wir dann noch dazu gebracht haben, uns bis vor die Haustür zu bringen. Jetzt sind wir überzeugte Tramper.
Dann hatten wir noch unser WG-internes Christmasdinner, beim Chinesen. Das Essen war gut, nur leider hat man Ambres und Szilvis Bestellung komplett vergessen. Als Entschädigung haben wir am Ende ein Souvenir von diesem Abend mitbekommen.
Und ich war zum ersten Mal in meinem Leben auf einer Vernissage. An soetwas sollte man häufiger teilnehmen. Das Essen war super und zu trinken gab es auch jede Menge und alles für umsonst; Salate, Häppchen, Kuchen, Kaffee, Obst, Käse. Hoffentlich gibt's bald wieder etwas Ähnliches.
Von der Organisation aus gab's dann auch nochmal ein Weihnachtsessen, ein typisch rumänisches mit viel Fleisch, Sarmale, Wein und Tuica. Ein spaßiger Abend, in der Tat.
Dann gab es noch eine Woche, in der Szilvi und ich allein hier waren, da die Anderen endlich, nach über zwei Monaten, ihr On-Arrival-Training hatten. Bin ein wenig ausgegangen mit Zane und Sabine, die hier auch genächtigt haben. Solche Gäste sollte ich des Öfteren haben, sie haben mich sehr gut mit lettischem Essen bekocht.
Im Kindergarten gab's eine Weihnachtsfeier. Die Mädchen mussten alle rote Röcke und weiße T-shirts tragen und die beiden Erzieherinnen hatten ein rotes Weihnachtsfrauenkleid mit weißen Puscheln. Leider hatten sie nur zwei, also keins für mich. Man kann sich sicher vorstellen, wie enttäuscht ich war.
Außerdem hab ich Bianca geholfen, für den guten Zweck selbstgemachte Weihnachtsdeko zu verkaufen und herzustellen. Es war ein bisschen kalt, da wir einen Stand für umsonst, gleich beim Eingang hatten. Nach sieben bis zehn Stunden macht sich die Kälte doch irgendwie bemerkbar. Aber es hat Spaß gemacht und wir haben unsere Gesichter professionell mit Blumen und anderen Mustern bemalen lassen.
Was mir aufgefallen ist, ist, dass die Leute sehr oft an dem Stand stehen blieben, die Sachen betrachteten, sie mit "Ce frumos!" kommentierten und dann weitergingen. Etwas für den guten Zweck verkaufen zu wollen und etwas Geld für Kinder in Kinderheimen einnehmen zu wollen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Ja, ich weiß, meine Worte sind weise.
Gulasch hab ich auch gegessen, selbstgemachtes von Dan, sehr gut, um Mitternacht. Und ich hab mich um letzte Weihnachtgeschenke gekümmert. Das letzte hab ich ungefähr eine Stunde vor Antreten meiner Heimreise besorgt.
Mit Annika und Therese hab ich mich noch getroffen und wir haben, einen Tag bevor ich gefahren bin, noch einen netten Tag verbracht, mit einem Besuch im Joyce und Kebab, der eindeutig besser schmeckt, wenn man ihn nachts, nach dem Feiern isst.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass die in Rumänien darauf stehen, ich verstehe nicht, warum, und viel andere auch, Mayonaise statt Tzatziki zu verwenden. Für meinen Geschmack abartig, aber ich kenne Menschen, die Döner nur so essen.
Und man hat außerdem versucht, mich mit komplett versüßtem Glühwein abzufüllen. Das ist aber leider nicht gelungen, da ich diesen puren Zucker irgendwann einfach nicht mehr trinken konnte. Mit dem Zucker haben die es hier irgendwie.
So, und dann wurde ich zum Flughafen nach Budapest gebracht und ich flog nach Haus. Und was dort war, das wissen ja die meisten Leser. Eine sehr nette Zeit in jedem Fall.
Wer sich über die Länge meiner Berichte beschwert hat? Nun, ich will ja niemanden öffentlich zur Schau stellen, aber ich kann Tipps geben. Männlich, blond, steht mir recht nah und hat scheinbar keinen Sinn für lange Texte.
Ach ja, und wir hatten einen mega Wintereinbruch mit ganz viel Kälte und super viel Schnee! Super, aber genug für meinen Geschmack.
Ich hoffe, niemanden mit diesen ewig alten Geschichten aus dem letzten Jahr gelangweilt zu haben. Falls doch, ist es mir egal, da es ja jedem selbst überlassen ist, sie zu lesen oder nicht. Ciao!
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