Schüleraustausch nach Thailand?! - ENSA macht’s möglich!
In diesem Artikel erfahrt ihr, wie ihr einen Schüleraustausch in Länder, die nicht gerade zum Standard-Schüleraustauschrepertoire gehören (Frankreich, Italien, Spanien, England, USA) verwirklichen und dabei an interessanten Projekten teilnehmen könnt - ohne dafür allzu tief in die Tasche greifen zu müssen…
Die ENSA (entwicklungspolitischer Schüleraustausch) ist eine Initiative, welche das Ziel hat, die interkulturelle Kompetenz sowie das globale Lernen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15-24 Jahren zu fördern.
Dabei ist es der Organisation besonders wichtig, dass "Begegnungen auf Augenhöhe" stattfinden, also Deutsche und Austauschpartner gleichermaßen an der Begegnung beteiligt sind.
Bei einer 2-3-wöchigen Begegnung arbeiten die Jugendlichen zusammen an einem entwicklungspolitischen Projekt. Es gibt dabei Income- und Outgoing-Begegnungen. Im ersten Fall besuchen Jugendliche aus den ENSA-Ländern Deutschland, im zweiten Fall besuchen deutsche Jugendliche ein solches Land.
Aus Gründen der Fairness werden normalerweise beide Begegnungen gefördert.
Aber wie kommt ihr nun dazu?
Voraussetzungen
Mitmachen können Schulen oder NGOs unterschiedlichster Art. Wenn ihr so ein Projekt auf die Beine stellen wollt, braucht ihr eine oder besser gleich mehrere motivierte Personen, die sich um die Bewerbung bei ENSA kümmern und das Projekt leiten und betreuen. Das können Lehrer, Sozialarbeiter, Gruppenleiter aber auch Eltern sein.
Infos zur Bewerbung und zu Bewerbungsfristen findet ihr hier:
http://ensa-programm.com/teilnahme_bewerbung
In meinem Fall war es ein Lehrer, der privat sehr viele Sprachen (u.a. auch thailändisch) lernt, der die – zugegebenermaßen etwas verrückte Idee – hatte, einen Schüleraustausch nach Thailand zu organisieren, auf das ENSA-Programm stieß und sich bewarb.
Natürlich braucht man auch eine motivierte Gruppe, die sich natürlich auch um die Vorbereitung auf die Reise und das Projekt kümmern muss. Laut ENSA beträgt die optimale Gruppengröße 6-12 Personen.
Wir reisten mit 14 Schülern und 2 Lehrern nach Thailand, weshalb wir das Geld auf mehr Personen aufteilen mussten und deshalb jeder einen etwas höheren Eigenanteil zahlen musste.
Länder
Die ENSA fördert Kooperationen mit Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und Südosteuropa. Eine Übersicht über die möglichen Länder findet ihr hier: http://www.ensa-programm.com/wp-content/uploads/Antragsunterlagen/ENSA_2013_DAC-Liste.pdf
Die meisten Projekte finden in Afrika statt, aber wenn man die Berichte über die Projekte der vergangenen Jahre liest, merkt man, dass von Nicaragua über Weißrussland bis hin zu Bangladesch die Palette der verschiedenen Länder sehr groß ist.
Interessanterweise war meine Gruppe die erste Gruppe, die nach Thailand ging.
Das Projekt
Bei der Bewerbung muss der ENSA ein Konzept für ein entwicklungspolitisches Projekt vorgelegt werden. Dies kann von Theater-Projekten über Wasser-Projekte zu Projekten zur Stärkung der Frauenrechte gehen.
Bei unserem Projekt musste jeder potentielle Teilnehmer einen zweiseitigen Projektvorschlag schreiben und einreichen. Die Projektleiter entwickelten daraus ein Konzept, welches sie bei der Bewerbung für die ENSA-Förderung vorlegten.
Letztendlich hieß unser Thema schlicht und einfach "Essen". Dabei verglichen wir deutsches und thailändisches Essen, untersuchten regionale Unterschiede oder verschiedene Essgewohnheiten. Neben der (zugegebenermaßen manchmal etwas trockenen) theoretischen Arbeit, hatten wir die Chance, viele praktische Erfahrungen, Essen und Lebensmittel in Thailand betreffend zu sammeln.
Beispielsweise nahmen wir an den Essensspenden für buddhistische Mönche teil, besuchten eine Produktionsstätte für getrocknete Bananen, ernteten Mangos und durften Reis aussäen.
Wir beschäftigten uns auch mit Themen wie "Fair Trade" und "Sufficient Economy".
Auch das gemeinsame Kochen durfte natürlich nicht zu kurz kommen.
Die Vorbereitung auf die Reise
Jede Gruppe muss vor ihrer Reise an einem 3-tätigen ENSA-Seminar, welches von zwei ENSA-Seminarleitern gestaltet wird, teilnehmen. Diese sind zumeist Sozialarbeiter und haben eine längere Zeit im Ausland, im Optimalfall auch im Ausreiseland verbracht.
Zuvor findet noch eine 3-tägige ENSA-Planungskonferenz statt, bei der sich die Leiter und 1 bis 2 Repräsentanten der Gruppen aller ENSA-Teilnehmer treffen. Dort spricht man über die groben Rahmenbedingungen, während bei dem individuellen Vorbereitungsseminar speziell auf das jeweilige Land und Projekt eingegangen werden sollte.
Noch kurz ein Wort zu meinem ENSA-Seminar (Das ich abiturbedingt leider nur zur Hälfte mitbekam): Geleitet wurde es von zwei Leuten, die im sozialen Bereich arbeiten. Einer der Leiter hatte zwei Jahre im Sudan verbracht und dort einen Dienst geleistet, die andere wirkte ein Jahr lang an einem sozialen Projekt in Thailand mit.
An sich sind das ja gute Voraussetzungen, problematisch war nur, dass meiner Ansicht nach zu sehr auf mögliche Ängste eingegangen wurde, wodurch bei einigen Gruppenmitgliedern erst Ängste entstanden, die sich dann in Thailand aber größtenteils in Luft auflösten.
Auf das viel größere Problem, was uns in Thailand auch erst bewusst wurde, nämlich, wie man sich mit Leuten verständigen soll, die Englisch weder richtig sprechen noch verstehen können, wurde fast gar nicht eingegangen. Ich hätte es interessant und wichtig gefunden, da schon mal im Vorfeld nach möglichen Lösungen zu suchen.
Problematisch war außerdem, dass sich die Gruppenmitglieder meiner Gruppe zu dem Zeitpunkt noch kaum kannten, da wir zwar alle auf der gleichen Schule, aber in unterschiedlichen Klassenstufen sind, und deshalb die Stimmung noch nicht so locker war (Das änderte sich in Thailand relativ schnell).
Die ENSA organisiert auch noch ein 3-tägiges Nachbereitungsseminar, in dem noch einmal über Erfahrungen und Erlebnisse geredet wird und man gemeinsam überlegt, wie man das Projekt auch in Deutschland weiterführen könnte.
Kosten
Die ENSA bezuschusst bis zu 70 Prozent der Flugkosten (maximal 900 Euro/Person) sowie 15 Euro Aufenthaltspauschale pro Person und Tag (maximal 210 Euro Pauschale), 600 Euro Verwaltungskostenpauschale für antragstellende NGOs und Fördervereine, sowie die Kosten für die Vor- und Nachbereitungsseminare. Insgesamt stellt die ENSA pro Begegnung maximal 10 000 Euro zur Verfügung.
Die Entscheidung
Soll ich da mitmachen oder nicht? Da heißt es nicht lange fackeln, wenn ihr die Möglichkeit habt, eine solche Begegnung zu organisieren oder an einer teilzunehmen, macht’s!
Allerdings setzt das voraus, dass ihr wirklich an der Kultur und an den Menschen interessiert seid, ihr euch für ein Projekt engagieren wollt, ihr bereit seid, zeitweise auch unter sehr einfachen Lebensbedingungen zu leben und euch auf ein Abenteuer einzulassen.
Aber ich gehe mal davon aus, dass die Leser der Youthreporter-Berichte genau diese Motivation mitbringen und nicht auf der Suche nach einem günstigen Luxusurlaub sind, das ist von der ENSA geförderte Begegnung nämlich nicht!
Beispiele vergangener ENSA-Projekte findet ihr hier:
http://ensa-programm.com/projektbeispiele/
Und das ist der Link zum Blog des Projekts meiner Gruppe (ein bisschen Eigenwerbung muss auch sein: http://ensa-german-thai.blogspot.de/)
Komentarze