"Las Hogueras" in Alicante
Mit meiner spanischen Mitbewohnerin hatte ich die Möglichkeit das wirklich typisch spanische Fest "Las Hogueras" in Alicante zu sehen.
Wer Feuer, Feuer shows und Feuerwerk mag, sollte sich dieses Volksfest unbedingt mal ansehen. Es ist echt verrück und hat einige interessante Traditionen zu bieten.
Seit November lebe ich mit meiner spanischen Mitbewohnerin zusammen. Sie hat mir immer von ihrem Alicante vorgeschwärmt und da ich noch nie so richtig in Spanien war, hat sie mir angeboten, dass ich für eine knappe Woche, die wir von unserem Projekt freigestellt waren mit in ihre Heimat reise. Der glückliche Zufall wollte es, dass unsere Reise genau in die Zeit des Las Hogueras fällt. Es ist das wichtigste Volksfest in Alicante und für die meisten Alicantiner die bewegenste und aufregenste Zeit in der Stadt.
In Alicante angekommen, sind mir gleich die großen Skulpturen aus Hols und Pappmaché aufgefallen. Die sogenannten „Hogueras“ sind richtige Kunstwerke, haushoch und in der ganzen Stadt verteilt. Jeder Stadtteil hat seine eigene „Hogueras“. Als mir meine Freundin erzählt hat, dass diese Kunstwerke, die da mitten auf der Straße stehen am letzten Abend verbrannt werden, war ich echt sprachlos.
„Hoguera“ heißt übersetzt so viel wie Freudenfeuer und ursprünglich wurden alte Möbel und Abfallhaufen verbrannt. Die Skulpturen, die heute in den Straßen stehen, erinnern keineswegs an Abfall. Zu schade, diese Kunstwerke anzuzünden.
Neben den „Hogueras“, sind mir außerdem die „Barracas“ aufgefallen. Das sind kleine Bühnen, die ebenfalls überall in Alicante aufgestellt sind. Dort finden dann verschiedene Konzerte statt oder DJ’s legen auf. Es geht von Charts über Electro bis Volksmusik.
Natürlich gibt es auch jede Menge Essensstände. Eine beliebte Tradition ist es, sich einen Tisch bei einer Barraka zu mieten und dann mit Freunden und Familien die Mahlzeiten in den Straßen von Alicante zu verbringen.
Außerdem ziehen Tagsüber Paraden durch die Stadt, bei denen Jung und Alt die traditionelle Tracht trägt. Vorneweg läuft meist eine Person, die Knaller wirft. Dann stoppt die ganze Parade, bis der Knaller explodiert.
An solchen Paraden hat meine Freundin früher auch mit ihrer Schwester teilgenommen. Darum, hat sie die Tracht noch zu Hause im Kleiderschrank. Ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, diese Tracht mal anzuprobieren. Die sind ganz schön schwer und ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich schweißtreibend ist, bei den Paraden in der prallen Sonne mitzulaufen. Aber es ist auch echt ein Erlebnis, ein so aufwendiges pompöses Kleid zu tragen.
Das Las Hogueras ist allgemein sehr stark von Feuerwerken geprägt. So findet zum Beispiel jeden Tag um 2 eine Art Feuerwerk statt, das sogenannte „Mascleta“. Bei diesem Spektakel geht es um den Rhythmus der Explosionen. Klar, am Tag sieht man ja außer Rauch und Qualm nichts von dem Feuerwerk.
Am 23. Ist der San Juan Tag. Ein großes Feuerwerk findet um Mitternacht statt. Die Strände sind voll von Lagerfeuern und Menschen. Eine nette Tradition ist es, Wünsche auf einen Zettel und Dinge, die man nicht möchte, dass passieren auf einen anderen Zettel zu schreiben. Dann verbrennt man den Zettel mit den Dingen, die man nicht möchte, springt über das Feuer und mit dem Wünsche-Zettel in der Hand springt am über sieben Wellen, schaut dabei in Richtung Strand und hebt den Zettel anschließend in einer Box auf.
Außerdem trifft man auf „Dimons“, als Narren verkleidete Menschen, die Feuershows und typische Musik darbieten. Die sind echt klasse. Und die Tatsache, dass alles am Strand stattfindet, machte diesen Abend für mich natürlich besonders schön.
Der Höhepunkt ist aber, wie sollte es anders sein, der letzte Abend, die große Festnacht der Hogueras (24. Juni) in der die „Hogueras“ angezündet werden. Jedes Jahr wird ausgewählt, welche Hogueras die schönste ist. Danach wird die Reihenfolge festgelegt, in der die 88 Hogueras angebrannt werden. Das Spektakel wird mit einem Feuerwerk über der Stadtburg Santa Barbara eröffnet und dient als Startschuss für die große Feuernacht.
Das Abbrennen läuft dann folgendermaßen ab: Erst wird der Bereich um die Hogueras abgesperrt. Eine in typischer Tracht gekleidete Alicantina entzündet das Feuer und mit einer Explosion geht die Skulptur in Flammen auf. Feuerwehrmänner halten die Flammen in Zaum. Es ist wirklich unglaublich, wie groß das Feuer, direkt neben den Häusern und mitten auf der Straße wird. Einige Häuser und Gärten sind danach dann auch ziemlich verrußt.
Wenn die Feuerwehr anfängt das Feuer zu löschen, fängt die Menge an zu schreien „Aqua, aqua!“. Die Tradition will es außerdem, dass sich die Feuerwehrmänner ziemlich beschimpfen lassen müssen. Dafür haben sie den Spaß, die Menge klatsch nass zu machen. Die Stimmung ist echt einzigartig und die Atmosphäre unvergleichlich.
Wenn die Hogueras abgebrannt sind, kann man manche Menschen beobachten, wie sie ein kleines Glas Asche einsammeln. Das soll eine Erinnerung sein.
Die ursprünglichen Traditionen der Hogueras werden schon seit Jahrhunderten gelebt und erhalten. Die Feierlichkeiten, wie wir sie heute in Alicante sehen können, bestehen allerdings erst seit 1928. Die Freudenfeuer waren früher Bestandteil einer heidnischen Feier. Der religiöse Hintergrund und die Ehrung des Patrons San Juan (Saint John) kamen erst später hinzu, da man die "heidnischen" Ursprünge nur schwer akzeptieren und ein christliches Fest daraus machen wollte.
Eigentlich endet das „Las Hogueras“ mit dieser Nacht der Freudenfeuer. Doch die darauf folgenden Nächte kann man um Mitternacht ein Feuerwerk am Strand bewundern.
Es ist wirklich eindeutig sichtbar und spürbar, dass das dieses Fest für die Menschen in Alicante das größte ist. Und es ist WIRKLICH sehenswert!