Spirit in the City
An Fronleichnam und den zwei folgenden Tagen fand in London eine nicht alltägliche Veranstaltung statt: das "Spirit in the City"-Festival, mit Workshops, Kundgebungen und einer Prozession.
Jährlich zum Fronleichnam findet mitten in London das katholische "Spirit in the City"-Festival statt und letztes Wochenende war es wieder so weit. Das Ganze wird von vier "West End" Kirchen rund um Soho und den Leicester Square organisiert.
Drei Tage lang - Donnerstag bis Samstag - gab es unterschiedliche Programmpunkte mit verschiedenen Workshops, Gottesdiensten und anderen Gebetszeiten, Vorträgen und vielem mehr.
Am Donnerstag fand abends eine Prozession von der St. Patrick's Church am Soho Square zur St. Gregory Church in Warwick Street statt. Das Faszinierende dabei war, dass vielleicht 100 bis 200 singende Christen sich ihren Weg durch Londons Rotlichtviertel in Soho bahnten. Wie oft sieht man schon eine Ansammlung katholischer Geistlicher direkt neben leicht bekleideten Tänzern in diversen Schwulenbars? Ein sehr beeindruckendes Aufeinandertreffen der Klischees!
Auch am Freitagabend gab es wieder eine Prozession, diesmal führte uns der Weg vom Covent Garden zum Leicester Square. In diesen Strassen ist immer viel los, was nicht verwunderlich ist, wenn man an zwei beliebten Touristenattraktionen und mehreren Theatern vorbeiläuft.
London ist allgemein dafür bekannt, dass man hier herumlaufen kann, wie man will. Wenn mitten am Tag Menschen als Märchenfiguren verkleidet durch die Strassen laufen, ist das bei Weitem nichts Besonderes.
Anders sieht es da bei einer so "altmodischen Tradition" wie einer Fronleichnamsprozession aus. Fast niemand wusste etwas damit anzufangen. Trotzdem wurden die Prozessionen ziemlich gut aufgenommen - auch von Menschen anderer Religionen. Viele schlossen sich dem Umzug an, auch ohne überhaupt zu wissen, worum es eigentlich ging.
Der Höhepunkt des Festivals folgte dann am Samstag. Den ganzen Tag lang wurde auf dem Leicester Square Programm angeboten, es gab unterschiedliche christliche Musik, die von einem wunderbaren Gospelchor über Rapper bis zu Rockbands reichte, ein Diskussionszelt, indem man Meinungen zu diversen Problemthematiken des modernen Glaubens austauschen konnte, Gebetsangebote und einfach die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen zu unterhalten.
Erstaunlicherweise nahm der Besucheransturm auch gegen Abend hin nicht ab. So gab es für die Freiwilligen, die als Ansprechpartner zur Verfügung standen, immer viel zu tun. So wurde das Festival zu einem Erfolg für die Veranstalter und hat hoffentlich den ein oder anderen zum Denken angeregt.