SUFO – Sozial- und Umweltforum Ostschweiz
Nachhaltige und alternative Wirtschaftsmodelle, Veränderungen und Entwicklung, ganzheitliche Weltbilder. Diese und ähnliche Themen wurden in Form von Workshops ein ganzes Wochenende lang thematisiert. Mit dabei: ein Straßenfest, Essstände aus aller Welt und Live Musik.
Das Sozial- und Umweltforum Ostschweiz (kurz: SUFO) findet jährlich ein Wochenende lang in St. Gallen statt. Meine Mitbewohner und ich durften von unserem Projekt aus daran teilnehmen und eine super Erfahrung sammeln.
Nach einer langen Fahrt aus Luxemburg kamen wir Freitagnachmittag in St. Gallen an. Die Organisatoren warteten bereits mit ein paar Bierchen auf uns – das perfekte Empfangskomitee für einen warmen Freitagnachmittag. Nach den ersten Gesprächen (eine lustige Mischung aus Hochdeutsch und Schweizerdeutsch) kam bereits eine gute Stimmung in der Gruppe auf, die sich über das ganze Wochenende gehalten hat.
Der erste Programmpunkt des Abends: eine Podiumsdiskussion zum Thema „Soziale Schweiz“. Auch wenn die Gespräche sehr an die schweizerischen Wirtschaftssysteme geknüpft waren, konnte man doch eine Verbindung zu Deutschland herstellen. Stichpunkte, wie Flüchtlinge, Sozialleistungen und politische Partizipation sind gefallen und haben einen sehr zum Nachdenken angeregt. Warum nimmt ein Land, das wie die Schweiz über genügend Mittel verfügt, nicht mehr Flüchtlinge auf? Würde ein Bedingungsloses Grundeinkommen wirklich etwas an der Tatsache ändern, dass diejenigen am Rande der Gesellschaft kaum über die Runden kommen, und ihnen stattdessen eine Existenzsicherung gewährleistet wird? Wie kann die Generation von Morgen mehr zur politischen Partizipation bewegt werden? Auch in Deutschland sind diese Themen von aktueller Bedeutung.
Nach diesem interessanten Meinungsaustausch der Gesprächspartner haben wir uns bei den Organisatoren in der Küche einquartiert und unser Bettenlager aufgebaut. Die direkte Gastfreundschaft der Schweizer war wirklich super!
Am nächsten Tag standen die Workshops auf dem Programm. Wir hatten zwar einen eigenen vorbereitet, aber leider hatten sich zu wenig Teilnehmer angemeldet, sodass wir ihn nicht halten konnten. Trotzdem gab es sehr interessante Alternativen. Der erste Workshop, den wir besucht haben, trug den Titel „Veränderung und Entwicklung“. Die zentrale Frage war: was kann jeder Mensch zu einer etwas besseren Welt beitragen? Der Workshopleiter, ein junger, interessanter und sehr alternativ denkender Mann, hat wirklich spannende Gespräche angeschnitten. Kann man sich gänzlich von Massenkonsum abwenden? Kann es eine Gesellschaft geben, die wieder mehr auf Solidarität beruht, anstatt auf Wirtschaftlichkeit? Sind in diesem Zusammenhang Initiativen, wie „Urban Gardening“ (also gemeinschaftliches Gärtnern im städtischen Raum) sinnvoll, und wie kann man sie am besten umsetzen? All dies sind Themen, mit denen sich jeder einzelne auseinandersetzen muss und für sich entscheiden muss, wie er damit umgeht: wegsehen oder hinschauen und aktiv werden?!
Der zweite Workshop, den wir besucht haben, war leider ein kompletter Reinfall. Hinter dem eigentlich interessanten Namen „Nachdenken über ein ganzheitliches Weltbild“ verbarg sich ein alter, monoton vor sich hin faselnder Workshopleiter, ohne eine klare Idee von dem, was er da eigentlich sagte. Sein einleitender Satz „Ich spreche hier keine Wahrheiten“ wurde durch seine immer wieder ablehnende Haltung gegenüber anderen Meinungen komplett entkräftet. Er erzählte uns irgendwas vom „Neuen Paradigma“ und die Krönung kam, als er es für gerechtfertigt hielt, dass Juden im KZ gefoltert wurden mit der Begründung, dass sie in ihrem früheren Leben irgendwas schlechtes getan haben. Ich wäre am liebsten aufgestanden und gegangen. Stattdessen wurden wir von seinem Geschwafel gefoltert (ich muss wohl auch ein schlechtes Karma aus meinem früheren Leben haben...).
Nichtsdestotrotz wurde der restliche Nachmittag von einem coolen, bunten Programm wieder ins positive Licht gerückt. Es gab ein Straßenfest mit Essständen aus aller Welt, Live Musik und die Stimmung war durchgehend offen und entspannt.
Im Nachhinein war es ein wirklich bereicherndes Wochenende in jeder Hinsicht: ich habe die wichtige Erkenntnisse mitgenommen, wie ich meinen kleinen Teil zu einer etwas besseren Welt leisten kann. Ich habe gemerkt, dass das auch wirklich möglich ist. Ich habe eine neue Stadt kennengelernt. Und ich habe einfach ein cooles Wochenende in freundlicher und offener Atmosphäre verbracht!
Und zum Schluss ein kleiner Appell: wenn es Interessenten gibt, bitte dies kundtun, sonst war dieses Jahr das letzte SUFO. Und das wäre wirklich schade!
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