Wenn man lernt, was Heimat ist
Jetzt bin ich also hier in Schottland, nach all dem Warten, Bangen und Kämpfen um ein EFD - Projekt und kann es noch nicht so recht glauben. Es ist erst mein fünfter Tag, doch es kommt mir vor, als würde ich schon zwei Wochen die schottischen Gefilde unsicher machen (oder eher die Gefilde mich).
Rückblick
Am Montag hieß es also Abschied nehmen und den Schritt in eine Zeit voller Ungewissheit und Abenteuer wagen. Von Dresden ging es nach Frankfurt, von Frankfurt nach Edinburgh, wo mich eine doch recht stämmige Frau mit einem Lächeln im Gesicht begrüßte. Ihr Name ist Victoria und hatte die ehrenvolle Aufgabe mich mit ihrem roten Ford Ka nach North Berwick zu bringen. Während der Fahrt versuchte ich angestrengt zu verstehen, was Vic mir erzählte, weil sie wirklich einen derben Dialekt hat und das sagen selbst meine schottischen Kollegen. In North Berwick konnte ich vorerst meine sieben Sachen in der Wohnung abladen und diese kurz besichtigen. Vic erzählte mir, dass ich die drei sehr nett eingerichteten Zimmer lediglich für zwei Wochen meine nennen könnte, da ich danach wieder umziehen muss. Das hängt wohl damit zusammen, dass mein Projekt eine Weile keine Freiwilligen hatte, die Wohnung hier sehr gefragt sind und das daher erst mal nur eine Übergangslösung ist. Wider erwarten wohne ich derzeit auch allein, doch wie ich gestern erfahren habe, wird voraussichtlich im Mai eine Türkin mein Freiwilligen-Dasein teilen, worauf ich mich schon sehr freue, denn so schön die Wohnung auch ist, so ungewohnt ist es auch plötzlich allein zu sein und zu merken, dass Heimat doch dort ist, wo Freunde und Familie sind. So hatte es das Heimweh leicht mich in den ersten Tagen zu überwältigen. Nach der Wohnungsbesichtigung fuhren wir zum Leuchie House, meiner Arbeitsstelle, die etwa zwei Kilometer von North Berwick entfernt liegt. Dort angekommen wurden mir die wichtigsten Dinge gezeigt, ich lernte Mairi, meine Chefin und Ansprechpartnerin, kennen und bekam eine Kiste mit Essen in die Hand gedrückt, da ich den kommenden Tag frei hatte um mich in Ruhe einzurichten und North Berwick zu erkunden. Danach fuhr mich Vic wieder zu meiner Wohnung, wo ich genug damit zutun hatte, die ersten Eindrücke zu verarbeiten.
North Berwick
Am Dienstag machte ich also die Strassen North Berwicks unsicher und kam zu dem Entschluss, dass es ein wirklich hübscher Ort ist. Ein wichtiger Punkt ist natürlich der Strand, den ich bei strahlendem Sonnenschein ausreichend erkundete. In North Berwick gibt es einige nette Geschäfte und Restaurants, ebenso einen Park, drei oder vier Kirchen, ein Seabird Center, und und und. Bis ich die für mich persönlich besten Ecken gefunden habe, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Als nächstes lag es an mir ein Geschäft zu finden, wo ich ein paar Adapter für die Steckdosen kaufen konnte, weil einfach nichts von meinen Ladegeräten passte. Bestückt mit den Adaptern und etwas zum Trinken, ging ich wieder in meine Wohnung, wo mich sehr schnell eine Welle des Heimwehs überkam, weil es doch etwas einsam in den drei Zimmern war. Also machte ich mich erneut auf zum Strand, wo viele Familien mit ihren Hunden entlang gingen, die reges Interesse für mich zeigten (die Hunde meine ich :)). Am Mittwoch wurde ich gegen zehn Uhr von Vic abgeholt und mit ins Leuchie House gefahren, wo ich die ersten Anweisungen bekam. Am Abend war ich zum Essen eingeladen. Gegen 20 Uhr saßen wir zu sechst in einem Thai-Restaurant und schlugen uns die Bäuche voll. Das Essen war wirklich köstlich und es war schön die Kollegen ein bisschen besser kennen zu lernen. Gestern bekam ich genauere Instruktionen Tätigkeiten und einen Berg an Informationen über MS und die Einrichtung. Etwas gerädert davon gesellte ich mich zu den Gästen und lernte sie kenne, bis es Zeit für das tolle Valentinstag-Dinner war. Von diesem Dinner war ich wirklich überwältigt. Alles war mit ganz viel Liebe dekoriert und das Essen sehr schön angerichtet. Genauso vollgestopft, wie am Abend zuvor, fiel ich zu Hause ins Bett.
Heute reisen die Gäste ab und am Wochenende wird die Kureinrichtung geschlossen, deshalb habe ich das ganze Wochenende frei und werde mich daran machen Edinburgh zu erkunden.
See you!