Zuflucht in der Gegenwart
Wie sich meine Wahrnehmung verändert und ich lerne Dinge wertzuschätzen.
Die Parallelwelt Gedanken ist zwischen all den Aktivitäten immer ein wenig zu kurz gekommen und drängt sich jetzt umso mehr in den Vordergrund.
Das zweite Seminar hat meinen Kopf mit Ideen, Fragen und einer Menge Gedanken gefüllt. Die bis jetzt so erfolgreich verdrängten Zukunftspläne pieksen sich Löcher in mein Bewusstsein und stürmen beide Gehirnhälften. Was jetzt? Studium? – JA! Vielleicht in Paris? Oder doch in Deutschland? Wie wärs denn mit einer Zirkusschule? – Das wär doch verrückt! Was willst du überhaupt studieren? „Bleib doch mal in der Gegenwart“ denke ich mir SO GANZ OHNE Verzögerungstaktik und versuche die schönsten Momente einzufangen und für immer zu konservieren. Die Schönheit dieser Stadt raubt mir immer wieder den Atem. Die Treppe aus der Metrostation erklimmt und „klick“ die ganze Pariser Skyline in voller Pracht. Abendliche Ausflüge mit Rotwein und Baguette an der Seine, Freikarten für die besten Shows, Metroparties mit Pinkelpause vor dem Eiffelturm, in einem türkischen Kebabladen auf die deutsch-marokkanische Freundschaft anstoßen, Sonnenbaden auf den Stufen vor Sacré Coeur, die vielen kleinen Vintage Secondhandläden in denen ich sogar mit meiner Oma zusammen shoppen gehen könnte, und dieser wunderbar offene Geist , der die ganze Stadt beflügelt und das Leben hier so fröhlich leicht macht.
Der Speicher muss doch irgendwann voll sein denke ich, und versuche meinen Kopf um ein paar Gigabyte zu erweitern. Wie soll ich denn so viele Eindrücke verwahren?
Mit den ersten Sonnenstrahlen und dem morgendlichen Vogelgezwitscher wird mir bewusst wie lange ich inzwischen schon hier bin und was ich alles erlebt, entdeckt und gelernt habe. Es braucht Zeit all das in Worte zu fassen, aber mit dem wachsenden Bewusstsein, dass dieses Jahr etwas ganz besonderes ist, steigt auch die Wertschätzung für Vergangenes. Erinnerungen an warme Sommertage im Park, ausgelassene Stimmung, Erleichterung über das bestandene Abitur und die aufgeregte Vorfreude auf die noch so ungewisse Zukunft. Im Nachhinein denke ich, dass diese Monate einfach perfekt waren. So fühlt sich Glück an. Wollt ihr wissen wie sich Glück in Paris anfühlt? Dann lest den Absatz obendrüber nochmal durch!
Wenn ich jetzt noch alles erzählen wollte, was ich im letzten Monat alles erlebt habe, dann wäre dieser Artikel vermutlich noch drei Seiten lang, also versuche ich mich aufs Wesentliche zu beschränken. Zunächst mal hatte ich meine ersten Aufführungen mit Tjark und Flo in einer Grundschule in Bagneux. Die Kinder waren begeistert und unsere Mission ein Lachen zu schenken ist mehr als nur erfüllt. Es hat so viel Spaß gemacht vor Publikum zu spielen und ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass unsere Nummer so gut angekommen ist. Das Wochenende danach bin ich mit Tjark nach Sommières, eine mittelalterliche Stadt im Süden von Frankreich, auf das zweite Seminar gefahren und anschließend zwei Tage nach Marseille. Beides war wunderschön und hat mir wieder neue Energie für mein Projekt gegeben. (Ich hoffe diesmal sind die Fotos nicht zu groß, die würde ich euch nämlich gerne zeigen!) Letze Woche musste ich dann wieder arbeiten und weil hier gerade Schulferien waren, hieß das auch noch Ganztageszirkusprogramm, also doppelte Arbeit und anschließendes Training. Das war zwar jetzt wirklich nur das Wesentliche, aber für mehr bin ich einfach zu müde, so ein Wochenende ist nämlich nicht minder anstrengend. ;-)
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