Die Hammerradtour
Hennchen macht sich auf um mit ihrem Fahrrad norwegische Fjorde zu erkunden. Die große Überraschung: Einige Wege in den Bergen sind selbst im Mai noch mit Schnee bedeckt! Fahrradfahren schwer gemacht...
So, jetzt schreib ich doch lieber auf Deutsch Tagebuch, als Norwegisch zu lernen. Diese Präpositionen sind einfach zum Verrücktwerden.
Nur noch drei Mal schlafen, dann kommt mein Bruder. Ich stopfe jeden Tag die Waschmaschine voll, die Vorhänge, Teppiche, damit alles schön sauber und allergikerfreundlich ist. Was man nicht alles macht....
Ja, aber jetzt zum letzten Wochenende: Am Freitagmorgen war der Himmel mal wieder voll mit Wolken überzogen. Aber wir ließen uns nicht abschrecken. So machten wir uns (meine Freundin und ich) ein Vesper und stiegen auf die Fahrräder.
Tagesplan: eine Radtour um die Hadselinsel. Man braucht um die drei Stunden. Es war aber geniales Fahrradwetter, nicht zu kalt, nicht zu warm, und am Nachmittag zeigte sich die Sonne doch noch. Wir stoppten dauernd und konnten so die schöne Natur voll genießen. Am Abend war wieder Klub und ich hab Mamas Fleischklößchenrezept ausgepackt, und die im Brötchen mit Salat, Käse und Tomaten serviert und die gingen weg wie warme Semmel!
Am Samstagmorgen schien die Sonne schon wieder sehr verlockend und nachdem ich mir eine Tour auf der Radkarte ausgesucht hatte, stieg ich aufs Rad. Der erste Teil der Radtour war sehr schön. Immer am Meer entlang, in einen Fjord hinein. Ich sah Sortland zum allerersten Mal von einer ganz anderen Seite - man kennt eben auch nach fast acht Monaten noch nicht alles hier. Krass, bin ich schon so lange hier? Desto mehr ich in den Fjord kam, desto dunkler und enger wurde es. Und ich hab festgestellt, dass ich Fjorde nicht so dolle mag. Ich fühle mach da drinnen eingezwängt. Ein Glück, dass Sortland am Sund liegt.
Danach ging es steil den Berg hinauf, so eine Art Pass und von dort wieder hinunter zu einem anderen Fjord. Die Sicht auf den Fjord von dem Weg, der sich an dem Fjord lang schlängelte war traumhaft. Und so kam ich an die Stelle, wo ich wieder in die Berglandschaft abzweigen musste. Aber ich fand den Weg nicht. Ich fragte also eine im Garten arbeitende freundliche Norwegerin, die mir den Weg erklärte, aber meinte, dass auf dem vermutlich noch Schnee läge, aber ich es ja mal probieren könnte. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Dickkopf bin, und auf keinen Fall umdrehe, um denselben Weg heim zu nehmen, wenn ich mir vorgenommen habe, diesen Weg zu nehmen!
Aber sie hatte tatsächlich Recht. Kaum zu glauben, im Mai lag doch tatsächlich noch um die 15-20 cm Schnee auf dem Weg, aber das war mir egal, ich schob mein Rad tapfer durch den Schnee. Irgendwann musste der Schnee ja auch schon teilweiseweggetaut sein, dachte ich mir. Ja, das war auch so, aber erst, als ich vollkommen schweißnass zwei Stunden mein Rad geschoben hatte, mein Vesper ganz aufgegessen und meinen Wasservorrat aufgebraucht hatte, und mich wieder verflucht hatte, das diese Aktion natürlich wieder mal super typisch für mich war!
Die Frau hatte auch gemeint, dass ich dann irgendwann nach links über die Brücke sollte. Naja, es gab zwei Brücken vor der Brücke, die ich überqueren sollte, was ich aber nicht wusste, und so zwei mal einen hübschen Umweg machte. Endlich, die Wolken zogen schon immer dichter vorbei, der angekündigte Regen würde bald beginnen, war der Weg schneefrei, und ich konnte einigermaßen gut fahren, so gut wie man das eben auf einem Weg kann, der voll mit Matsch und Wasser ist, und wo das Rad wirklich fast 4 cm einsinkt. Aber immerhin kein Schnee, so konnten die nassen Turnschuhe etwas an meinen Füßen sich gut mit dem Matsch vertraut machen.
Irgendwann, ich hatte kein Gefühl mehr für die Zeit, kam ich an den See, der schon seit Ewigkeiten aufgetaucht hätte sein müssen, nachdem, was meine Karte mir sagte, und es kamen vereinzelte Häuschen zum Vorschein. Wenn auch nicht bewohnt, immerhin nicht nur Berge und Schnee und Elchkot und Matsch... Zivilisation, ich komme! Das Ende war, dass ich vollkommen fertig, nass vom Schweiß, mit eiskalten Füßen und todhungrig abends nach Hause kam.
Am Sonntag regnete es und das tut es seit dem bis jetzt und ich hab erst mal die Nase voll von Radtouren. Ich sitz lieber drinnen in meinem warmen, gemütlichen Zimmer und trinke heiße Schokolade( hab gerade wieder den ganzen Tag Lust auf Schokolade).
Das letzte für heute: Ich habe seit heute mein Heimreiseticket. Nur noch sechs Wochen arbeiten hier, und ab dem 24.6 bin ich wieder in Deutschland. Wie es danach weiter geht? Einerseite freue ich mich auf zu Hause - endlich wieder Familie, Freunde sehen, Kirschen und Mirabellen im Garten essen - aber andererseits ist es auch traurig, schließlich hab ich mich ja jetzt doch eigentlich ganz gut hier in Nordnorwegen eingelebt, fühle mich in meinem kleinen Zimmer zuhause und hab mich auch daran gewöhnt, dass es mal wieder regnet...