Die schönsten Orte Südenglands – Canterbury
Heute richten wir unser Augenmerk auf eine der schönsten Städte im Süden von England, die zurecht jedes Jahr Scharen von Touristen aus aller Welt anlockt und das Nervenzentrum der anglikanischen Kirche ist – Canterbury.
Dieses Mal bewegen wir uns, nachdem wir uns Brighton und Hastings genauer angesehen haben, landeinwärts. Schon von der Autobahn aus sehen wir, dass Canterbury keine gewöhnliche Stadt ist – die Siluette ist umwerfend. Hat man Pech, so bekommt man keinen günstigen Parkplatz an der Stadtmauer, da dieser schon seine Kapazitätsgrenze erreicht hat und muss die teure Alternative eines Parkhauses innerhalb der Stadtmauern wählen.
Auf der Fußgängerzone angekommen, schließen wir uns den Menschenscharen an, die durch die Altstadt von Canterbury ziehen. Neben den internationalen Besuchergruppen lassen sich immer wieder junge Studenten finden, welche allesamt die „Universität Kent“ in Canterbury besuchen, welche im Jahr 1965 den Sitz in Canterbury hat.
Canterbury war nicht immer so überlaufen. Ihre historischen Anfänge machte die Stadt zu Zeiten des römischen Reiches um ca. 50 nach Christus: Die zuvor eiszeitliche Siedlung wurde von den Römern, nachdem diese Britannien erobert hatten, umgebaut in eine Stadt, welche „Durovernum Canticorum“ genannt wurde. Erst mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches entwickelte sich die Stadt weiter: Die Angelsachsen nahmen Canterbury in Besitz und Mitte des 5. Jahrhunderts kam der Missionar Augustinus, welcher ein wenig später den Bau eines Gotteshauses (hier ist nicht die berühmte Kathedrale gemeint) einleitete und erster Erzbischof von Canterbury wurde.
Und wieder benötigte es einen Machtwechsel, um die Stadt zu erweitern. Denn nach der normannischen Invasion 1066 (siehe Hastings-Artikel) plante der Bischof Lafranc eine ganz besondere Erweiterung: Er beschloss den Bau eine Kathedrale.
Nach dem berühmten Mord im Dom wurde Canterbury Ziel vieler Pilger und damit zum Wallfahrtsort.
Um 1532 trennte sich die anglikanische Staatskirche von Rom und dem früheren kirchlichen Oberhaupt – dem Papst. Aufgrund der frühen geistlichen Stadtchronik wurde der Erzbischof von Canterbury zum höchsten Geistlichen der anglikanischen Kirche.
Als weitere positive Bemerkung lässt sich sagen, dass die im 16. Jahrhundert verfolgten Hugenotten aus Frankreich in das Sicherheit bietende England strömten und viele sich in Canterbury niederlassen konnten. Diese taten sich dann als hervorragende Weber hervor und brachten der Stadt einen großen wirtschaftlichen Aufschwung.
Möchte man einen umfangreicheren und detaillierteren Einblick in die Stadtgeschichte haben, so lässt sich das „Canterbury heritage museum“ stark empfehlen, wo Einzelheiten zur Vergangenheit anschaulich und interessant aufbereitet werden. Dort geht man zudem genauer auf berühmte Persönlichkeiten Canterburys ein. Hier sei unter anderem Anselm von Canterbury zu nennen, der als einer der herausragendsten Gelehrten des Mittelalters gilt, was vor allem an seinen weltbekannten Thesen bezüglich der Existensfrage Gottes liegt: Am bekanntesten ist an diesem Beweis wohl die Phrase „Das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ womit Anselm auf Gott anspielt. Sein Gottesbeweis ist bis heute fester Bestandteil des Religionunterrichtes.
Ist man weiterhin an Museen interessiert sei das „west gate museum“ zu nennen: Es befindet sich im Westen des Stadtkerns innerhalb von zwei massiven Rundtürmen, die ein Tor bilden, welches mit einer Zugbrücke und einem Fallgitter die Stadt vor Eindringlingen schützte. Hier kann man eine ansehnliche Waffensammlung sowie einige orginal nachgebildete Rüstungen begutachten.
Geht man durch das Tor in Richtung Innenstadt, so stößt man auf die „high street“. Mit dieser Straße zeigt sich Canterbury von der schönsten Seite: Man findet viele alte Fachwerkhäuser und bemerkt, dass die Stadt durchaus Atmosphäre hat und nicht als Freilichtmuseum abgestempelt werden kann – das rege studentische Leben spielt sich nämlich in den Nebengassen der Hauptstaße ab.
Auch unweit von der Hauptstraße, in der Nähe eines alten römischen Stadthauses, ist der bekannte Buttermarkt, wo einige Häusergiebel sich fast schon zu berühren scheinen. Von hier hat man auch den Zugang zur „canterbury cathedral“ über ein prachtvolles antikes Tor, welches mit vielen bunten Wappensteinen von Kirchenfürsten geschmückt ist.
Die Kathedrale ist allerdings ein Thema für sich, welches ich in einem der nächsten Artikel aufgreifen werde. Als Symbol der Stadt überragt die Kirche mit seinen prunkvollen Türmen das „Rom der Anglikaner“. Mit dicken Mauern und von den Flussarmen der „stour“ durchzogen, zeigt sich Canterbury als das Traumstädtchen schlechthin, welches durch zahlreiche Brücken und viel Fachwerk einen starken mittelalterlichen Fler bekommt.
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