Der Sommer beginnt
Nun haben die Sommerferien begonnen und mein normaler Alltag hat sich ein wenig verändert.
Am 01. Juni, einem Samstag, feierten wir im Peeteli ein kleines Fest anlässlich des Kindertages. Es wurden Spiele gespielt, die Kinder konnten sich beim Kinderschminken in ihre Lieblingsgestalten verwandeln lassen und natürlich gab es auch reichlich zu essen. Das Wetter war so super, dass wir das ganze Fest draußen auf dem Hof feiern konnten.
In der letzten Schulwoche hatten die unteren Klassenstufen keinen richtigen Unterricht mehr, da bei den oberen Stufen Prüfungen anstanden. Somit waren die kleineren Kinder schon ziemlich zeitig bei uns im Tageszentrum und da es keine Hausaufgaben mehr gab, war viel Zeit zum Spielen. Oft sind wir direkt mit allen Kindern, die da waren zum Strand gelaufen, der nicht so weit weg ist, und es wurde gebadet.
In der zweiten Juniwoche haben dann auch schon die Sommerferien begonnen. Diese gehen hier in Estland drei Monate. Die erste Ferienwoche hatte das Tageszentrum auch noch für die Kids offen. Doch ab der zweiten Ferienwoche starteten die Feriencamps. In dieser Zeit ist das komplette Tageszentrum geschlossen und es wohnen auch keine Kinder im Peeteli. Insgesamt gibt es fünf 10-tägige Ferienlager mit jeweils verschiedenen Altersgruppen. Vier Camps sind auf der Insel Saaremaa (wo auch schon die letzten Camps stattfanden) und ein Feriencamp ist in Norwegen. Ich werde an zwei Feriencamps in Saaremaa teilnehmen und die restliche Zeit habe ich frei =). Allerdings ist es jetzt schon etwas komisch nicht mehr jeden Tag in das Tageszentrum zu gehen und die Kinder zu sehen. Eigentlich ist es sogar traurig, denn die kleineren Kids werde ich nur noch einmal in den Ferienlagern sehen und die Größeren werde ich wahrscheinlich gar nicht mehr wiedersehen. Es ist jetzt ein komplett anderer Alltag für mich. Nicht mehr jeden Tag ins Peeteli zu gehen, jede Woche einmal groß zu kochen und vor allem keine Kinder mehr um sich zu haben. Natürlich habe ich jetzt auch geplant zu reisen und mir verschiedene Sachen in Tallinn anzuschauen, aber ich vermisse jetzt schon die Zeit im Tageszentrum des Peetelis.
Mitte Juni bekam ich dann auch wieder einmal Besuch von meinen lieben Freunden aus Deutschland. Das Wiedersehen war natürlich auch hier wieder sehr groß und es gab viel zu erzählen. Auch bei diesem Besuch konnte ich mein ganzes Wissen über Tallinn und Estland vermitteln. Über das Wochenende besichtigten wir die Altstadt und waren einen Abend in der Nationaloper und haben uns das Ballett „Romeo und Julia“ angeschaut. Ich hatte die Tage in der Woche allerdings nicht frei, da es die letzte Woche war, wo das Tageszentrum meines Projektes geöffnet hatte und noch Vorbereitungen für die Ferienlager gemacht werden mussten. Dies war aber halb so schlimm, denn ich konnte mit meinen Besuchern am Vormittag und am Abend ja auch noch viel unternehmen.
Ein paar Stunden bevor meine Freunde eines Samstages im Juni in Tallinn angekommen waren, war ich am frühen Morgen am Hafen von Tallinn, denn da hat die dänische Königin mit ihrem Schiff angelegt. Der Anlass des Besuches der dänischen Königin war der Tag der dänischen Flagge. Diese soll der Legende nach vor 800 Jahren bei einer Schlacht zwischen den Dänen und den Esten in Tallinn vom Himmel gefallen sein. Somit wurde an diesem Samstag 800 Jahre dänische Flagge, 800 Jahre Tallinn und 135 Jahre estnische Flagge gefeiert.
In diesem Monat gab es auch wieder einmal estnische Traditionen. Mittsommer oder auch Johannestag (estn. Jaanipäev), einer der wichtigsten nationalen Feiertage in Estland. Dieses Fest wird hier vom 23.06. auf den 24.06. gefeiert, wobei der 24.06. der besagte Feiertag ist. In dieser Nacht wird es kaum dunkel und man sollte so lange wie möglich wach bleiben. Überall werden die traditionellen Mittsommerfeuer angezündet und es wird gesungen und getanzt. Dieses traditionelle Event verbrachte ich mit ein paar anderen Freiwilligen bis 24 Uhr im Freilichtmuseum, wo Volkstänze getanzt und Volkslieder gesungen wurden. Danach gingen wir ganz kurz nach Hause um uns aufzuwärmen und gegen 03:00 Uhr liefen wir wieder zum Strand, um den Sonnenaufgang anzuschauen. Es war nicht die komplette Nacht durch hell, es wurde für zirka zwei Stunden etwas dunkler. Als wir aber um 03:00 Uhr auf dem Weg zum Stand waren, war es bereits wieder hell. Der Sonnenuntergang/ -aufgang war wirklich wunderschön! Gegen 05:00 Uhr hieß es dann für uns „Guten Nacht“! Wie man also sieht, ist es hier jetzt am Abend ziemlich lange hell und am Morgen wird es wieder ziemlich zeitig hell. Am Anfang wusste ich nie richtig welche Uhrzeit denn gerade ist. =)
Da ich jetzt, außer den beiden Sommerferienlagern, frei habe, war ich gleich einmal eine Woche lang in St. Petersburg. Es ist von Tallinn aus gar nicht so schwer nach St. Petersburg zu gelangen. Mit dem Fernbus sind es zirka sieben Stunden, wovon man eine ganze Weile an den Grenzen rumsteht. Eigentlich war geplant, dass ich dort die Freiwilligen meiner deutschen Organisation (ICE e.V.) besuche die ich von den Seminaren kenne. Doch leider ist dies ein wenig in die Hose gegangen und ich habe die meiste Zeit die ziemlich große Stadt allein erkundet. Ich würde sagen, dass ich am ersten Tag einen kleinen Kulturschock hatte! Es war alles so groß! Viele Menschen (vor allem in der U-Bahn), überall stehen Leute, die einem Exkursionen durch die Stadt anbieten oder Zettel verteilen und auch sehr viele Straßenkünstler. Ich habe schon beinahe das kleine und ruhige Tallinn vermisst. Aber schon am zweiten Tag war ich an die Menschenmengen gewohnt und hatte auch die Hauptattraktionen gefunden. Geschlafen habe ich in einem sehr guten Hostel, welches auf der berühmtesten Straße im Stadtzentrum liegt (Newski-Prospekt). Diese Straße ist knapp 5 km lang und natürlich war mein Hostel von den Hauptattraktionen auch diese fünf Kilometer entfernt. Somit gab es jeden Tag eine kleine Wanderung auf dieser Straße und jedes Mal gab es etwas Neues zu entdecken. Ich habe mir natürlich die Hautattraktionen alle angeschaut, war in den größten Museen bzw. Kirchen (Eremitage, Peter -und Paulsfestung, Auferstehungskirche, Isaakskirche usw.) und wieder einmal im Ballett im Mariinski-Theater. Dennoch reichen sieben Tage für die ganze Stadt auf jeden Fall nicht aus! Obwohl ich ja mit russischsprachigen Menschen in meinem Projekt zusammenarbeite, gibt es doch einen sehr großen kulturellen Unterschied zwischen denen, die in Russland leben und den russischsprachigen, die in Estland leben. Sprachlich hatte ich in St. Petersburg ein paar kleine Schwierigkeiten. Da ich hier in Estland die meiste Zeit Englisch oder Deutsch spreche, ist mein Russisch nicht ganz so ausgebaut, dass ich mich unterhalten könnte. Englisch ist in Russland nicht ganz so geläufig. Aber ich habe bemerkt, dass ich sehr viel Russisch verstehe. Zwar muss ich den Zusammenhang kennen, also um welches Thema es gerade geht, aber wenn man auf die Mimik und Gestik der Menschen achtet, ist es gar nicht so schwer das Thema herauszubekommen.
Noch ein paar Worte zum Wetter. Anfang Juni gab es hier in Tallinn schon gute Sommertemperaturen (25° bis 30°), allerdings weht immer ein leichtes Lüftchen. Doch jetzt bin ich ziemlich neidisch auf das Wetter in Deutschland! Denn hier sind 15° und Regen bzw. bewölkt =(. Ob mein Plan, mich in meiner freien Zeit an den Strand zu legen und baden zu gehen aufgeht, bezweifle ich zurzeit etwas. Aber die Hoffnung soll man ja bekanntlich nicht aufgeben. Also Daumen drücken für mehr Sonne in Tallinn! =)
BILDER:https://www.dropbox.com/sh/dgzdqu0auu8t7zz/AABoUOdUOyrmfKFw7eR01UuDa?dl=0
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