Schottland – idyllisches Land der Seeungeheuer, Schafsweiden, Spukschlössern, Dudelsäcke und des Regens – oder: ein Familienurlaub nach einem Jahr der Trennung…
Mein Jahr in Großbritannien neigt sich dem Ende zu…bevor ich aber in weniger als einem Monat wieder zurückkehre und euch alles persönlich erzählen kann, möchte ich euch hier gerne noch ein bisschen von meinen wunderschönen Schottlandurlaub berichten ;)
Anfang August war es endlich soweit…der langersehnte Besuch meiner Eltern und Toni stand an. Zuvor hatte ich einige verregnete und relativ stressige Wochen bei der Arbeit, weshalb ich mich gleich doppelt auf die drei freute und auf unsere gemeinsamen Ferien auf der entlegenen Isle of Skye, einer Insel im Nordwestlichen Teil Schottlands. Aber bevor es zusammen mit Soraya am Samstag gen Norden ging, besichtigten wir am Freitag noch Alnwick Castle, eine Burg, in der unter anderem Außenszenen von Harry Potter gedreht wurden und die uns jeder Engländer der Region als absolutes Muss angepriesen hatte. Die mächtige Burganlage mit ihren wunderschön angelegten Gärten, in denen sich unter anderem auch ein gigantisches Baumhaus befindet, ist wirklich beeindruckend, auf das Besenflugtraining unter Professor Bottomlee hätte ich allerdings (wie die schlaue Soraya) vielleicht besser verzichten sollen: aus irgend einem Grund hatte der es nämlich auf unsere Familie abgesehen und so musste zuerst ich und später noch meine Mutter sich vor der ganzen Gruppe zum Affen machen :D naja, wir haben es überlebt und es sind doch ein paar ganz schöne Fotos bei rausgekommen ;) Nach einem entspannten Abend im Ship, bei der meine Familie die Gelegenheit bekam, zwei meiner Arbeitskolleginnen kennen zu lernen, stand uns eine lange, anstrengende Autofahrt bevor…aufgrund der großen Distanz und den teils extrem schmalen Straßen überquerten wir erst kurz vor Mitternacht die sturmgepeitschte See zu unserer Insel. Es war beinahe ein Wunder, dass wir in dieser Dunkelheit und bei starkem Regen unser Cottage überhaupt fanden.
Als wir am nächsten Morgen erwachten, erwartete uns ein spektakulärer Ausblick aus unserem Schlafzimmerfenster über die von bis zum Wasser reichenden Bergen eingerahmte Bucht, welche sich hin zur irischen See öffnete und die aus dem Nebeldunst auftauchenden Äußeren Hebriden enthüllte. Wir machten uns zunächst auf das naheliegende Dorf und seine Küste zu erkunden, bevor wir am Abend Besuch bekamen…aus Deutschland! Eine Schulfreundin von mir, die ihren Freiwilligendienst in Schottland machte, samt ihrer Familie befand sich zufällig genau zur gleichen Zeit auf der Isle und nachdem wir das herausgefunden hatten war es selbstverständlich ein Muss, dass sie uns in unserem gemütlichen Cottage besuchen kamen :)
Die darauffolgenden Tage verbrachten wir damit die Insel zu erkunden und uns ansonsten mit reichlich gutem Essen am Kaminfeuer zu entspannen. Wir besuchten eine Whiskey-Destillerie und kosteten den edlen Thalisker-whiskey, besichtigten die majestätische Burg des McLeod-Clans (unser Cottage wurde uns übrigens von einer Nachfahrin vermietet), warfen einen Blick in die glasklaren Fairy-Pools, welche mit ihrer türkisenen Farbe und den zahlreichen Wasserfällen wirklich wie die Heimat von Feen wirkten (gesehen haben wir leider keine, nur eine Familie in Neoprenanzügen) und machten eine kurze, jedoch höchst anstrengende Wanderung zum old man of storr, bei der wir unter anderem einen steilen, nassen Abhang auf Händen und Füßen empor kraxeln mussten und uns kurzzeitig im undurchdringlichen Nebel verirrten. An einem schneeweißen Korallenstrand (der nicht aus Sand, sondern tatsächlich aus kleinen, versteinerten Korallen besteht) bekamen wir sogar die Gelegenheit, Seelöwen zu sehen und einen Fischotter erspähten wir in einem anderen See :)
Am einzigen laut Wettervorhersage durchgehend trockenen Tag war dann die große Wandertour geplant…22 km inklusive mehrerer Auf-und Abstiege und den berühmt-berüchtigten „Bad Steps“, einer Kletterpartie um ein Felsmassiv herum, welches sich direkt über dem Meerwasser befindet und bei Abrutschen ein kaltes Bad bereithält! Diese Wanderung mit ihrer spektakulären Berg-Meer-Szenerie stellte mit Sicherheit einen Höhepunkt unseres Aufenthaltes dar. Zunächst ging es an der Küste entlang auf kleinen Wiesenwegen, was sich aufgrund des durchgängigen tiefen Morastes als eine ziemliche Herausforderung darstellte…bald waren sämtliche Schuhe und Füße durchweicht und schlammig! Bevor man eine wunderschöne Bucht erreichte, von der der eigentliche Anstieg begann, mussten wir noch die Bad Steps überstehen…kein Problem für uns Bergerprobte, Touristen in einem Ausflugsschiff zeigten sich jedoch ganz fasziniert und es existieren jetzt wohl so einige Fotos von uns hängend im Fels über dem Meer auf deren Kameras :D Danach ging es dann hoch hinauf zu einem Pass, an mehreren Bergseen und Wasserfällen vorbei. Wie unsere Füße stanken, als wir es schlussendlich geschafft hatten, wollt ihr euch lieber nicht vorstellen, aber es geht doch nichts über den erholsamen Schlaf nach einer anstrengenden Tour.
Für das letzte Wochenende war dann noch City Sightseeing vorgesehen…am Samstag fuhren wir also nach Edinburgh, wo zufällig gerade das berühmte Fringe Festival stattfand, was bedeutete: Musiker und Akrobaten an jeder Straßenecke (alles von Amateuren bis Profis war vertreten), Veranstaltungen in Kirchen, Pubs und Cafés, Märkte aller Art und tausende von Menschen bis spät nachts auf den Straßen. Nach der Abgeschiedenheit der Isle war das genau das Richtige für mich…so viel Kreatives und Ausgefallenes zu sehen und entdecken, vibrierendes, lebendiges Menschengewimmel, überall könnte ich stehen bleiben und stundenlang der Musik zuhören…wie schade, dass wir nur einen einzigen vollen Tag in dieser vielseitigen Stadt hatten. Geschichtlich hat Edinburgh auch Einiges zu bieten und so durften wir uns eine spannende Tour in der unterirdischen Stadt nicht entgehen lassen. Das Schloss und die Altstadt Edinburghs liegen auf einem großen Felsen, von wo eine Vielzahl steiler Gässchen hinunter in eine Senke führt. In früherer Zeit füllte diese ein großer See, in den die Bewohner unter anderem sämtliche Abwässer leiteten (und die zum Tode verurteilten warfen), heutzutage befindet sich dort jedoch nur noch ein Park und der Hauptbahnhof. Da sich einige der extrem steilen und schmalen Gassen tiefer als andere gelegen befanden, beschloss der Stadtrat im Mittelalter, diese mit dem Bau eines neuen Rathauses kurzerhand zu übermauern. Die Straßen und einige Wohnungen der damals bis zu fünf Stockwerken hohen Häusern existieren jedoch bis heute und können in einer eindrücklichen Führung, in der spannende Geschichten aus vergangener Zeit erzählt werden, besichtigt werden. Das kann ich jedem, der mal nach Edinburgh kommt, nur wärmstens empfehlen!
Am Montag früh mussten Toni, Mama und Papa dann schon früh wieder abfahren, während Soraya und ich, bevor wir gegen Abend mit dem Zug heim nach Marske fuhren, noch entspannt den letzten Tag genossen, mit Cookies und Sonnenschein im Park und der Erkundung untouristischer Stadtviertel (inklusiver zahlreicher Charity shops und kleinen Cafes). Was für eine spannende, sympathische Stadt! Zusammen mit Toni haben wir bereits beschlossen, eines Tages hier zurückzukehren und im Rahmen des Fringe Festivals (bei dem übrigens jeder nach Anmeldung teilnehmen darf) gemeinsam Straßenmusik zu machen ;)