Zusammenfassung Teil 1
endlich...
Erst einmal vorweg etwas zu den Umständen, unter denen ich schreibe.
1. Ja, ich weiß. In letzter Zeit habe ich nicht mehr sehr viel von mir hören lassen. Das liegt an mehreren Faktoren. Zum einen war in den letzten zwei Monaten hier einfach sehr viel los. Das Schreiben macht mir zwar unglaublich viel Spaß, ist aber energie- und zeitintensiv. Und je mehr Zeit ich untätig verstreichen lasse, desto mehr fühle ich mich dann im Nachhinein verpflichtet nachzuholen. Alles also nicht so einfach. Denn andererseits merke ich auch, dass das Schreiben gut tut. Ich ordne meine Gedanken und durchlebe so die ein oder anderen Abenteuer noch einmal, was eindeutig sehr schön ist. Auf jeden Fall trägt es zu meiner Reflektion des Dienstes bei. Besonders in der ersten Hälfte in Frankreich war es für mich eine große Hilfe, das Erlebte in geschriebeneer Form auszudrücken. Doch mittlerweile passiert hier in der Realität so viel, dass die Zeit dafür vorne und hinten nicht mehr reicht. Dies ist aber rein als positives Zeichen zu verstehen. Ich bin beschäftigt, ich habe etwas zu tun. Und irgendwann lasse ich euch über den Blog dann auch daran teilhaben. Alles was ich brauche ist aber ein kleines bisschen Zeit. Wenn also jemand eine Uhr beitzt, die er nicht mehr benötigt, immer her damit!
2. Auf wundersame Weise hat F. Mit ihren Infokünsten es hinbekommen, dass ich per Live Stream dem deutschen Team beim Schwitzen zuschauen darf. Das erste Spiel in Lille gegen die Ukraine steht heute an.
La Mannschaft
Apropos... Das bringt mich auch schon zu meinem ersten Punkt. Ich als Deutsche in der Haute-Savoie habe momentan eine sehr repräsentative Rolle inne. Okay, das klingt wichtiger, als es letztendlich ist. Wer in letzter Zeit das Geschehen in der Fußballwelt etwas mitverfolgt hat, der hat sicherlich bei dem Namen des Ortes des Basecamps der deutschen Elf direkt gedacht: Moment mal, da kenne ich doch jemanden, der direkt daneben wohnt. Und ja, damit hat ihr Fußballfans Recht. Gesehen habe ich unsere Lieblingssportler darum aber trotzdem nicht automatisch. Das offene Training war dann nämlich doch nicht ganz so offen. Kinder waren willkommen, junge, dynamische Erwachsene nicht. Ich war ja aber sowieso nicht da. Aber das ist eine andere Geschichte. Alles hübsch der Reihe nach...
Ich habe heute die Ehre mich mit L., T. Und M. Ins Wohltätigkeitsgetümmel zu stürzen. Nein, noch sind wir nicht so weit, dass wir Spenden für Wohltätigkeitsprojekte sammeln gehen. Aber mit dem gleichen Widerwillen mancher auserkorenen Spendengebern-in-spe, sehe ich die Besucher hier gewappnet. Es handelt sich um ein Event, welches sich im Rahmen der "Semaine contre la discrimination" abspielt und wurde von unserer Hauptorganisation (sprich, von den Chefs von ganz oben) in die Wege geleitet. Das ist auch der Grund, warum es für das Personal Pflicht ist zu kommen. Gerade aber die Tatsache, dass keiner aus freien Stücken gekommen ist, sieht man den Leuten ganz klar im Gesicht an.
Zuerst wird ein Film gezeigt, der mit Schülern eines Collèges aus Thonon gedreht wurde. Danach kommt es zum Einsatz des Stars des Abends: M. P.! Bei ihm handelt es sich um einen herausragenden Akkordeonspieler. Leider ist er aber schon etwas in die Jahre gekommen und hat sein Repertoire gefühlt seit den letzten dreißig Jahren nicht geändert. Es gibt sicherlich Menschen, denen sein Spiel gut gefallen hätten. In der Tat macht er es ganz gut. Ich zu meinem Teil muss aber gestehen, dass ich an diesem Nachmittag eine Sache ganz stark vor Augen geführt bekomme: Akkordeon ist nicht so meins.
Nach einem kleinen Umtrunk und einem gemeinsamen Gouter, ist die Versammlung dann auch schon vorbei und ich widme mich zu Hause endlich meinem Wäscheberg und bereite noch ein wenig für die Ferien vor.
18.04.2016 – 22.04.2016
Nach einer Woche Seminar und Reisen, beginnt nun das wahre Leben für M. Und mich. Die Ferienbetreuung steht an. Ich bin gemeinsam mit E. Und E. Bei den Kleinen eingeteilt. Ja, gefühlt bin ich jede Ferien bei den Kleinen eingeteilt, aber das möchte ich auch so. Jeden Mittwoch bespaße ich alleine die sechs bis zwölfjährigen. Da tut etwas Abwechslung in den Ferien mal ganz gut.
Das Thema dieser Woche ist Reisen. Ich bin als Touristin verkleidet. Hawaii-Hemd, selbstgemachter Fotoapparat (auf den bin ich besonders stolz. Allerdings geht er bereits am dritten Tag kaputt, da die Kinder so sehr von ihm fasziniert sind, dass sie ihre Liebe zu ihm etwas zu stark ausdrücken. Bereits am ersten Tag merke ich aber, dass der Fotoapparat die richtige Idee war. Alle Kinder wollen, dass ich von ihnen Fotos mache. Es ist unglaublich süß, wie sehr sie für die "Fotos" posieren.), Sonnenbrille, Blümchenkette, Flipflops. Teilweise wird es nachmittags sogar wirklich so warm, dass ich meine Wanderschuhe, die ich trage, da sie einfach bequemer sind um mit den Kindern in meterhohem Gras zu stehen, gegen meine Flipflops tausche.
Morgens haben wir mit den Kindern immer eine kleine Versammlung, bei welcher wir ihnen unsere leere Weltkarte präsentieren (welche ich in mühsamer Kleinstarbeit gebastelt habe. Karton zu schneiden ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick wirkt..). Auf wundersame Weise finden wir morgens immer einen neuen Kontinent, den die Kinder dann richtig auf der Karte platzieren müssen. Daran anschließend geht es wieder in die einzelnen Altersgruppen und wir machen Aktivitäten zu dem Kontinent.
So kommt es, dass wir Indianerkopfschmuck basteln, Flaggen aus Europa malen, Bananenbrot backen, Kängurusackhüpfen machen und uns am Schattentheater probieren. Von jedem Tag picken wir uns ein Highlight heraus. Am Freitag ist nämlich ein großes „Spectacle“ (bzw. wie die Kleinen immer sagen „Pestacle“) vor den Eltern an, bei welchem wir einen Einblick in unsere Woche geben.
Trotz anfänglichen Schwierigkeiten bekommen E., E. Und ich es noch hin eine zehnminütige Performance mit unseren Kleinen auf die Beine zu stellen. Es beginnt mit einer Einlage Schattentheater. Die Kinder haben sich selbst drei Geschichten ausgedacht, welche sie nun mit ihren Händen nachspielen. Es ist schon ziemlich süß. Vor allem, weil manche Angesichts der vielen anwesenden Eltern doch die Angst packt. Nach unserem Asien-Ausflug, folgt ein Indianertanz und ein gemeinsames Head-and-Shoulder-Knees-and-toes. Danach sind die Kinder stolz wie sonst was und auch die Eltern strahlen über beiden Ohren.
Nachdem alle Kinder dann weg sind, heißt das für uns aber nicht direkt, dass wir nach Hause können. Vielmehr haben wir danach noch eine Abschlussbesprechung und räumen noch auf. Als das schließlich geschafft ist, macht sich mal wieder bemerkbar, dass manche der alten Animateure kein Leben außerhalb des Centres führen können. Als wir uns auf den Weg nach Hause machen wollen, kommen N. Und E. Worauf hin eine Quarkschlacht ausbricht (als kleine Erklärung: vorher fand sich bereits eine Animateurin im Teich, zwei Autos in Frischhaltefolie eingepackt und ein Auto angeleint wieder… An Ideen mangelt es nicht.).
Nach den Abreiseschwierigkeiten geht es für mich schnell nach Hause und danach mit E. Und ihren Freunden nach Annecy das Nachtleben etwas auf den Kopf stellen. Ich bin glücklich endlich mal mit Gleichaltrigen wegzugehen. Erst schlendern wir durch Annecy und gehen dann in einen Club. Danach geht es hinauf in die Berge. Dort hat die Oma von E.s Freundin nämlich ein Haus, in dem wir heute schlafen. Dort angekommen – hier sagen sich übrigens Fuchs und Katze „Gute Nacht“ - erwarten uns ihre Cousins und die Freunde von ihnen, die ordentlich am Feiern sind. Mit lautem Gegröle (wohlgemerkt ein Zungenbrecher, den ich noch nicht einmal in nüchternem Zustand hinbekommen würde… )werden wir empfangen. Der Abend wird lang. Irgendwann ruft dann aber doch das Bett, da ich morgen früh um eins arbeiten muss.
23.04.2016
Nach einem kleinen Autounfall (uns hat jemand die Vorfahrt genommen. Der Schock sitzt aber trotzdem tief…) machen wir uns auf den Weg nach Hause. Dort habe ich zehn Minuten zum Duschen und umpacken. Dann geht es schon wieder weiter. Nach Lyaud, wo wir an diesem Samstagnachmittag einen Tanztag, den sogenannten „Collines en movement“, organisieren. Gemeinsam mit T. Und L. Baue ich die Bühne und die Spiele auf. Den ganzen Nachmittag über kommen verschiedene Tanzgruppen und geben Schnupperkurse. So bekomme ich die einzigartige Chance einem Hiphopper mehr oder weniger zu folgen – das Ganze ist etwas schwierig, weil ich parallel auch noch die Spiele mit den Kindern betreuen muss… Aber glücklicherweise bin ich multitaskingfähig – und mit einem Kind von den Mittwochen geniale Brettspiele zu spielen. Die Krönung des Tages wird in meinen Augen aber von der Bauchtanzstunde gebildet, die ich mit Feuereifer verfolge. Das wollte ich schon immer einmal ausprobieren. Nun ist also der Moment gekommen. Ich ende mit L. Und T. An meiner Seite Bauch tanzend.
Nach den ganzen Tanzstunden gibt es noch eine Präsentation vor Publikum. Danach verteilen wir Essen und räumen auf. N. Und T. Bekommen es hin, alles in den Camion zu packen. Das Ganze fahren wir dann noch zum Centre, wo ich halb auf den ausgebauten Camionsitzen einschlafe. Mittlerweile ist es weit nach Mitternacht und es macht sich bemerkbar, dass ich die letzte Nacht nicht so viel geschlafen habe...