Wie dick ist die Sohle EURER Schuhe?

Komentarze

09.10.19, 12:08
Schön geschrieben und interessante Gedanken! Ich mag deine symbolischen Verknüpfungen! Zwei Punkte gibt es aber, in denen ich dir widersprechen möchte (auch wenn ich genausowenig wie du, bzw. wahrscheinlich noch weniger, ein Fernseh-Gucker bin): 1. Ich sehe den Fernsehkonsum unserer Gesellschaft ein bisschen weniger schwarz-weiß als du: Die wenigsten sitzen NUR vor der Glotze und schauen sich das Perfekte Dinner oder Länder-Reportagen an, sondern lassen sich vielmehr inspirieren, informieren sich über Dinge, die sie vielleicht so noch nicht kannten. Und die Tatsache des Nichtkennens ist auch nicht automatisch Ignoranz-bedingt, sondern kann vielmehr an unterschiedlichen Chancen liegen. Nicht jeder wächst in einer Familie wie der deinen auf, in der Reisen normal ist und kulinarisch des Öfteren genossen wird. 2. In Zeiten, in denen der Boden aus spitzen, harten und kalten Steinen oder glühend-heißen Kohlen besteht, ist das Fernsehen nicht nur ein Mittel, das eine "bessere" Welt, Ablenkung und Zuflucht bietet und damit wie ein Paar Schuhe wirkt, sondern vielmehr auch das Mittel, das uns die Schuhe ausziehen lässt. Fernsehen als Massen-Medium erreicht weit mehr Leute als Zeitungen oder Nachrichten-Seiten im Internet und bietet uns die Möglichkeit, über Katastrophen und schmlimme Ereignisse zu erfahren, von denen wir sonst vielleicht nichts gehört hätten. So weit meine Gedanken... Ich freue mich auf weitere Artikel von dir!
Bibi
09.10.19, 12:08
Lass Dir deine kindliche Freue nicht nehmen! Ich weiß, so ein Satz klingt wie etwas aus einem Glückskeks oder Kalenderspruch, aber es ist einfach der beste Tipp, den man geben kann. Ich bin jetzt schon weit über 20 Jahre alt und habe in meinem Leben auch den ein oder anderen schiefen Blick bekommen weil ich mir die Freude nicht nehmen lasse. Ich gehe heute noch mit meinen Freunden an einem Wintermorgen los und schau mir mit ihnen den Sonnenaufgang über einer in Schnee und Eis erstarrten Welt an und wenn sich die Zeit findet gehe ich mit ihnen los und baue Staudämme in irgendwelchen Bächlein. Schade ist nur, dass ich immer weniger finde die mitgehen. Schade besonders, da es allen Spaß macht, wenn sie dabei sind und sie sich dennoch immer seltener Zeit dafür nehmen. Ich würde deinem Gedankengang fast vollständig zustimmen, doch frage ich mich manchmal; betrügen wir uns nicht selbst, wenn wir Schuhe tragen? Ein Schutz hält nicht nur Gefahren und Schmerz draußen, er wehrt auch Schönes ab. Wer den ganzen Winter nur den dicken Mantel trägt erfährt nicht wie schön es sein kann Wintersonne auf der Haut zu spüren, wer nur Schuhe trägt verpasst das Gefühl nach einem steinigen Weg wieder weiches Gras unter den Füßen zu fühlen. Ja, Fernsehen kann unser Polster gegen die Extreme des Lebens sein, aber auch nur, weil es echtes Erleben durch Gefühle aus zweiter Hand ersetzt. Es gibt aber nichts kostbareres als eigene Erfahrungen, mögen sie noch so bitter sein. Soweit meine Gedanken zu dem Thema und danke für deinen wirklich inspirierenden Text.
Matthias