Alles hat ein Ende...
LisaZ kann es noch kaum fassen, wie schnell die Zeit in Wien verging. Sie erinnert sich an die schönen Momente und die vielen Erfahrungen, die sie machen konnte.
Es ist vorbei ... Schluss ... Aus ... Einfach vorbei... zehneinhalb Monate in Wien sind um! Aber warum? Warum nur muss diese schöne Zeit so schnell um sein? Ich bin doch erst vor kurzem angekommen.
Warum nur vergehen die schönen Momente schneller als die weniger schönen? Oder kommt es uns nur so vor als ob? Dauern beide Zeiten genauso lang an und die schönen gehen nur so schnell um, weil wir sie so sehr genießen? Weil uns da nicht bewusst ist, dass diese mal vorbeigehen und wir jeden schönen Moment in uns aufsaugen und diese nicht vergehen sollen?
Aber warum war meine Zeit in Wien so schön? Was für ein Resümee kann ich ziehen?
Ist es mir überhaupt jetzt schon möglich oder zeigt es sich erst mit ein wenig Abstand komplett?
Was habe ich gelernt, wie ist das Schöne zustande gekommen und was macht das Schöne eigentlich aus? Wann ist etwas schön?
Nun, meine Zeit in Wien ist schwer in Worte zu fassen. Grob gesagt, es war eine Zeit des immer wieder neuen Lernens und mit vielen neuen Erfahrungen.
Zum Beispiel versuche ich mir auszurechnen wie viele neue Menschen ich in den letzten Monaten kennen gelernt habe und aus wie vielen Ländern ich nun Kontakt zu Personen hatte.
Aber es ist einfach schier unmöglich alle zu zählen, weil es so viele waren. Mit manchen habe ich vielleicht nur an einem Abend ein nettes Gespräch gehabt, mit anderen wiederum hatte ich für längere Zeit zu tun, habe mit ihnen Ausflüge unternommen, gefeiert, gelacht, etc.
Immer wieder waren da neue Leute, weil der eine den anderen kennt und der wiederum den kennt. Bei den WG-Parties war es z. B. so, dass man alle Leute/Freunde mitbringt die man kennt. So kam es oft vor, dass ich dort wieder neue Leute getroffen habe.
Was ist mit den Familien, Eltern, Ärzten, etc. mit denen ich in meinem Projekt, der Stiftung Kindertraum, zu tun hatte? Menschen mit denen ich vielleicht nur einmal am Telefon Kontakt hatte um Auskünfte über die Einreichung eines Herzenswunsches zu geben, bei der Organisation der Herzenswunsch-Projekte, bei Wunschübergaben, etc.
Du, liebe/r Leser/in, merkst wahrscheinlich, dass es wirklich einfach unmöglich ist.
Ich habe jedoch mit jedem neuen Kennenlernen festgestellt, dass man offener wird, sich eher traut auf jemanden zuzugehen. Sowas muss zum EFD einfach dazu gehören.
Wie oft habe ich es erlebt, dass ganz überraschend neue Freiwillige gekommen sind und vielleicht nur für eine Nacht in der WG übernachtet haben.
Soll man sich in solchen Situationen dann in seinem Zimmer einschließen, weil man der neuen Person misstraut, weil sie fremd ist? Und weil man ihr nicht innerhalb weniger Sekunden/Minuten vertrauen kann um sich mit ihr zu unterhalten und die Person kennenzulernen?
Vielleicht auch weil sie nicht die eigene Sprache spricht, aus einem anderen Land kommt mit einer (vielleicht ganz) anderen Kultur?
Dabei muss ich immer an meinen Anfang in Wien denken. Ich bin damals von Anna vom Flughafen abgeholt worden. Sie war so offen, herzlich und fröhlich. Im Zug in die Stadt hat sie einfach drauflos geredet und mir dieses und jenes erklärt und erzählt.
Ich habe kaum Worte rausgebracht vor lauter Aufgeregtheit und auch Schüchternheit. Ich kannte sie ja gar nicht und trotzdem redete sie mit mir als würden wir uns schon ewig kennen. Gleichzeitig war alles so neu und fremd.
Gleich am selben Abend sind wir beide noch gemeinsam Essen gewesen und sie hat mir ein bisschen die Stadt gezeigt. Anschließend stellte sie mir noch weitere Freiwillige vor und auch von ihnen wurde ich herzlich willkommen.
In den darauf folgenden Tagen haben wir alle gemeinsam Ausflüge unternommen und es war irgendwie selbstverständlich, dass ich mitkam.
Ich war eine von ihnen und Teil der Gruppe. Anfangs hatte ich Bedenken wie ich die freien Tage verbringen würde, denn mich den anderen "aufzwingen" oder womöglich bei deren Aktivitäten selbst einladen wollte ich mich natürlich auch nicht. Also fragte ich vorsichtig nach, ob es ok wäre wenn ich mitkäme und als Antwort kam prompt ein überraschtes "Ja, natürlich!" oder "Ja, gerne! Würd mich freuen, wenn du dabei bist".
Warum überrascht? Nun, ich habe es auch erst im Laufe der Zeit herausgefunden. Denn bei den EFDlern ist es ein bisschen anders. Du bist bei allen Aktivitäten herzlich willkommen. Es ist schon eine Selbstverständlichkeit, dass du dabei bist, weil jeder daran interessiert ist neue Leute kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen, zu plaudern, etc. Immerhin ist das auch ein Teil des EFD's, interkulturelles Lernen!
Und vor allem wenn du neu in der Stadt bist scheint es, dass sich die Freiwilligen besonders um dich kümmern, da jeder weiß wie schwer der Start sein kann und wie man sich fühlt.
Die zweieinhalb Wochen, die ich mit Anna und den anderen "alten" Freiwilligen zusammen gelebt habe und meine Freizeit mit ihnen verbracht habe, zaubern mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Es war einfach eine so schöne und auch unbeschwerte Zeit. Ich hatte so viel Spaß mit ihnen und war begeistert von all dem Neuen was ich kennenlernte und was auf mich zukam.
Einige weitere schöne Erlebnisse waren:
Die vielen Sonntage im Winter, an denen ich im Kaffeehaus ein gutes Buch gelesen habe.
Die Stadt war recht leer und hatte ein ganz besonderes Flair.
Und nicht zu vergessen die vielen Ausflüge mit Nadine und Ansca. So waren wir z. B. in Baden bei Wien, Bratislava und Budapest. Alles drei sehr sehr schöne Städte, die man echt mal besucht haben MUSS!
Am schönsten fand ich Bratislava. Ich war richtig überwältigt von der Schönheit dieser Stadt. Obwohl es eine Großstadt und auch die Hauptstadt der Slowakei ist merkt man davon eher wenig. Stattdessen wirkt die Stadt sehr ruhig, klein und ein bisschen verschlafen. Dies jedoch nur im positiven Sinne. Sie ähnelt Wien, denn es gibt viele historische Häuser und eine sehr schöne Innenstadt. Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit (was ich in Wien manchmal doch vermisst habe).
Die vielen Herzenswünsche bei denen ich mithelfen konnte/durfte.
Vor allem auch die Gespräche mit den Familien, Teil eines wunderbaren Teams zu sein von dem ich von Anfang an herzlich und mit offenen Armen aufgenommen wurde.
Die lustigen und schönen Tee-, DVD- und Kochabende mit Franzi und die dazugehörigen wunderbaren Gespräche über Gott und die Welt.
Und last but not least die Skifreizeit mit anderen Freiwilligen von meiner meiner Hostorganisation im März!
Wir waren vier Tage in Spital am Phyrn, einem Kaff in Oberösterreich Grenze zur Steiermark. Wir hatten eine eigene Hütte auf dem Berg, was natürlich fantastisch war. Gekocht haben wir in kleinen Gruppen für alle. War echt toll und wir hatten alle viel Spaß.
Es war eine Zeit voller neuer Erfahrungen – guten wie auch schlechten. Eine Zeit des Lernens und Fühlens ist sie gewesen, aber...
Es ist vorbei ... Schluss ... Aus ... Einfach vorbei... zehneinhalb Monate in Wien sind um!
Stellt sich wohl nur noch eine Frage: Was kommt jetzt?!