Als ich einmal in China – meinen Ticks erlag
Ich habe mir schon wieder ein paar Schuhe gekauft. Das ist nun schon das vierte Paar. Irgendwie habe ich langsam zu viel Geld für diese Vorliebe ausgegeben. Ich komme einfach an keinem Schuhladen vorbei, ohne dass mein Blick automatisch schon einmal hineinwandert und das Angebot erkundet.
Ich habe mir schon wieder ein paar Schuhe gekauft. Das ist nun schon das vierte Paar. Irgendwie habe ich langsam zu viel Geld für diese Vorliebe ausgegeben. Ich komme einfach an keinem Schuhladen vorbei, ohne dass mein Blick automatisch schon einmal hineinwandert und das Angebot erkundet.
Ich habe da wohl einen Tick und passe mit diesem wie manch andere Frau in ein Klischee, das sich aus mir unerklärlichen Gründen irgendwie Aufrecht erhält. Aber dieses Paar ist jetzt wirklich unschlagbar. (Das würde an dieser Stelle jetzt wohl jede sagen.)
Es sind knallrote handgearbeitete Lederschuhe mit einer ergonomischen Luft gepolsterten Sohle für etwa 25 Euro. So richtige „Rennsemmeln“ würde meine Oma jetzt sagen. Bei ersten Gehversuchen war ich aus zweierlei Gründen ganz beglückt. Erstens, weil sich diese Schuhe wirklich optimal laufen und zweitens, weil mich nun die Leute nicht mehr wegen meiner Größe anstarren, sondern als erstes auf meine roten Schuhe gucken. Ich weiß allerdings nicht, ob sie sie toll oder eher abstoßend finden. Aber das kann mir ja egal sein.
Eine weitere etwas komische Vorliebe, die ich hier entdeckt habe, sind gute Socken. In Deutschland habe ich ja immer meine Probleme damit, Socken zu kaufen. Sie sind entweder gut, aber viel zu teuer – ich sehe ja gar nicht ein, für Socken viel Geld auszugeben – oder sie sind billig und dann leider in den meisten Fällen einfach nur schlecht. Da ich vorwiegend die billigen Massenpackungen kaufe, habe ich also regelmäßig genug Grund mich mal so richtig zu ärgern. Hier in China gibt es so schlechte Socken wie bei uns gar nicht (Die werden wahrscheinlich nur für den Export nach Deutschland hergestellt). Ich habe mir jetzt bestimmt schon zehn Paar Socken gekauft und schlüpfe jeden Morgen ganz begeistert in sehr weiche, wirklich tolle Socken. Ich weiß noch nicht genau, welchen Umfang mein Reisegepäck zur Heimfahrt haben wird – aber es werden auf alle Fälle ganz viele Socken hineinpassen. Und alle meine Schuhe. Und…
Ich habe mich jetzt in den letzten Tagen einmal dazu bringen können, mir die Haare schneiden zu lassen. Hier hat eine die Auswahl zwischen Läden, in denen dann im Preis auch meistens eine Massage enthalten ist und kleinen „Schönwetterfrisören“, die mit einem Stuhl und einer Schere irgendwo in den Strassen Haare schneiden und natürlich viel billiger sind, als die Ladenvariante.
Ich nenne sie „Schönwetterfrisöre“, weil sie in der glücklichen Lage sind, nur bei gutem Wetter arbeiten zu müssen. Irgendwann werde ich mir den Luxus eines Haarschnitts mit Massage auch leisten, aber fürs erste fand ich die zweite Variante viel zu verlockend. Irgendwie exotisch.
Auch in unserem Hof sehe ich bei gutem Wetter unseren hofeigenen Frisör bei der Arbeit. Eines Nachmittags machte ich mich auf die Suche nach ihm und fand, da ich ihn nicht gleich entdecken konnte, dabei auch schnell Hilfe aus der Nachbarschaft. Es stellte sich jedoch heraus, dass er gerade eine Pause eingelegt hatte und nicht dazu zu bewegen war, mir die Haare zu schneiden. Also ging ich in einen der benachbarten Höfe und fand eine Frau beim Wäsche aufhängen, der ich mein Anliegen klar machen konnte. Ich war etwas überrascht, als sie gleich losrannte und einen Hocker, Umhang und Schere holte. Abgesehen von den Schnitten, die mir für gewöhnlich Freundinnen verpassen, war das die billigste Friseuse, die ich je hatte. Sie hat sich wirklich sehr viel Mühe gegeben und wollte dann nur 3 kuai haben. Das sind etwa 35 Cent. Das ist doch wirklich unschlagbar oder? Ich war beim ersten Blick in den Spiegel etwas überrascht. Das war nicht ganz der Schnitt, den ich erwartet hatte. Aber es sieht gar nicht schlecht aus. Ich gleiche mich in der äußeren Erscheinung (außer den roten Schuhen) so langsam der Umgebung an.