Aufbruchsstimmung!

Und da ist er auch schon, der letzte Tag zu Hause! Sehr sonnig war er, und schön warm. Als ob ich noch einmal die Möglichkeit bekommen sollte, um Sonne zu tanken vor dem langen estnischen Winter. Aber wo ist bloß die Zeit hinverschwunden, die ich vor kurzem noch hatte? Muss wohl unbemerkt an mir vorbeigeflogen sein, während ich mich verabschiedet und alles "noch ein letztes Mal" gemacht habe. Ein letztes Mal richtig weggehen, ein letztes Mal Mittagessen zu Hause oder nachher ein letztes Mal in meinem Bett schlafen.

Aber dramatisieren will ich das Ganze ja nicht. Auch dort werde ich tolle Sachen erleben, auch dort werde ich in meinem Bett schlafen (das zumindest die nächsten Monate über mir gehören wird). Wie habe ich in den letzten Tagen viel zu oft gesagt: Nur noch zehn Monate, dann bin ich wieder da! Und die werden dann wohl schneller vorbei sein, als mir eigentlich lieb ist. Doch jetzt muss ich erst einmal hier weg - und morgen in Estland ankommen, was mir z.B. trotz meines sehr schönen Abschiedsfestes noch immer nicht bewusst ist. Seit Tagen warte ich darauf, dass sich irgendein Gefühl bei mir einstellt...sei es Nervosität, Traurigkeit, Aufregung oder einfach irgendetwas. Aber bisher warte ich vergeblich.

Ich geh morgen weg. Gut.
Weit weg. Gut.
Für mehr als ein dreiviertel Jahr. Gut.

Die Tatsache, dass ich mehr als 2.000 km weit weg von zu Hause ankommen werde, ist genauso wenig in meinem Kopf wie ich in Estland bin. Vielleicht wird's mir ja morgen Abend bewusst. Oder aber spätestens dann, wenn das erste Mal so richtig Heimweh aufkommt und mein Vorrat an Taschentüchern angebrochen werden muss.

Doch bis dahin harre ich der Dinge, die da kommen. Oder konkreter: Ich werd mich jetzt in Richtung Bett begeben und von einer Sicherheitskontrolle träumen, der meine zusätzlichen Kilos im Handgepäck schlicht und ergreifend egal sind.