Unternehmung Camp in Ramonchamp
Herbstferien in den Vogesen bedeutet für Nora: Minigolfen, Tennis spielen, Musik machen, Rhythmus vermitteln, Bauernhof und Ziegenzucht besuchen oder auch mal Bonbons naschen bis zum Abwinken. Und das alles in vier Tagen, zusammen mit einer Rasselbande von Kindern.
Munter und gut gelaunt melde ich mich zurück von der Unternehmung Camp. Die letzten Tage habe ich zusammen mit den Kindern in den Vogesen in der Stadt Ramonchamp verbracht. Zurzeit sind hier in Frankreich Herbstferien und wie jedes Jahr hat der Pavillon 9 (unsere Gruppe) seine Koffer gepackt, um in den Urlaub zu fahren.
Los geht's
Als ich am Mittwoch zusammen mit Marc, einem Betreuer, in Ramonchamp ankam, um zwei andere Betreuer abzulösen, waren die Kinder dort schon seit Sonntag. Nach dem ersten gemeinsamen Mittagessen, haben sich alle den Nachmittag mit Minigolfen und Tennis spielen vertrieben. Am nächsten Morgen hatten wir unseren Spaß bei einem Musikworkshop, bei dem es, mit vielen Spielen und Liedern, vor allem um den Rhythmus ging.
Nachmittags durften die Kinder auf dem nahe gelegenen Bauernhof Ponys striegeln und reiten. Trotz einiger Stürze war das ein Abenteuer, von dem noch bis zum Ende der Woche geredet wurde.
Da wir sowieso schon nicht schlecht nach Farm rochen, haben wir dann gleich noch einen Ausflug in eine chevrerie, also eine Ziegenzucht, gemacht. Dort haben die Kinder neben dem Füttern der Ziegen auch beim Melken der Tiere geholfen. Im Anschluss gab’s Milch und Käse zu kosten.
Zuerst Pleite, dann Zuckerschock
Der nächste Tag begann mit einer kleinen Pleite, denn die Holzschuhwerkstatt, die wir besichtigen wollten, hatte zu diesem Zeitpunkt leider keine Vorführungen. Aber unsere Stimmung ließ sich nicht trüben und so entschieden wir uns, stattdessen eine Bonbonfabrik zu besuchen. Das war natürlich eine doppelte Freude, als dass man bei jedem Arbeitschritt der Bonbonherstellung etwas probieren durfte. Am Ende waren wir so verzuckert, dass ich, glaube ich, jetzt erst mal für ein halbes Jahr von Süßigkeiten genug habe. ;-)
Alles in allem kann ich sagen, waren die Kinder sehr lieb und die vier Tage haben mir viel Spaß gebracht. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich richtig in der Arbeit drin bin, und ich fühle mich als vollwertiges Mitglied des Betreuerteams.
Nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen
Ein Zwischenfall hat mir aber vor Augen geführt, dass diese Kinder doch anders sind als andere. Als nach einer Autofahrt alle aus dem Minibus ausstiegen, hatte einer der Jungen ein völlig blutig zerkratztes und verheultes Gesicht. Auf die Frage, wie das passiert sei, meinte er, der Junge, der im Auto neben ihm gesessen hatte, sei das gewesen. Auch dieser war total verheult, und als er sich umdrehte hatte er eine vollkommen blau-lila geschwollene Gesichtshälfte, in die der andere mit einem Holzjojo geschlagen hatte. Dies alles war vollkommen tonlos vor sich gegangen, sodass keiner von uns etwas bemerkt hatte. Diese Kinder sind vier und neun Jahre alt und man fragt sich, was die erlebt haben müssen, um so etwas fertig zu bringen. Sie sahen wirklich schlimm aus. Wohlverdiente Entspannung
Am Samstag ging es dann auf die Rückfahrt nach Hause, mit einem Minibus voller Kinder, die – gerade noch mit Frühstück versorgt – wohl nicht gemacht sind, für die Serpentinen der Vogesen. Trotz allem sind wir dann aber irgendwann wieder in Strasbourg angekommen. Jetzt erst habe ich bemerkt, wie müde ich eigentlich war.
Aber dieser Ausflug hat mich glücklich gemacht, denn das ist, warum ich hier bin. Ohne meine Arbeit würde ich es wohl nicht so gut aushalten.
Heute, einen Tag später, habe ich einen ganz gemütlichen Sonntag eingelegt. Den Vormittag habe ich mit Malen verbracht. Eigentlich sollte ich das viel öfter machen, denn nach den Ferien sollen wir im Kurs zeigen, was wir in der Zwischenzeit zur Übung gemacht haben. Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich einmal in der Woche einen Kunstkurs besuche?
Nachmittags war ich dann mit Dennis ein wenig außerhalb Strasbourgs spazieren. Das war richtig schön, denn zurzeit zeigt der Herbst sich hier noch mal von der besten Seite; mit Sonne, kalter, klarer Luft und intensiver Laubfärbung. Im Moment fühle ich mich richtig wohl hier.
Ihr zu Hause, fühlt Euch ganz lieb gegrüßt und nicht vergessen. Nora
PS: Falls Ihr es noch nicht gesehen habt, es gibt jetzt ein paar Bilder in meinem Tagebuch. Es lohnt sich also, es doppelt zu lesen.