Wie von Zauberhand
Über meinen deutschen Abend, das Präsentieren und mein Mid-Term Seminar
Das Mikrofon in der Hand, über 100 Augenpaare sind auf mich gerichtet, hinter mir erleuchtet eine PowerPoint-Präsentation an der Wand des Auditoriums: In dieser Situation befand ich mich vor ungefähr zwei Wochen, als ich mit Dominique in eine Schule auf dem Land fuhr, um dort den Europäischen Freiwilligendienst zu präsentieren, indem ich mich und meine Erfahrungen vorstellte. Doch als die erste Aufregung verflogen war, hat alles erstaunlich gut geklappt, das französisch kam mir recht flüssig über die Lippen und ohne viel Nachzudenken konnte ich die Präsentation souverän zu Ende bringen und mich den Fragen der Schüler und Lehrer stellen. Ich hatte großen Spaß und war stolz, dass ich diese Aufgabe gemeistert habe. Natürlich ist bei Präsentationen dieser Art nie jeder im Publikum interessiert und aufmerksam, doch freue ich mich immer, wenn nach dem Vortrag Jugendliche nach vorne kommen, das Gespräch suchen und weitere Fragen stellen. Leider kommt dies nur vereinzelt vor, doch werde ich auch in den nächsten Monaten meines Freiwilligendientses weiter versuchen, die Jugendlichen meiner Region hier zu motivieren, ins Ausland zu gehen und die tolle Möglichkeit eines EFD zu nutzen.
So viel wie in meinen 5 Monaten bisher hier, habe ich während meiner ganzen Schulzeit nicht präsentiert. Und waren Vorträge früher nicht so mein Ding, so finde ich langsam aber sicher Gefallen daran. Vor allem in einer Fremdsprache hat man weniger Angst sich zu blamieren, da das Publikum schon von vorne herein Respekt hat, wenn sich so ein 18-jähriges Mädchen aus Deutschland überhaupt traut, einen Vortrag auf französisch zu halten. So war es auch beim deutschen Abend am 27. Januar im Maison de l'Europe. Es war meine Aufgabe für ungefähr 45 min Input über Deutschland zu sorgen, und diesen dann vorzustellen. Anschließend gab es dann eine "Dégustation", also eine Verkostung deutschen Essens. Offen war die Veranstaltung für jedermann und mein Puls schoss in die Höhe, als sich auf einmal um die 60 Leute in unserem Konferenzraum versammelt hatten. Ich hatte eine PowerPoint mit vielen verschiedenen Bildern rund um Deutschland vorbereitet. Nach einer kurzen Einführung durch Didier (Präsident Maison de l'Europe) war ich an der Reihe. Ich hatte mir seitenweise Notizen aufgeschrieben, aus Angst vor einem totalen sprachlichen Blackout. Doch nach den ersten beiden Folien war ich im "Flow" und begann wie von Zauberhand über mein Heimatland zu sprechen, ohne dass ich meine Notizen sonderlich oft benötigte. Ich brachte dem französischen Publikum deutsche Traditionen, Erfindungen, Landschaften, Sprache und Geschichte näher. Dabei baute ich einen kleinen Aussparchewettberwerb ein, der die Stimmung auflockern sollte und bei dem zwei Freiwillige aus dem Publikum, acht schwere deutsche Begriffe laut vorlesen sollte, "Streichholzschächtelchen" oder "Fünfhundertfünfundfünzig" sorgten so für allgemeine Erheiterung. Zum deutschen Buffet hatte jeder Mitarbeiter etwas vorbereitet, es gab unter anderem Kartoffelsalat, Käsekuchen, Brezeln und Schwarzwälder Kirschtorte. Rückblickend bin ich sehr zufrieden, denn ich denke es war ein erfolgreicher Abend.
Diese Woche ging es für mich von Montag bis Donnerstag auf mein Mid-Term Seminar, mein zweites und letztes Seminar in Frankreich im Rahmen des EFD. So hatte ich an vier Tagen nochmal die Möglichkeite 27 andere Freiwillige aus den verschiedensten Ländern zu treffen. Anders als beim Ankunftsseminar, sprachen wir diesmal hauptsächlich über unsere bisherige Entwicklung, den momentanen Stand in unseren Projekten und unsere Zukunftspläne. Die meisten anderen Freiwilligen sind, genau wie ich, zufrieden in ihren Organisationen, doch gibt es immer auch ein paar Leute, die das Seminar nutzen, um zu überdenken, ob sie ihren Dienst überhaupt weiterführen wollen oder ob die Schwierigkeiten zu groß sind. Das Seminar fand wieder in Narbonne statt, so lernte ich leider keinen neuen Seminarort kennen, dafür ist die Anreise für Dana und mich mit 2,5 Stunden vergleichsweise kurz.
Nach einem kleinen Ausflug nach Toulouse gestern und einem Mädelsabend mit den Sprachassistentinnen, ruhe ich mich heute ein wenig aus und beobachte das stürmische Wetter von drinnen...Bis zum nächsten Mal, ich hoffe es geht Euch allen gut!
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