Kleine Geschichten des Alltags
Hausi38 lernt etwas über Unterschiede zwischen Ungarn und Deutschland in Sachen Liebe. Die Arbeit macht ihr Spaß und sie ist nebenbei froh, dass sie damals auf Mama gehört hat.
Nun denn, jetzt gibt es endlich auch wieder ein paar News (leider ohne Bilder, die kommen später) von mir.
Ich hab immer noch unglaublich viel zu tun, finde mich aber so langsam in alles rein und die Dinge dauern auch einfach nicht mehr so lange. Nur der nach-Hause-Weg ist immer noch sehr lang, weil ich es immer noch nicht geschafft habe, mir ein Fahrrad zu kaufen.
Die 600 Seiten, um euch auf dem Stand zu halten, sind auch noch nicht richtig viel weniger geworden, aber ich werde mich wohl jetzt gleich mit einem Kaffee in ein Café (das bringt mal den Studenten bei) setzen und fleißig korrigieren.
Sprachkorrekturen
Dabei habe ich auch erfahren, wie deprimierend es sein kann, wenn man seinen Text zurückbekommt und man mehr rote als blaue Tinte sieht (kann Tinte eigentlich rot sein?). Ich besuche jetzt nämlich auch noch einen Ungarischkurs.
Nun denn, ich bin mündlich ja manchmal – je nach Tagesform – ganz gut drauf, aber schriftlich … uiuiui. Und jeden Tag nehme ich mir vor, ab jetzt nur noch Ungarisch zu reden, aber spätestens wenn dann meine Kolleginnen in einem süßen Deutsch mit mir sprechen, geht es doch auf Deutsch weiter. Es ist einfach irgendwie zu schwer.
Reisen
Am Wochenende habe ich Szeged bis jetzt fast immer den Rücken gekehrt und habe mich in den ungarischen Bus gewagt. Warum gewagt? Weil er zum einen immer voll ist, und ich meine nicht voll im Sinne von, es ist jeder Platz besetzt, sondern ich meine mit voll, dass die armen Schlucker, die entweder zu spät kamen oder nicht wussten, dass sie früher kommen sollten, am Fenster lehnen, weil der Bus so voll ist, dass sie umfallen würden, würden sie sich nicht anlehnen.
Das beste daran: die Leute freuen sich darüber, wie anständig doch der Busfahrer ist, denn normalerweise hätte man sie stehen gelassen und sie hätten auf den nächsten Bus warten müssen. So bin ich dann also fünfStunden – glücklicherweise mit Sitzplatz – unterwegs und wehe, es muss jemand aussteigen. Das dauert dann und es kommt unglaublich viel kalte Luft rein.
Womit wir beim zweiten Punkt wären. Ungarn ist in keinster Weise unterentwickelt. Kann mir dann aber trotzdem mal jemand verraten, warum der Busfahrer weder Heizung noch Kühlung kennt? So friert man anfangs, dann schwitzt man (so viele Menschen auf einem Haufen, das geht ja auch nicht anders), dann friert man wieder, weil EIN Mensch aussteigen wollte, dann ist man krank. Das ist sozusagen die ungarische Kausalität. Und ich habe noch eine.
So funktioniert das mit der Liebe
Ich war dann also auf dem Weg nach Veszprem um einen Freund von mir zu besuchen, der gebürtiger Ungar ist, aber zur Zeit in Deutschland lebt und auf Heimatbesuch war. Mit ihm habe ich mich über Männer und Frauen unterhalten und ich sage euch, eine Menge gelernt. Wir Deutschen haben echt nen Vogel.
Folgender Maßen: In Ungarn, wenn man hier weggeht, einen netten Mann oder nette Frau sieht, sich anlächelt, kommt man ins Gespräch, man verabredet sich, vielleicht wird daraus mehr.
In Deutschland: Man lächelt sich an, dann lächelt man sich nochmal an, und noch mal und dann bringt doch jeder nur sich selbst nach Hause. Naja, wir gelten ja auch nicht umsonst als kühl. Sehr witzig. Und wisst ihr, die deutschen Frauen sind schuld dran (zumindest meinte das ein ungarischer Mann), denn wir sind einfach zu emanzipiert.
Soll heißen, wenn die Frau vom Sofa aufsteht, und sagt: "Ich geh heute Abend tanzen."Dann hat der Mann zwei Möglichkeiten: entweder er sagt "Ich komm mit!" Oder "Ich bleibe hier." Bei beidem würde die Antwort sein: "Ok." Das scheinen die Leute hier mit den deutschen Frauen zu verbinden. Sehr witzig. Ich trau mich jetzt manchmal schon gar nicht mehr zu sagen: "Ich geh mal aufs Klo!"
Sport
Na, das ist mein Lieblingsthema: Ich hab mich, wie schon das letzte Mal in Ungarn zum Sport angemeldet.
Das bedeutet, haltet euch fest, mal wieder im Fitnessstudio. Da mach ich nun ein bis zwei Mal in der Woche Sport. Was? Fettverbrennung, Bauch-Beine-Po, Capoeira, Aerobic, Hip-Hop-Bauch… nur so einen Kram.
Das beste ist, es gibt auch Striptease - Aerobic, da hab ich mich aber noch nicht hingetraut ;) Und da krepel ich nun ab.
Denn: hier sind die Leute so unheimlich gelenkig und überhaupt machen die Frauen keinen Sport, bei dem sie schwitzen, schlecht aussehen, geschweige denn, sich blaue Flecken holen. Oh Mann, fehlt mir mein Hockey.
ABER: Ich habe was Neues entdeckt. Spinning. Das probiere ich vielleicht mal. Und letztens habe ich auch wen auf der Straße gesehen, der einen Unihockeyschläger mit sich rum trug, sowas scheint es also zu geben, nur WO?
Na, so könnte ich unendlich viele Geschichten erzählen. Mir geht es gut hier. Ich bin zwar noch nicht ganz angekommen und merke jedes Mal auf meinem langen Fußweg, dass ich noch das Gefühl habe, als ob ich gleich wieder weg muss.
Die Arbeit macht Spaß. Letzte Woche kam ich so unglaublich happy aus meinem Unterricht, ich habe so viele Komplimente bekommen und meinen Studenten, bei denen ich einen Grammatikstunde vertreten habe, wollten, dass ich den Kurs nun ganz übernehme, weil sie wohl das erste Mal das Gefühl hatten, was zu verstehen… dabei rede ich deutsch…
Das war schon schön und ich hatte das Gefühl, dass es das ist, was ich tun sollte und nichts anderes. Ich trau es mich kaum zu sagen, aber meine Mama hat immer schon gesagt, dass ich Lehrerin werden sollte… und, wer hatte Recht?
Man sollte doch öfters auf die Mamas hören.
Alles Liebe aus Ungarn.
Julia
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