Februarferien
Zwei Wochen Ferien mit meiner Schwester.
„C'est les mêmes! C'est impressionnant!“ Das waren so ungefähr die Sätze, die ich während der zwei Wochen Ferien in denen mich meine Schwester hier besucht hat am öftesten gehört habe. Obwohl ich ja nicht finde, dass wir uns so extrem ähnlich sehen, waren die meisten Leute, die mich hier schon seit einem halben Jahr kennen, anderer Meinung. Jean-Paul meinte sogar, wenn Lio an meiner Stelle in die Schule gehen würde, so gäbe es wohl viele, denen das nicht auffiele. Nun, wir haben es nicht getestet...
Nachdem ich Lio Freitag Abend vom Bahnhof abgeholt hatte und sie nach der langen Zugfahrt und ich nach meinem Arbeitstag recht müde waren, machten wir uns Samstag einen ruhigeren Tag und ich zeigte ihr ein wenig Laval, was zwar schön ist, wo man aber nach ein, zwei Stunden auch alles sehenswerte gesehen hat. Abends waren wir zum Aperitif bei Jean-Paul eingeladen, was sehr nett war. Ohne Apero, wie die Franzosen sagen, ist eine echte Mahlzeit hier übrigens nicht vorstellbar. Was man in Deutschland ja eher selten zu besonderen Anlässen macht, ist hier ganz normal und gehört vor jedes vernünftige Essen!
Sonntag bot Claudie an, mit uns zum Mont Saint Michel zu fahren, das sie sowieso in diese Richtung fuhr, um ihre Mutter zu besuchen. Das Angebot nahmen wir gerne an, da ich bei dem immer noch liegenden Schnee und ohne Navi nicht allzu große Lust hatte, selber dorthin zu fahren. Bei schönsten Sonnenschein fuhren wir morgens früh los und nach einem kurzen Besuch bei der Mutter konnten wir anschließen den Mont Saint Michel besichtigen, den ich auch bei meinem mittlerweile dritten Besuch immer noch beeindruckend finde. Trotz des schönen Wetters waren bis auf die üblichen Japaner Gruppen kaum Touristen da, was sehr angenehm war.
Nachdem wir die Abtei besichtigt und die wunderschöne Aussicht von dort oben genossen hatten, war es noch früh am Nachmittag und daher fuhren wir weiter bis nach Cancale, immer an der Küste entlang. Cancale ist bekannt für seine Austern, von denen wir dann auch prompt eine zum probieren angeboten bekamen. Beim Essen fand ich dann bestätigt, was ich mir sowieso schon gedacht hatte: ich mag Austern noch weniger als Miesmuscheln! Ich mag weder den Geschmack, noch die Konsistenz, noch den Gedanken, dass die arme Muschel noch lebt und quasi erst stirbt, wenn man die Schale aufmacht. Naja, jedem das Seine, aber mir ganz sicher keine Austern!
In den nächsten Tagen waren wir oft zum Essen eingeladen; wieder bei Jean-Paul, bei Eun-Mi, der Koreanerin aus meinem Sprachkurs und dann bei Xuan Thao, einer Vietnamesin, ebenfalls aus meinem Sprachkurs. Sie machte uns sehr leckeres vietnamesisches Essen, was sogar vegetarisch war! Ansonsten werde ich hier nämlich regelmäßig verwundert angeschaut, wenn ich sage, dass ich kein Fleisch esse. Für viele Franzosen scheint das nämlich eine extrem abwegige Idee zu sein, dass man freiwillig keine Fleisch essen könnte und so habe ich hier noch keinen Franzosen getroffen, der Vegetarier ist. Die Schüler fragen mich regelmäßig beim Essen, ob ich denn dann nie bei McDonalds essen könne...welch entsetzliche Vorstellung!
Mittwoch waren wir bei Aurélien, dem Sohn der Freundin von Jean-Paul, der hier in Laval arbeitet, aber eigentlich in Fougères wohnt, wo er jedes Wochenenden hin zurück fährt und mich manchmal mitnimmt, um, wie er meint, mir zu zeigen, wie man La Fête en France macht. Dazu vielleicht ein anderes mal mehr;)
Mittwoch haben wir aber erst mal zusammen gekocht und nachher zusammen mit seinem jüngeren Bruder gegessen. Später haben wir dann noch „Petit Bac“ gespielt, kleines Abi also, wie Stadt Land Fluss hier heißt. Das war zwar nicht ganz einfach auf französisch und dann auch noch gegen Franzosen gespielt, dafür lernt man aber auch allerhand, so z.B. dass es in Frankreich einen extra Beruf gibt, bei dem man Äste von Bäumen absägt. Den Namen hab ich aber leider nicht behalten.
Samstag besuchten wir eine andere Freiwillige, Anastasia aus Russland, in Rennes. Dort schauten wir uns mit ihrer Mitfreiwilligen Sylvie, die Stadt an und liefen bei echtem Bretagne Wetter, will heißen schönste Sonne und fieser Nieselregen in häufigem Wechsel, über einen der größten Lebensmittelmärkte Frankreichs. Dieser findet dort jeden Samstag Morgen statt und an Essen gibt es dort quasi nichts, was es nicht gibt.
Am Dienstag beschlossen wir, sportlich aktiv zu werden und machten eine Fahrradtour auf dem alten Eisenbahnweg, der jetzt zum Fahrrad und Wanderweg umgebaut wurde.
Abends kamen mich Lena und Tamara aus Deutschland besuchen, mit denen wir Mittwoch Angers besichtigten.
Tamara fuhr abends weiter nach Redon zu anderen Freunden und Lena blieb noch bis Freitag morgen. Lio fuhr auch Freitag wieder nach Hause, und jetzt fühlt es sich schon eine wenig seltsam an, wieder ganz „alleine“ hier zu sein, nach einer so schönen Ferienzeit!