Wir fahren nach Do...was?
Wir fahren nach Do...was?
Wir fahren nach Do...was?
Von Freitagabend bis Samstagabend hatten wir von unserer Organisation aus ein so genanntes "Integration Meeting" (was auch immer das sein soll) in einem Ort namens Dobiegniew. Wir trafen uns am Freitag um halb sechs am Hauptbahnhof und stiegen dann in eine Art Regionalexpress. Mann, bin ich froh, dass ich da nicht alleine hinfahren musste. Dieser Zug schwieg, keine Haltestelle wurde angesagt und er hielt ständig mitten auf den Schienen; da war dann angeblich eine Station... nur wo?
Dann war da noch dieser Schaffner... Es gab irgendein Problem mit zwei unserer Fahrkarten, keiner wusste genau, warum, denn normalerweise war mit diesen Tickets immer alles in Ordnung. Der nette Schaffner meinte dann zu uns, wenn wir ihm Geld geben, dann könne er diese Sache vergessen. KORRUPTION! Und ich mittendrin. Ich war aber sehr froh, dass alle anderen genauso geschockt waren wie ich; denn das heißt, dass das hier nicht Gang und Gebe ist. Jedenfalls haben sie das dann irgendwie anders geregelt. Zum Glück!
Nachdem wir nach zweistündiger Fahrt in Dobiegniew angekommen waren, gingen wir einen Trampelpfad neben den Schienen entlang; dort war keine Laterne, nichts – wir haben nichts gesehen und nur gemerkt, dass wir ständig in Pfützen traten. Meine Kollegen meinten, das sei wie in "Blair Witch Project"; auf dem Rückweg am Samstag (wo wir genauso gelaufen sind) meinte Tomek, er fühle sich wie jemand, der illegal die Grenze passiert. Ich fand das sehr treffend.
Unser Aufenthaltsort war eine Schule. Wir schliefen auf Feldbetten, die im Erdkunderaum aufgestellt waren (alle 13!), weshalb ich mich ein bisschen so fühlte wie ein Soldat. Und unsere "Meetings" hatten wir im Geschichtsraum. Essen gab es in der Cafeteria. Am ersten Abend hatten wir bis ein Uhr nachts Programm; wir spielten Kennenlernspiele und sowas. Alle waren nett; ich weiß jetzt, dass meine Kollegen alles Teilen, von Äpfeln über Brötchen bis hin zu ihrer sehr, sehr kleinen Flasche mit Karottensaft (und wenn man nicht möchte, sind sie geknickt).
Danach spielten wir ein Spiel namens Mafia. Im Bett war ich um ca. halb drei. Und dann um halb acht am Samstag hieß es aufstehen. Das erste, was ich sah, war Pawel, der strahlend in seinem Bett saß und mir gewunken hat, als ich die Augen öffnete. Ich war wie gerädert, weil das "Bett" so unbequem war und ich total unausgeschlafen war und er freut sich da wie sonst was! Na ja, jedem das seine! Dann ist es natürlich nicht so ganz angenehm, wenn man noch im Halbschlaf ist und 12 Leute um einen herum Polnisch reden (auch mit einem selbst) und man nur Bahnhof versteht.
Dann gab es Frühstück. Polnisches Frühstück. Das erste, was ich sah, war die (warme) Bockwurst auf meinem Teller. Ich glaub, ich war die einzige, die die nicht gegessen hat. Alle anderen häuteten sie und aßen sie zuerst. Pawel hat auch eine (meiner Meinung nach) seltsame Essensangewohnheit; sein Brot sah folgendermaßen aus: Butter, Käse, Ei und dann Ketchup. Wie gesagt, jedem das seine.
Alle redeten auf Polnisch, mir wurden nur die wichtigsten Teile übersetzt: "In Afrika im Restaurant laufen Ratten auf den Wänden rum...", "Im Urlaub hatte ich mal eine Schabe in der Suppe", "Es gibt so eine polnisch Suppe mit Blut...". Ausnahmsweise hatte ich da nichts dagegen, wenn sie nur auf Polnisch sprachen!
Dann kamen noch ein paar andere Leute unserer Organisation dazu. Wir alle machten nochmal Spiele, um uns besser kennen zu lernen, dann ein Spiel mit verbundenen Augen und dann was über unsere Organisation.
Als wir gingen, war ich ziemlich fertig und mir brummte der Schädel, weil ich die ganze Zeit über versucht hatte, zu verstehen, was die sagen (sie hatten beschlossen, nur noch Polnisch zu sprechen). Trotz allem war es eigentlich ganz lustig... soweit ich verstanden habe.