Riga, Schnee, Arbeit, Party...alles auf einmal :-)

Es passiert so vieles in so kurzer Zeit. Es ist kaum in Worte zu fassen.

Und da bisher kaum einer weiß, was ich hier in Riga den ganzen Tag so tue, werd ich mal ein bisschen erzählen.

Angefangen mit meinem Job

Ich arbeite in einer NGO, die sich für Europa und die EU einsetzt. Mein Job besteht hauptsächlich darin Präsentationen in Schulen zu halten, meistens über EVS, aber auch über Erasmus oder die EU im allgemeinen. Außerdem helfen Marco, Jackson und ich bei organisatorischen Dingen und spielen im Büro die Sekretäre. Also eine relativ einfache Tätigkeit. Der Kontakt mit anderen Mitarbeitern ist wirklich gut, da praktisch alle Mitglieder zwischen 17 und 25 Jahren alt sind. Und alle geben sich Mühe, Jackson und mir das Einleben zu erleichtern. Letzte Woche war ich beispielsweise mit Liga, meiner Lettischlehrerin, auf einem Konzert.

Die Wochenenden

Meine Wochenenden hier in Lettland bestehen bisher hauptsächlich aus Partys. Im ganzen Land gibt es ungefähr 60 Volunteers, die alle im selben Boot sitzen: sie sind alleine in einem fremden Land. Deshalb stellt fast jedes Wochenende jemand seine Wohnung als Treffpunkt zur Verfügung. Vorletztes Wochenende was es Blandine, eine Französin, die ihren Abschied feiern wollte. Das war wirklich ein verrückter Abend: 30 Leute in drei Zimmern und während die einen Spaß daran fanden, sich gegenseitig mit Wasser vollzuspucken, spielten die anderen im Wohnzimmer Volleyball. Mir ist beim besten Willen nicht klar, wie die Nachbarn so was aushalten. Um vier Uhr morgens war nicht nur die Musik auf volle Lautstärke gedreht, sondern sie wurde auch noch von mehrstimmigem, französischen Gebrüll begleitet. Und am nächsten Morgen gab’s Crepes für alle. :-)

Noch verrückter war allerdings das letzte Wochenende: Mein Office-Kollege Adrien veranstaltete ein Projektwochenende in der Pampa. Er arbeitet in einem Umweltprojekt und seine Organisation besitzt ein Haus irgendwo im Wald hinter Madona. Jeder der wollte konnte also Freitag bis Sonntag in der freien Natur verbringen. Im Gegenzug sollten alle Teilnehmer samstags bei der Forstarbeit helfen. Die größte Sorge dabei war das Wetter: alle acht Volunteers fürchteten sich gemeinschaftlich vor Regen. Samstag morgen war das Problem jedoch ein ganz anderes: Es fing an zu schneien!! Und so verbrachten wir den Tag inmitten einer weißen Schneelandschaft. Den meisten wäre Regen vermutlich fast lieber gewesen... Die Arbeit draußen war wirklich hart. Und sobald man auch nur einen Moment stehen bleibt, beginnen Hände und Füße zu frieren. Das Schlimmste kam allerdings nach der Arbeit: Sowohl der Minibus, als auch der Anhänger blieben im Schnee stecken und wir mussten beides 500 Meter lang schieben. Kurz und gut - dieser Tag brachte alle an ihre Grenzen. Dafür wussten wir die Sauna am Abend alle umso mehr zu schätzen. :-) Und unser Teamgeist war durch die kleinen Katastrophen ins unermessliche gewachsen.

Sonntag verbrachten wir mit verschiedenen Teambuilding Activities im Wald. Teilweise sehr coole und herausfordernde Sachen: Balancieren auf Drahtseil, sich aus verschiedenen Höhen fallen lassen... Das war wirklich total spannend. Und dieses Mal hatten wir den Bus daheimgelassen, das Schieben blieb also aus.

Wieder in Riga entwickelt sich unsere Wohnung zu einer Jugendherberge: da wir fast im Zentrum wohnen, übernachtet ständig jemand bei uns. Wir mussten sogar schon Leute "ablehnen", weil kein Platz war. :-)

Ansonsten arbeite ich ein bisschen, treffe mich mit anderen Freiwilligen und genieße mein neues, eigenes Leben. Heißt nicht, dass ich euch nicht vermisse. Tue ich nämlich. Sehr sogar.

Viele liebe Grüße, ich hab euch lieb,

Sandra