Vorweihnachtszeit in Porvoo
Konzerte, Konzerte, Konzerte... außerdem treffen wir den Weihnachtsmann und bekommen unseren eigenen Christbaum.
Das Weihnachtskonzert unseres Chores rückt immer näher und für mich heißt das Texte auswendig lernen. Englische Lieder sind kein Problem, die finnischen Lieder, kann ich mir übersetzen und dann ist das auswendig Lernen auch nicht mehr so schwer, aber wie soll ich mir die schwedischen Lieder merken? Für mich ist das ein Aneinanderreihen von Wörtern, die ich nicht verstehe und von denen ich nicht einmal genau weiß, wie sie ausgesprochen werden... Am Ende kann ich dann aber doch fast alle unsere Lieder auswendig und so kann das Konzert kommen. Im zweiten Teil unseres Konzerts singen wir Lucialieder und passend dazu haben wir auch alle weiße Gewänder an. Während die Solostin mit einem Kerzenkranz auf dem Kopf auf der Bühne steht, laufen wir mit unseren Kerzen in der Hand, langsam von hinten durch den dunklen Saal auf die Bühne.
Auf dem Weihnachtmarkt eine Woche später haben wir noch ein zweites kleineres Konzert.
Am 13. Dezember, dem Luciatag, gehe ich abends auf den Marktplatz in der Altstadt, dort wird die diesjährige Lucia Porvoos begrüßt. Dann geht es in die Kirche zu ihrem Luciakonzert. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz voll. Vorne am Altar stehen drei Mädchen, die die mir schon bekannten Lucialieder singen. Auch sie tragen weiße Gewänder und einen Kerzenkranz auf dem Kopf. Drei Mädchen, jünger als ich, singen vor einer ganzen Kirche, das ist wirklich beeindruckend und richtig schön.
Das Weihnachtsoratorium von Bach wird auch in Porvoo aufgeführt. Zusammen mit ein paar Kolleginnen gehe ich ins Konzert. Das auf deutsch gesungen wird verwirrt mich erst einmal total, auch wenn es mir bei Bach eigentlich hätte klar sein müssen. Noch verwirrter bin ich dann am Ende, als meine Kollegin zu mir sagt, dass ich wahrscheinlich eine der Einzigen gewesen bin, die verstanden hat, was gesungen wurde. Auch das hätte mir eigentlich klar sein müssen, schließlich war es ja deutsch, aber trotzdem bin ich da nicht drauf gekommen.
Von unserer Chefin, bekommen Silvia und ich unseren eigenen Christbaum für die Wohnung geschenkt. Wir beide sind wirklich stolz auf den Baum, denn schließlich ist es unser erster ganz eigener Christbaum. Da stört es auch nicht, dass er blaue Lichter hat und in unserem Putzeimer steht. Wir haben auf jeden Fall unseren Spaß beim Dekorieren und singen zusammen sogar deutsche Weihnachtslieder...
Im Jugendcenter steht vor Weihnachten noch ein Bastelnachmittag für die ganze Familie an. Hier kommen Familien mit kleineren Kindern, um Weihnachtsdekoration und Weihnachtsgeschenke zu basteln. Ich bin den ganzen Nachmittag mit zwei Mädels, die extra zum Helfen vorbei gekommen sind, mit backen beschäftigt, denn schließlich macht basteln auch hungrig... So verkaufen wir Lebkuchen und „Joulutorttu“ ein finnisches Weihnachtsgebäck.
Finnland, das Land in dem der Weihnachtsmann wohnt... Natürlich treffen auch Silvia und ich den Weihnachtsmann und zwar bei einem Ausflug mit unserer Chefin im „Joulumaa“ dem Weihnachtsland, eine große Weihnachtsausstellung von einer Gärtnerschule. Die Gewächshäuser sind ganz unterschiedlich dekoriert. In einem ist ein Weihnachtsmarkt, ein anderes ist eine Kirche, im nächsten ist ein Stall mit verschiedenen Tieren, ein Gewächshaus hat eine Weihnachtsausstellung mit den verschiedenen Pflanzen... Bei unserem Ausflug gehen wir drei dann noch traditionell finnisch weihnachtlich Mittagessen und besuchen später noch einige andere Freiwillige, die in einer Behinderteneinrichtung arbeiten. Acht Freiwillige und alles Deutsche... Nach einem gemeinsamen Kaffee bekommen wir noch einen Rundgang durch die ganze Anlage, die wirklich riesig ist. Es gibt dort eine eigene Landwirtschaft mit Käserei, Teppiche werden gewebt, Kräuter getrocknet...
Eigentlich kann Weihnachten jetzt kommen, das einzige was noch fehlt ist der Schnee. Im Moment ist aber leider ein viel zu warmer Winter und mit weißen Weihnachten sieht es wahrscheinlich schlecht aus...