Was bleibt
Der Zufall und eine Erkenntnis
Heute bin ich Eva über den Weg gelaufen. Ich komme gerade gehetzt von der Uni, denn ich möchte den nächsten Bus noch erwischen, und prompt steht sie vor mir. Vor lauter Verblüffung fangen wir beide laut an zu lachen und wissen gar nicht, wie uns geschieht. Schnell wird angefangen zu schnattern und wir teilen uns gegenseitig mit, wo uns das Leben so hingeführt hat.
Eva habe ich in Belgien während meines Freiwilligendienstes kennen gelernt. Wir haben uns bei beiden Seminaren ein Zimmer geteilt und so viel geredet und gemeinsam erlebt.
Und heute, mehr als ein Jahr später, sehen wir uns zufällig wieder. Obwohl wir beide nicht von hier sind, sondern jeweils aus unterschiedlichen Orten kommen. Obwohl diese Stadt eine nicht gerade kleine Stadt, in dem nicht gerade kleinen Deutschland ist. Selbstverständlich ist unser Widersehen also wirklich beim besten Willen nicht, sondern vielmehr absolut überraschend.
Der Zufall hat uns in diesem Fall wieder zusammengeführt und sofort werde ich in meine Belgienzeit zurückversetzt. Ich weiß noch genau, wie wir zusammen Brüssel erkundet haben, wie wir das Tausch-Spiel mit den Passanten gespielt haben und wie wir mit zwei Portugiesen essen gegangen sind. Klar, diese Zeit ist vorbei. Aber die Erinnerungen leben doch in uns weiter. Und zusammen schwelgt man doch auch direkt lieber in Erinnerungen, als alleine. So tauschen wir uns aus, über die Kontakte, welche wir über die EVS-Zeit hinaus tragen konnten und es sind doch überraschenderweise einige. Schön, wie sehr man sich freut, wenn man hier und da immer mal eine Nachricht erhält und erfährt, wie es den ehemaligen Weggefährten bzw. Auslandsvertrauten geht und was sie so treiben. Es ist schön zu hören, wie viele der Sache treu geblieben sind, wie viele sich für Europa engagieren und anderen ebenfalls den Weg in die Ferne erleichtern wollen, wie viele nun auch während des Studiums wieder ihren Weg ins Ausland finden und ihre Zeit dort meistern.
Ist es nicht am Ende genau das, was bleibt? Das was übrig bleibt und was man aus der EVS-Zeit behält, sind es nicht die Kontakte und die geteilten Erfahrungen? Es ist das Erlebnis „Ausland“, welches zusammenschweißt und automatisch nimmt man teil an den Leben anderer. Die Welt wird kleiner und rückt irgendwie zusammen. Diese Kontakte und dieses Gefühl, überall in der Welt willkommen zu sein ist, denke ich, der gelebte Europäische Freiwilligendienst und das Schönste daran.