Ein Rockfestival der anderen Art

Ilosaarirock goes green!

Es ist ein Festival der anderen Art. Recycling wird hier großgeschrieben. Auf der gesamten Festival Fläche finden sich Container zur Mülltrennung. 2012 konnten 38% der gesamten Müllmenge recycelt werden. Beeindruckend für ein Festival mit solch großem Besucheransturm. So verwundert es auch nicht, dass es zwei Jahre in Folge, 2011 und 2012, den 'A Greener Festival Award' gewann; im letzten Jahr sogar mit höchster Auszeichnung.
Recycling ist ein wichtiges Thema für die Veranstalter des Festivals. Sowohl Besucher als auch Künstler werden darum gebeten sich der Umwelt bewusst zu verhalten. Auf der Homepage werden Tipps für einen umweltfreundlichen Umgang auf dem Gelände gegeben. Unter anderen ist es den Besuchern möglich ihre selbst mitgebrachte Flaschen an den zahlreiche Wasserhähne auf dem Festivalgelände kostenlos aufzufüllen, wann immer sie möchten. Dies reduziert nicht nur den Müll sondern schont auch die Umwelt, denn die Herstellung der Flaschen fordert große Mengen an Energie zu Lasten der Umwelt. Weiterhin wird die Dekoration hauptsächlich aus recycelten Materialen hergestellt. 90% der Elektrizität, die auf dem Festival verbraucht wird, stammt aus erneuerbaren Ressourcen wie Wasser- und Windenergie. Ein Festival, das die Zeichen der Zeit erkannt hat und hoffentlich eine Vorreiterrolle in Finnland einnimmt.

Freiwilligenarbeit – ein wichtiges Element des Festivals

Ilosaarirock zeichnet sich dadurch aus, dass seine Organisation zu einem großen Teil von Freiwilligen beleistet wird. Jedes Jahr können sich Interessierte für den unbezahlten Dienst einschreiben. Die Freiwilligen werden je nach Fähigkeiten in unterschiedliche Arbeitsbereiche z.B. Säuberung oder Alkoholschenke, eingeteilt. Insgesamt müssen 10-12 Stunden bewältigt werden. Wer Freiwilligenarbeit leistet bekomm nicht nur einen Zeltplatz umsonst sondern auch eine warme Mahlzeit sowie die Festival Tickets geschenkt.

Doch kommen wir nun zu Ilosaaris großartigem Line-Up in 2013:

Floor rockt!

Der Haupt-Act am Samstag: Nightwish mit neuer Frontfrau-Besetzung. Die niederländische Sängerin Floor Janssen ersetzt, die sich nun im Mutterschutz befindende und bereits zweite Sängerin Nightwishs, Anette Olsson. Die Band hat mit Floor keine schlechte Wahl getroffen. In ihrem schwarzen Mini-Kleid aus Lack heizte sie dem Publikum ordentlich ein. Ein Head-spin folgte dem nächsten, eine Rockerin wie sie im Buche steht. Dabei immer ein Lächeln auf den Lippen. Die Bühne ist ihr Terrain. Kein Wunder, denn ganz unerfahren ist Floor nicht. Sie sang bereits in mehreren Bands, darunter 'After Forever' und 'ReVamp'. Doch ist es keine leichte Aufgabe die großartige und mehr als hochgelobte Stimme in der Metal Szene zu ersetzen. Vergleiche zur ersten Frontfrau Nightwishs, Tarja Turunen, bleiben natürlich nicht aus. Es ist reine Geschmackssache, doch laut den Besuchern punktet Floor sowohl mit ihrer ausgebildeten Stimme als auch mit ihrer sympathischen Ausstrahlung. Die Herzen der Finnen gewann sie wohl durch ihre ersten Finnisch-Versuche; „Minä opiskelen Suomea“ (dt. Ich lerne Finnisch) und weitere kurze Sätze folgten. So zählte sie zusammen mit dem Publikum auf Finnisch bis 4 um einen der nächsten Songs einzuleiten. Das berührte die Herzen selbst stark zweifelnder Kritiker. Floor Janssen, eine starke Frau, die in Zukunft mit ihrer charmante Art Nightwish Fans in ihren Bann ziehen wird.

Mustasch vs. Motörhead

Mustach ist eine schwedische Band, die schon Erfolge in ganz Europa verbuchen konnte und bereits mit Motörhead und Volbeat tourten. In Ilosaarirock sprangen sie für Motörhead ein, die aus gesundheitlichen Gründen des Sängers Lemmy Kilmister ihren Auftritt in Ilosaarirock absagen mussten.
Mustasch machten keinen Hehl daraus, dass sie nur Zweitbesetzung waren. Auf die Bühne trat die Band mit Motörhead Bandshirts um auch jeden daran zu erinnern, wer hier eigentlich stehen sollte. Sie verstehen Spaß. Das humorvolle Auftreten zusammen mit dem harten Sound der Band ließ die Fans alle Enttäuschung vergessen. Ein bisschen schwedischer Humor am Ende ihres Auftritts durfte auch nicht fehlen: ABBA tönte hallend durch die Lautsprecher. Zum Schluss sprang Frontmann Ralf Gyllenhammar (47) von der Bühne und reichte seinen Fans "ein Schlückchen" zur Erfrischung. Sein Alter merkt ihm niemand an. Mustasch sorgte für einen Gig der anderen Art, den die Festivalbesucher wohl nicht so schnell vergessen werden.

Von A bis Z

Doch Ilosaarirock begeistert nicht nur Rock Fans. Zwei kleinere Bühnen in der Nähe des Badestrandes wurden dem Reggea und Hip Hop Genre gewidmet. Ursprünglich verboten, ist es nun erlaubt sich während des Festivals eine Abkühlung im See zu gönnen. Aus Sicherheitsgründen ist nur ein bestimmter Teil der Bucht freigegeben. Weiter als Hüfthöhe ist an einem heißem Festival Tag mit mehr oder weniger (meist aber mehr) Alkohol im Blut für alle Teilnehmer tabu. Ein Seil sowie das dahinter wachende Boot der Sanitäter kennzeichnen das Ende des nassen Vergnügens. Alle Besucher halten sich an diese Vorschrift; mit oder ohne Badebekleidung bescheren sie so manchen sehenswerten Anblick. Manche Bilder hofft man schnell wieder vergessen zu können. Dennoch ist ein einzigartiges Gefühl, sitzt man am weißen Sandstrand, planscht mit den Füssen im kühlen Wasser, lässt sich von der strahlenden Sonne wärmen und lauscht der beeindruckenden Soulstimme von Nicole Willis auf der Bühne.
Wer es ruhiger mag konnte sich unter die Zuschauer im 'Tähtiteltta' (dt. Sternenzelt) mischen. Dort trat u.a. die US- amerikanische Sängerin Lissie auf. Die Country/Rock- Sängerin erlangte Berühmtheit durch ihren Chart Erfolg "When I'm alone". Auf der selben Bühne gaben am Sonntagmittag Von Hertzen Brothers, drei Brüder aus Helsinki, ihre Künste zum Besten. Auf einem finnischen Rockfestival darf natürlich auch ein wenig Melancholie nicht fehlen. Sigur Ros aus Island verzauberten mit ihrer schwermütigen bis tränentreibenden Musik die Massen während auf der Hauptbühne Finnlands "älteste" Band Eläkeläiset (dt. Rentner) rockten. Letztgenannte Band ist ein Fall für sich. Ihre gecoverte Songs mit finnischen Lyrics treffen nicht nur in ihrer Heimat auf Beifall. Sie können sich bereits über eine kleine Fangemeinde in Deutschland freuen. Auf einem Eläkeläiset Konzert darf natürlich eins nicht fehlen: der "Humppa Zug", eine Menschenschlange, die sich durch das Publikum zieht. Wichtig: Die Füße dürfen nicht still stehen sondern müssen im Takt hüpfen. Für manchen keine leichte Aufgabe mehr, doch Spaß ist garantiert.
Für ein bisschen Old-School Feeling sorgte Michal Monroe. Der ehemalige Hanoi Rocks Sänger versteht es mit dem Publikum zu spielen. Während des Gigs kletterte er auf einen der Stahlträger um seine Fans zu begrüßen, sprang ab und an in die Zuschauer und schien sichtlich Spaß an den Besuchern zu haben. Die Atmosphäre war mehr als entspannt und eins ist klar: Wenn Michal Monroe die Bühne betritt, wird gerockt!!!

Dies sind nur einige Highlights des Ilosaarirock Festivals 2013. Insgesamt standen auf den 5 Bühnen 50 verschiedene Bands und Künstler. Ilosaarirock ist bekannt für sein sagenhaftes Line-Up. Neben den namenhafte Bands bekommen hier auch unbekannte Künstler die Chance sich einen Namen zu machen. Es ist ein Festival der Superlative und eine besondere Erfahrung denn es zeigt, dass in dem so stillen Finnland auch laut gerockt werden kann!