Sprache und Kultur voneinander lernen - Deutsch-Tschechischer Tandemsprachkurs
Man lernt die Fremdsprache und die andere Kultur am besten, wenn man von ihnen umgegeben ist. Demzufolge wird schon seit einigen Jahren der Deutsch-Tschechische Tandemsprachkurs organisiert, wo sich Menschen aus Deutschland und Tschechien treffen, um voneinander die Sprache und Kultur ihrer Nachbarn zu lernen.
Es gibt viele Leute, für die der Bergriff „Pernink“ oder „Tandem“ ein Synonymum für Kennenlernen, Erlebnisse, Spaß, Liebe und einfach tolle Zeit darstellen. Nicht von ungefähr assoziieren diese Leute jene Begriffe mit diesen Gefühlen. Sie erinnern sie nämlich an den einzigartigen Deutsch-Tschechischen Tandemsprachkurs, also an eine Veranstaltung, wo 20 Teilnehmer*innen aus Deutschland und Tschechien (10 je Land) über 14 Tage hinweg gemeinsam leben, die Sprache ihrer Nachbarn lernen, wertvolle Erfahrungen erwerben und unvergessliche Erlebnisse durchleben. Lassen wir uns also diesen Event näher untersuchen.
“Wenn man ‚Pernink‘ sagt, stelle ich mir ein kleines Dorf im Erzgebirge (Krušné hory) vor, in dem ich viele tolle Leute kennengelernt habe und in dem mein Weg in die deutsch-tschechische Umgebung begonnen hat. Es gibt viele Gründe, warum ich an diesen Ort so gern zurückkehre. Es ist deshalb keine Überraschung, dass ich hier schon dreimal gewesen bin: einmal als Teilnehmerin, das folgende Jahr als Organisatorin des Kurses und dann als die Vertreterin des Vereins GFPS.“
Mit diesen Worten – und mit ehrlicher Begeisterung in ihren Augen – beantwortete Martina die Frage, was sie sich vorstellt, wenn sie den Namen des Dorfes hört.
Jenes kleines Dorf wird nunmehr seit zwölf Jahren zum Zeugen eines Projektes, das in Tschechien sehr lange beispiellos war. Wie es die vorausgehenden Zeilen haben vermuten lassen: der Name des Projektes lautet Deutsch-Tschechischer Tandemsprachkurs, woraus zu schließen wäre, dass es sich um einen klassischen Sprachkurs handeln mag. Das aber entspricht der Wahrheit nicht ganz. Der richtige Unterricht verläuft in der Tat zwar vormittags; nachmittags werden allerdings verschiedene Spiele und Tätigkeiten durchgeführt, die auf die praktische Anwendung der neu im Unterricht gewonnenen Erkenntisse zielen. Des Weiteren werden bei diesen Spielen Sprachbarrieren abgebaut und die Teilnehmenden einander nähergebracht. Der Kurs findet unter dem Schutz des studentischen Vereins GFPS (Gesellschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa) statt, dessen Ziel es ist, nicht nur Projekte für Studierende aus Deutschland, Polen, Tschechien, Belaruss und aus der Ukraine zu organisieren, sondern auch Studenten- und Praktikantenstipendien zu vergeben.
Der zwölfte Jahrgang dieses Kurses musste um drei Tage gekürzt werden, denn die Hütte war bereits seit dem vorherigen Sommer voll ausgebucht. Der Kurs kam folglich von 20. bis 31.08. zustande; um so intensiver genossen aber die Teilnehmenden seinen Verlauf. Der Unterricht wurde in zwei Gruppen eingeteilt: in eine deutsche und in eine tschechische Gruppe. Weil die Teilnehmer*innen aus Deutschland vorwiegend Anfänger waren, wurden in dieser Gruppe die Grundlagen der Sprache vermittelt. Die tschechischen Teilnehmer*innen hatten hingegen schon vor ihrer Teilnahme an Tandem seit einigen Jahren Deutsch gelernt, obwohl auch hier eine Ausnahme erschien. Der Unterricht wurde somit auf ein höheres Sprachniveau ausgerichtet.
Bevor sich die Teilnehmer*innen versahen, war der Vormittag stets schnell vorbei und sie konnten – nach jedem wahrhaft fürstlichen Mittagessen – die Nachmittagsaktivitäten in Angriff nehmen. Einmal war es eine Erkundung des Dorfes und Kommunikation mit den Einheimischen, ein anderes Mal wurden Bewerbungsgespräche geübt oder deutsch-tschechische Themen erarbeitet. Was auch immer unternommen wurde: es herrschte – nach wie vor – eine fabelhafte Stimmung!
Nach den gemeinsam durchlebten Tagen begannen die Teilnehmenden, eine Gruppe zusammenzustellen und feste Freundschafte anzuknüpfen. Dies sollte allerdings noch auf den Prüfstand gestellt werden. Am Dienstag der zweiter Woche wurde nämlich eine Exkursion mit Booten von Loket nach Karlsbad eingeplant. Honza, einer der Organisatoren, beschrieb die Exkursion so:
„Im Rahmen des Tandemkurses machten wir uns nach Loket auf, von wo aus wir auf Paddelbooten nach Karlsbad aufbrachen. Für mich war es das ersten Mal, dass ich so über einen Fluss geschippert bin, deshalb war ich ein bisschen besorgt. Ich hatte aber im Paddelboot einen erfahrenen Steuermann, sodass ich diese Fahrt über die Eger echt genossen habe und ich denke, dass auch den Übrigen deiser ungewöhnliche Ausflug gefallen haben dürfte. Die Wasseroberfläche war an ein paar Stellen nicht ideal, sodass wir stecken geblieben sind, aber die Großteil der Strecke war reibungslos passierbar, und wir alle sind ordnungsgemäß in Karlsbad angelangt.“
Die Gruppe bestand diese Herausforderung demnach perfekt und konnte ein hinreissendes Abenteuer geniessen.
Nach diesem Abenteuer zusammengeschweisst, genossen alle den Rest des Kurses in vollen Zügen, der sich allmählich seinem Ende zuneigte. Am Freitag kam nicht umhin, alle Sachen einzupacken und sich langsam auf den Weg nach Hause zu machen. Das Abschiednehmen war nicht leicht; ich glaube aber, dass die Teilnehmer*innen bleiben – wie jedes Jahr – im Kontakt bleiben und sich regelmässig treffen werden.
Der zwölfte Jahrgang war wieder ein wahrhaft gelungenes Projekt, auf dem neue Freundschaften geknüft und alte gefestigt worden sind. Die Teilnehmer schafften es tatsächlich eine freundschaftliche Gruppe zu formen, die von jeder Tätigkeit begeistert war. Es freut mich, dass dieses traditionelle Projekt von GFPS nach wie vor so hervorragend vonstatten geht und nur positive Eindrücke hinterlässt. Als der ehemalige Vorsitzender von GFPS-CZ bin ich über diese Gegebenheit sehr erfreut sowie über die Tatsache, dass das Projekt Leute unter seine Fittiche genommen hat, die Tandem mögen und für seine erfolgreiche Fortsetzung sorgen.
Zum Schluss lasse ich noch einmal Martina sprechen, deren anregenden Worte vielleicht für einige ein entscheidender Anstoss sein mögen:
„Die Teilnahme an diesem Kurs kann ich allen auf’s Höchste empfehlen. Ihr erlebt zwei Wochen an einem wunderschönen Ort, mit der Gruppen von deutsch-tschechischen Teilnehmern. Ihr findet heraus, dass nichts unmöglich ist und ihr erlebt viele hervorragende Momente. Also, fasst euch ein Herz und fahrt hin!“