Das EU-Parlament zum Greifen nah
In Polen tut sich etwas in Sachen Europawahl. Der polnische EU-Abgeordnete Zbigniew Zaleski möchte jungen Leuten zeigen, dass das Europaparlament ein interessanter Ort und die EU eine große Chance ist. Malte Koppe hat mit dem Politiker gesprochen.
Wer in der polnischen Version des StudiVZ's unterwegs ist, kann dort sogar Politiker treffen. So hat sich zum Beispiel der EU-Parlamentsabgeordnete Zbigniew Zaleski aus der ostpolnischen Stadt Lublin angemeldet. Fleißig sammelt er neue virtuelle Freunde.
"Direkten Kontakt mit Europa. Das möchte ich engagierten jungen Leuten aus meiner Region ermöglichen!", erklärt der Politiker der europäischen EVP-Partei auf die Frage, wie er für seine Tätigkeit und die Europawahlen im Juni wirbt. Nur logisch, dass er sich bei dem auch in Polen beliebten Onlineportal ein Konto eingerichtet hat.
Der 62-jährige Psychologieprofessor der angesehenen Katholischen Universität Lublin ist auch im real life in seinem Wahlkreis außerordentlich aktiv. Unter dem Motto "Dein Wissen – ein Ticket nach Brüssel!" veranstaltet Zaleskis Wahlkreisbüro seit Jahren einen Schülerwettbewerb mit Fragen zu den EU-Institutionen. Die Teilnahmeunterlagen sind nur in Fremdsprachen verfügbar – eine harte Nuss! Aber die schlauesten Köpfe können eine Studienreise nach Brüssel gewinnen.
"Als Hochschullehrer ist es mein Anliegen, das Potenzial junger Leute zu aktivieren. Noch zu wenige wissen von den Vorteilen eines gemeinsamen Europas für die Menschen. Durch einen Aufenthalt in Brüssel wird das einmalige Projekt EU auch für Jugendliche begreifbar."
Für Studenten bietet Zaleski Praktikumsplätze in seinem Abgeordnetenbüro an. Hierfür kann man sich unter anderem in der sogenannten Lubliner EU-Akademie, einem halbjährigen Zusatzstudienprogramm unter Leitung von EU-Experten qualifizieren.
Nicht immer geht es jedoch direkt um die Union. Die 2003 von Zaleski gegründete Gesellschaft für Europäische Zusammenarbeit (TWE) realisiert Austauschprojekte von Jugendlichen. In diesem Rahmen betreute beispielsweise der Germanist und Politologe Piotr Majchrzak junge deutsche und englische Gäste in Lublin. Die Studenten gaben in ihren Gastfamilien Sprachunterricht und lernten selbst ein wenig Polnisch. "Neben dem Spracherwerb ging es uns aber auch um die direkte Begegnung junger Europäer. Wir wollen mit diesem Programm, das in Zukunft fortgesetzt wird, Stereotype abbauen.", so Majchrzak.
Es sind kleine Schritte, die schließlich zum Erfolg führen. Das weiß auch Professor Zaleski: "Mit Europa müssen wir Geduld haben. Es kommt darauf an, es von unten aufzubauen."