Chișinău
Chișinău im Winter und im Sommer. Zwei verschiedene Welten...
Um es gleich vorweg zu nehmen: In Chisinau gibt es keine Fußgängerzone, in der man sich in ein Café setzen kann oder gemütlich shoppen gehen kann, die Stadt ist mit Plattenbauten vollgestopft und die öffentlichen Verkehrsmittel sind überfüllt, machen vor allem im Sommer keinen Spaß und sind die Hölle - bis man sich daran gewöhnt hat jedenfalls.
Aber:
Chisinau kann unglaublich viel bieten. Vor allem im Sommer ist die Stadt wunderschön und man kann das Leben genießen. Im Sommer spielt sich ein Großteil des Lebens im Freien ab. Ob man nun im Café sitzt (zwar meist an einer lauten Straße, aber das vergisst man schnell), sich im Park die Zeit vertreibt oder im See baden geht. Langweilig wird es eigentlich nie.
Chisinau ist aber auch eine der wechselhaftesten Städte, die ich je erlebt habe. Während die Stadt im Sommer voller Leben ist, die Menschen mit einem Lächeln im Gesicht durch die Straßen laufen und das Leben genießen, ist die Stadt im Winter umso trostloser. Im Sommer ist die Stadt ein grünes Paradies mit vielen Parks, Blumenbeeten und tausenden von Bäumen, die uns Schatten spenden, sodass man nicht gänzlich in der Sommerhitze eingeht. Im Winter dagegen, ohne die Bäume, ist Chisinau umso grauer und die Plattenbauten erstrahlen in ihrer vollen Pracht. Und dass die Sonne sich (seit beinahe 2 Monaten mit nur ein paar wenigen Ausnahmen) absolut gar nicht zeigen lässt, macht diese triste Atmosphäre nicht unbedingt besser.
Aber auch wenn man im Winter vielleicht nicht stundenlang am sogenannten Strand am See liegen kann (ein kleiner Bereich am nicht sehr sauberen See neben einem kleinen Vergnügungspark) und sich im Park sonnen kann, gibt es aber immer etwas, das man unternehmen kann.
Ca. einmal im Monat veranstaltet die Robert-Bosch-Stiftung gemeinsam mit dem ÖAD einen Filmabend, an dem ein deutscher Film mit Englischen Untertiteln gezeigt wird und die American Chamber of Commerce in Moldova zeigt monatlich einen Englischen Film. Also ist man gar nicht unbedingt auf das Russische Kino mit Rumänischen Untertiteln angewiesen - obwohl das gar nicht so schlecht für die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten ist und nicht viel kostet!
Ebenfalls einmal im Monat veranstaltet Hospice Angelus Moldova eine QuizNight im Gallo Pub. Bei ein (oder zwei oder mehr) Bierchen kann man in Teams mit bis zu sechs Personen Fragen zu Chisinau, Filmen, Musik, Geographie, Allgemeinwissen u.a. beantworten und vielleicht sogar etwas gewinnen. Ich hatte bei der Tombola bis jetzt immer mehr Glück ;)
Neben solchen Veranstaltungen, die es zu Genüge gibt, gibt es viele schöne Bars, in denen man sich abends treffen kann. Das Eli Pili, Propaganda oder 513 gehören zu meinen Lieblingsbars, die für moldawische Verhältnisse zwar ein kleines bisschen teurer, im Vergleich zu Deutschen Bars aber immer noch recht günstig sind. Außerdem gibt es eine Bar, die sich „Bar Valentina“ nennt - und absolut nicht mein Lieblingsort für ein Bier ist - die aber ein zentraler Treffpunkt aller Freiwilligen ist. Ich weiß nicht, wann sie dazu wurde, aber das ist sie schon seit vielen Jahren. Direkt nebenan ist ein kleiner Club, in dem ebenfalls immer Freiwillige anzutreffen sind.
Wenn man einen freien Tag hat und etwas unternehmen möchte, hat man in Chisinau alles Wichtige allerdings schnell gesehen. Dann setzt man sich lieber in einen Minibus und fährt aufs Land in eines der vielen Dörfer, nach Orhei Vechi (ein touristisches, altes Dorf mit einem Kloster, das einen Ausflug wert ist), nach Cricova oder Milestii Mici, die beiden größten Weinkeller in der Republik Moldau, oder nach Soroca.