Haggis - Mehr als nur Schafsmagen! Teil 2
Sanne präsentiert den nächsten Teil ihrer Highland-Tour. Es geht nach Skye, zu hohen Bergen und sagenumwobenen Flüssen. Und auch ein "typisch" schottischer Videoabend darf dabei nicht fehlen.
So, viel Zeit ist vergangen seit meinem letzten Bericht. Zuviel Zeit, aber das lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern.
Zurück zum Thema "Highland–Tour".
Tag 3: Mittwoch, 28.10.2008
Nachdem wir am Vorabend wie die Wilden getanzt haben und erst in den frühen Morgenstunden in die Betten gefallen sind (oder war das vielleicht doch bloß ich? ;)), fiel das Aufstehen am Mittwochmorgen doch merklich schwer. Das größte Übel war allerdings nicht die Müdigkeit sondern mein unglaublicher Muskelkater, den ich in den Waden hatte und den ich für die nächsten Tage ertragen musste.
Nach einem nicht besonders erwähnenswerten Frühstück pflanzten wir uns wieder alle in den Bus und fuhren drauf los. Unser erster Halt war "Cuith Raing", einem Berg mit tollem Aussichtspunkt von dem aus man einen wundervollen Blick über die Insel bekommt. Das Land, was vor unseren Füßen lag, kann man u.a. auch in den Filmen "Herr der Ringe" und "Stardust" bewundern.
So schön es auch war, so vorsichtig musste man auch sein, da Berge bekanntlich auch Abhänge haben. Greg erzählte uns, dass vor ein paar Jahren zwei deutsche Touristen diese Klippen heruntergefallen und gestorben wären. Keine besonders beruhigende Information, wenn man mich fragt. Aber wir kamen alle unversehrt in den Bus zurück und konnten zu unserem nächsten Stopp aufbrechen, der da hieß "Kilt Rock". An diesem Aussichtspunkt war ich mit meiner Familie schon gewesen und auf dem Weg dorthin fuhren wir durch Staffin, den Ort, wo wir damals übernachteten. Greg musste unbedingt betonen, dass in diesem kleinen Nest ca. 5 Kirchen stehen, was alle ziemlich schräg fanden.
Der Name „Kilt Rock“ (nicht zu verwechseln mit „Kid Rock“ ;)) kommt daher, dass der Felsen geformt ist, wie die Falten am hinteren Teil eines Kilts. Nachdem in den ersten Stunden des Tages unsere einige Aufgabe darin bestand im Bus zu sitzen und mal ein- oder auszusteigen (was für mich an diesem Tag mit meinem Muskelkater verdammt harte Arbeit war!), hieß es am nächsten Haltepunkt nicht nur aus dem Bus klettern sondern auch wandern.
Wir hielten am sagenumwobenen "Old man of Storr". Ja, auch da war ich schon gewesen und ich konnte mich nur zu gut an diesen scheinbar endlosen Weg erinnern. Meine Beine schmerzten mir schon beim bloßen Gedanken daran, aber das schaffte es nicht mich davon abzuhalten diesen Berg erneut zu erklimmen. Mein einziger Gedanke beim hochlaufen war "Warum tust du dir das an? Ein zweites Mal!". Zu meinem Glück beschloss Greg nur die Hälfte der Streck zu gehen und nicht bis zum Gipfel. Meine Beine waren ihm sehr dankbar.
Auf unserer kleinen Aussichtsfläche lag sogar noch ein bisschen Schnee und so hieß es wieder Greg, Shaun und ich gegen den Rest! :) Keiner blieb verschont! Nach diesem Schneekrieg hatten wir uns eindeutig eine Stärkung verdient und so düste Steve mit uns nach Portree. Zusammen mit einer Australierin und einer Kanadierin ging ich wieder in das niedliche, kleine Café, in dem ich schon mit meiner Familie war. Die beiden Mädels waren begeistert.
Von Portree aus begaben wir uns dann auf den Weg um die Insel zu verlassen. Zwischendurch machten wir noch einen kleinen Stopp, der eigentlich für den Anfang des Tages gedacht war. Wir hielten an einem Fluss an, dem "Sligachan river", wo Greg uns eine Geschichte erzählte.
Früher teilte dieser Fluss die Gebiete von zwei verfeindeten Clans, den MacKenzies und den McLeods. Um Frieden zu schaffen auf der Insel planten sie eine Hochzeit ihrer Kinder, sodass beide Clans dadurch verbunden wären. Man sagte, dass die Tochter der MacKenzies die schönste junge Dame der Insel, ja von Schottland sei. Und auch der Sohn der McLeods war nicht ganz ohne. Am Tag der Hochzeit ritt die Braut auf ihrem Esel durch den Fluss. Das Tier aber rutschte aus, verlor den Halt, die Braut fiel und verletzte sich schwer im Gesicht, sogar so schwer, dass ihr danach ein Auge fehlte.
Am Vermählungsort angekommen, verlangt die Braut ihren Schleier erst am Ende der Zeremonie abzunehmen. Die McLeods stimmen zu. Der Moment ist da. "Sie können die Braut jetzt küssen". Als allerdings die McLeods die total verstümmelte Braut sahen, unterstellten sie den MacKenzies sie mit Absicht getäuscht zu haben und der Frieden war verschwunden. Daraufhin saß die junge MacKenzie tagelang am Fluss und weinte sich das eine Auge aus. Die Feen konnten ihr Leiden nicht ertragen und verzauberten den Fluss. Sie sagten ihr, sie müsse ihr Gesicht sieben Sekunden in das Wasser halten und sie würde ewige Schönheit bekommen. Gesagt, getan. Die Braut erlangte ihre ursprüngliche Schönheit zurück und die zwei zerstrittenen Clans schlossen Frieden. Die Sage lässt ebenso verlauten, dass die Feen den Zauber des Flusses nie aufgehoben hätten. Wer immer heute noch sein Gesicht für 7 Sekunden in den Fluss hält, wird ewige Schönheit erlangen. Klingt doch verlockend, oder? Einziger Haken: Schönheit liegt doch bekanntlich im Auge des Betrachters, oder?
Auch in unserer Gruppe gab es einige, die es sich nicht nehmen ließen sieben Sekunden in dem eisig kalten Wasser tauchen zu gehen... mich eingeschlossen! :) Danach war jegliche Müdigkeit aufgrund der vorherigen Nacht wie weggewaschen.
Nach dieser kleinen Erfrischung der anderen Art verließen wir Skye und fuhren zum Eilean Donan Castle, an dem wir am Tag zuvor schon eine kleine Foto-Pause eingelegt hatten. Diesmal hatten wir aber Zeit an einer kleinen Führung teilzunehmen. Besonders interessant war das Innere des Schlosses aus dem Grund, dass selbst heutzutage noch eine Familie dort lebt und am nächsten Tag sogar eine große Geburtstagsfeier dort stattfinden sollte.
Bevor wir uns auf den langen Weg nach Ullapool begaben, machten wir noch eine kleine Pause am Loch Alsh.
In Ullapool angekommen, wurden wir in einem kleinen, sehr familiären Hostel auf sehr liebevolle Art und Weise und mit leckerer Suppe aufgenommen. Nach dieser kleinen Stärkung organisierte sich jeder in seinem Zimmer. Danach gingen wir auf Futtersuche. Dummerweise hat Ullapool zwei angeblich sehr gute Fish & Chips Take Aways. Da die Mehrheit für dafür war, schloss ich mich an und aß erneut dieses so typisch britische Essen. Keine Ahnung, ob es wirklich besser war, als an anderen Orten, oder ob ich mich einfach an den Geschmack gewöhnt habe, aber es war nicht so schlimm, wie erwartet.
Nach diesem unglaublich britischen Abendbrot beschlossen die meisten unserer Truppe einen Videoabend im Hostel zu machen. Das Ehepaar, dem die Unterkunft gehört, hatte ein paar Videos, u.a. "Braveheart", der ultimative Film für Schottlandfans! Und ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Es hätte keinen besseren Zeitpunkt geben können, als bei einer Highlandtour! So war das kleine Wohnzimmer rappelvoll mit Reiselustigen und der Abend nahm ein Ende mit einem Gefühl von "Freedom!".
P.S.: Sorry, ich kann irgendwie keine Bilder einfügen.