Kalte Füße, aber warme Schuhe
Rote_rike ist rundum glücklich: Nur noch wenige Tage, dann landet sie als frischgebackene Europäische Freiwillige auf dem Flughafen von Reykjavík!
Willkommen zu Tagbucheintrag No. sex (das ist die isländische Schreibweise). Auch bei mir sind die Tage gezählt. Ich friste die letzten Stunden mit Verabschiedungen, Großcousinesäugling-schwenken und Tanzen gehen. Fühle ich sehr, sehr gut und zeuge überraschenderweise keine Anzeichen der erwarteten panischen Schwitzanfälle. Alles wird gut.
Es ging mir nach den zwei Wochen mit meinen Freunden aus Kroatien, Bosnien i.H. und Nordirland mal nicht so gut. Denn unser dreijähriger Austausch ging mit diesem Jahr und der Gastgeberaufgabe der deutschen Gruppe zu Ende. Nun wollen einige von uns ihre Laufbahn als Juniorleader starten, denn "the show must go on". Ich war die Person der deutschen Gruppe und kann nun dieses Jahr nicht im Rahmen meines Soziale-Arbeit-Studiums damit weiter machen.
ABER hey: mein Wunsch geht in Erfüllung und exakt in drei Tagen um diese Zeit stehe ich in Berlin-Schönefeld schon auf der anderen Seite der Glasscheibe, bin überglücklich dass niemand die Tonnen Übergewicht bemerkt hat und winke meiner verheulten Mutter (und Guido, Papa, Oma......). Es gründete sich nämlich ein kleines Abschiedskomitee, was ich an sich natürlich sehr ehrenhaft finde.
Doch bin ich momentan so glücklich, dass ich am absoluten Realitätsverlust leide und die Schweißausbrüche wie gesagt noch ausbleiben, dass mich die Gedanken an weinende Gesichter ein wenig ängstigen. Wie soll man auch verstehen, dass man für ein Jahr weggeht? Ich denke nur an den nächsten Tag und daran, wie ich vom 03.09.06 (Tag der Anreise) zum 05.09.06 überlebe. Uns ist nämlich ein kleiner Fehler unterlaufen und so wusste meine Aufnahmeorganisation zunächst nicht, dass ich schon vor dem offiziellen Termin ankommen werde. Ich hatte ja geschrieben, dass ich mich absichtlich für den 03.09. entschieden hatte. Natürlich war ich davon ausgegangen, dort einen mit wedelndem "velkominn"-Poster bewaffneten Tutor zu finden. Aber niemand wusste von mir. Egal, jetzt ist alles geklärt, ich habe kein Programm für die ersten Tage in Einsamkeit und ohne Robert Pearson, aber ich werde es überleben und die Chance nutzen, mich dort umzusehen. Habe außerdem auch eine Einladung ins Büro am 04.09.06 und darf dort zu Mittagessen, werde also auch nicht verhungern!
Mein Isländisch hält sich peinlich im Zaum und ich muss unbedingt während der ersten Tage dort und meiner letzen hier was dagegen tun! Über die Sache, die ich oft in den Berichten der Anderen gelesen habe, mache ich mir keine sonderlichen Gedanken. Meine Freunde sind meine Freunde. Durch den Schulwechsel vor zwei Jahren durchliefen wir bereits diese Prüfung aller jungen Menschen und ich durfte feststellen, dass meine Freunde einfach mal wirklich treue Freunde sind. Also keine Angst. Was anderes soll einen denn auch sonst beruhigen, wenn man ein Jahr vor der Rückreise schon Angst vor Veränderung haben muss? Wichtig für mich ist: Ich habe meinen Studienplatz in Berlin zum Wintersemester 07/08 und kann sagen: ICH KOMME WIEDER!
Ich wünsche Euch alles Gute von ganzem Herzen. Ein deutsches „Alles wird gut“ von Nina Ruge vorerst zum letzten Mal. Saell sagt: Rike