Au revoir et à bien tôt
Alles kommt anders als man denkt! Das erkennt auch Lotti, die ihr liebgewonnenes Belgien verlassen muss. Ein paar Tricks helfen beim Abschied!
Wie so viele andere muss auch ich nun meine Zelte abschlagen.
Es ist hart, es wird hart und es macht mich traurig. Gerade komme ich aus dem Bürgerbüro, dort habe ich mich ausgeschrieben. Als die Dame mir erklärte, ich könnte meine Karte nicht behalten, musste ich wirklich die Tränen zurückhalten - schließlich nimmt sie mir ein Stück meiner Erinnerung aus einer so aufregenden, ereignisreichen und mich so verändernden Zeit.
Vor der Tür konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten, so wie ich es auch gestern nach der letzten Besprechung mit meinen Kollegen nicht mehr konnte.
Vor einer Woche habe ich noch gesagt, es ist ok zurück zu gehen, ich werde traurig sein, aber es gibt auch so viele Dinge die mich stören, ärgern und dich ich hier vermisse - doch irgendwie kommt immer alles anders als gedacht. Warum nur? Einen Trost habe ich noch: Immer wenn ich wieder traurig werde und die Tränen wegdrücken muss, denke ich an die süffige Küche, dieses widerliche Bad und die allgemeine Situation in seiner Arbeit zu wohnen - das hilft!
Am 8. Juli geht es also nach über zehn Monaten Brüssel wieder in mein Eisenach, mein kleines niedliches Städtchen in dem ich so lange Zeit meines Lebens verbrachte, meine Freunde habe und mein ganzes Leben ist. ...So war es jedenfalls als ich von dort ging. Jetzt sind meine Freunde hier und dort und an jedem anderen Ort Die einen sind gegangen die anderen sind gekommen. Es wird nie mehr wie es mal war, ich muss mich dran gewöhnen, dass Freundschaften so werden, wie sie in den letzten zehn Monaten waren - man sieht sich nicht mehr regelmäßig, man macht neue Bekannt- und Freundschaften und versucht dabei das Alte nicht zu vergessen.
Wenn ich zurückkehre existiert mein altes Leben nicht mehr, aber das hier muss ich auch aufgeben und in drei Monaten erwartet mich schon wieder was ganz Neues, so viel Neues und Ungewohntes. Ich freue mich auf das was kommt und trauer doch dem Alten hinter her. Es ist nie leicht loszulassen, vor allem wenn man so eine wahnsinnige Zeit verbracht hat - die einen so geprägt und verändert hat.
Ich bin so viel gereist, war in Wien, Paris, Luxemburg, Amsterdam, Maastricht, Antwerpen, Namur,.... Ich habe so viele Menschen kennen gelernt und wieder „à dieu“ gesagt aber auch welche getroffen, denen ich sagen kann "bis bald"! Ich habe so viel über ein anderes Land und seine Sprache gelernt. Habe so viele tolle Momente erlebt - Ostersonntag im Sonnenschein und mit Sekt auf dem Momatre in Paris sitzen, mit Freunden singend die Abendsonne im Park betanzen, auf einer Dachteerasse mit Martini und alten Freundschaften auf die alte Zeit anstoßen und dabei Brüssel vor Augen haben, ich habe das europäische Parlament besucht und Kanzlerin gespielt... Auch unschöne Momente: Wie oft ist mir Straßenbahn vor der Nase weggefahren, wie oft habe ich nicht verstanden, wie oft habe ich diesen scheiß Regen hier verflucht,...?!
Doch es ist Zeit „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Hallo Deutschland, schön das ich bald wieder dort bin, meine Sprache sprechen kann, meine Familie und Freunde treffe, deutsches Essen habe und das deutsche Studiensystem kennenlerne.
Bis bald Belgien!
Auf ein Neues!