GEGED - ein Überblick
GEGED – Gaziantep Eğitim ve Gençlik Derneği
In zwei Wochen ist mein halbes Jahr EVS in der Türkei zu ende. Ich will hier einen kurzen Überblick geben über die Einrichtung, in der ich in den letzten fünfeinhalb Monaten gearbeitet habe.
In zwei Wochen ist mein halbes Jahr EVS in der Türkei zu ende. Ich will hier einen kurzen Überblick geben über die Einrichtung, in der ich in den letzten fünfeinhalb Monaten gearbeitet habe.
Die Einrichtung
Eine leuchtend-grüne Villa-Kunterbunt inmitten von eintönig betonfarbenen im Zentrum Gazianteps. Rundherum ein Garten, in dem zwar keine Blumen wachsen, vor dem Eingang dafür ein Tisch mit Bänken als Ruheort für die Raucher unter uns und hinterm Haus Platz für eine Tischtennisplatte, die jetzt, bei wärmer werdendem Wetter auch rege genutzt wird.
Das zweistöckige Haus hat vieles zu bieten: in der Küche trifft man unter der Woche unsere gut gelaunte Köchin Kadriye an, die für uns das Mittag- und Abendessen zaubert. Ihr Börek werde ich nie vergessen.
Am Wochenende ist hier Platz für die Kochkünste der Freiwilligen und jeden zweiten Freitag ist die Küche außerdem das Zentrum der Vorbereitungen für die „Cultural Night“, in der Freiwillige ihre landesspezifischen kulinarischen Spezialitäten und später bei Wein (Spanien), Vodka (Schweden) oder mazedonischem Raki ihre Musik präsentieren.
Außerdem im Erdgeschoss: der Aufenthaltsraum mit dem allseits beliebten blauen Sofa, das je nach Anlass zum aufmerksamen Zuhören oder zum Schlafen dient. Türkischunterricht und montägliche „Preparation“ finden hier statt. Außerdem ein Seminarraum, der Freitags für die wöchentliche Evaluation dient und bevor er sich abends dann in eine Tanzfläche verwandelt. Direkt daneben das Büro von Mehmet, Alper und Ali „Baba“, Father of all Volunteers.
Im zweiten Stock steht uns ein Computerraum mit fünf bis zehn Computern zur Verfügung (je nachdem, wie viele gerade funktionieren). Desweiteren ein Schlafraum, das Büro unserer Mentoren Sinan und Sevim und ein großer Balkon mit Sofas (ein weiterer Ruheort für die Raucher unter uns).
Die Arbeit
Primary School
Zweimal in der Woche unterrichten wir Viert- und Fünftklässler einer Grundschule in Gaziantep in Englisch. Zu Beginn meines EVS gab es dort aus Mangel an Englischlehrern gar keinen Englischunterricht, weshalb wir dann einsprangen. Mittlerweile gibt es zwei.
In Zweiergruppen gehen die Freiwilligen in die Klassen und bringen den Kindern die Basics der englischen Sprache bei. Begrüßung, Vorstellung, Farben, Tiere, Ländernamen.
Als „yabanci“ (Ausländer) sind wir eine Attraktion für die Schüler, jeder will ein Foto mit uns oder eine Autogramm. Im Unterricht hängen sie uns an den Lippen.
Der Lernerfolg lässt auf der anderen Seite doch manchmal zu wünschen übrig. Am Anfang war es enttäuschend für mich, nach zwei bis drei Wochen Wiederholung des gleichen Unterrichtsstoffes einen Test zu schreiben und von 30 Kindern maximal fünf dabei zu haben, die alles richtig hatten. Der Rest der Ergebnisse war haarsträubend.
Vielleicht liegt es an unserer mangelnden pädagogischen Kompetenz,vielleicht liegt es daran, dass wir hier absolute Aufbauarbeit leisten. Am Ende bleibt, dass wir den Kindern einen Eindruck von Europa vermitteln, davon, wie Menschen aus anderen Ländern ticken und dass es wichtig ist, Englisch zu lernen.
Onkoloji
Zweimal in der Woche geht je eine Gruppe von vier bis fünf Freiwilligen in das am Stadtrand von Antep gelegene „Onkoloji Hastanesi“, die Onkologie der Uniklinik. In einem Aufenthaltsraum mit einem großen Tisch und vielen verschiedenen Spielen treffen wir uns mit krebskranken Kindern und basteln verschiedene Dinge. Origami, Armbänder, Bilder mit Getreide auf Papier geklebt, Traumfänger. Sogar Fußball habe ich mit den Jungs dort schon gespielt. Für die Kinder, die zu schwach sind, um in den Aufenthaltsraum zu kommen, geht ein Freiwilliger auf die Zimmer.
Die Onkologie ist für mich eine der wichtigsten Tätigkeiten in der Einrichtung. Es ist nicht schwer für uns, den Kindern eine Freude zu bereiten in ihrem sonst eintönigen Alltag und angesichts dessen, dass die Kinder unter Umständen nicht mehr lange zu leben haben, erscheint es mir um so wichtiger, dass wir diese Chance auch nutzen.
Münir Onat
„Münir Onat“ ist der Name eines Jugendwohnheims in direkter Nähe zu unserer Einrichtung. Hier leben etwa 25 Jungs zwischen 12 und 20 Jahren. Sie stammen aus komplizierten Familienverhältnissen, kommen in der Regel aus den Dörfern und haben hier Betreuung und pädagogisches Programm. Viel wissen wir über die Hintergründe der einzelnen Kinder nicht und es ist aufgrund der Sprachbarrieren auch schwierig sensible Themen anzusprechen.
Wir essen mit den Jungs zusammen und machen verschiedene Unternehmungen. Während der letzten Schulferien hatten wir eine ganze Woche Programm nur mit Münir Onat veranstaltet.Zweimal haben wir den Seminarraum von GEGED in ein Kino verwandelt, sind mit den Kindern ins Museum, es gab einen Karaoke-Abend und eine City-Rally, anlässlich derer ich einen kleinen Film gedreht habe (hier zu finden).
Ein anderes Mal haben wir zusammen T-Shirts bemalt. Die Kinder waren so wild auf coole „Hiphop-Motive“, dass ich den ganzen Abend damit verbrachte, ihre T-Shirts mit Graffiti zu verzieren.
Während die meisten Jungs möglichst verschnörkelte und wilde Bilder verlangten, kam ein Junge zu mir und wollte, dass ich ihm „Canım Annem“ (etwa „Mama, mein Schatz“) auf das T-Shirt zeichne, links und rechts daneben Blumen.Ich wunderte mich, zeichnete aber alles nach seinen Wünschen.
Der Junge freute sich sehr darüber. Bevor ich ging, erzählte mir einer seiner Freunde, dass dessen Mutter vor kurzem gestorben war.
In den nächsten Wochen hoffe ich das Graffiti-Projekt mit den Jugendlichen verwirklichen zu können: das Gebäude der Einrichtung umgibt auf der Straßenseite ein recht unansehnliche Mauer, die ich bei gutem Wetter mit allen Graffiti-Begeisterten hier verzieren werde.
Nachdem ich Berichte von Freiwilligen anderer Einrichtungen gehört und in Fethiye auch selber eine Gegenbeispiel gesehen habe, kann mein Fazit über GEGED nur positiv ausfallen. Wir haben hilfsbereite Mentoren, einen Chef, der immer ansprechbar und offen für Kritik ist. Wir haben eine angenehme Unterbringung. Und wir haben immer genügend und leckeres Essen im Haus. Ich
Ich denke, die besten Voraussetzungen, damit ein EVS eine gelungene Erfahrung werden kann. Soweit ich das bisher einschätzen kann, trifft das auf meinen Freiwilligendienst jedenfalls zu.
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Derzeit habe ich leider keinen Zugriff auf meinen Rechner (Ladegeraet ist in Fethiye ;)), die passenden Bilder kommen aber auf jeden Fall noch.
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