Uns geht's zu gut
Mit dem neuen Monat und dem ersten Freiwilligen-"Gehalt" auf dem Konto sind wir Freiwilligen in eine neue Runde unseres Arbeitslebens gestartet. An meinem Arbeitsplatz wird mir aber zunehmend klar, dass Geld nicht für alle hier so selbstverständlich ist wie für uns.
Der Anfang des neuen Monats bedeutete für uns Freiwillige, dass wir 1. endlich wieder Geld auf dem Konto haben (sofern wir brav alle Dokumente eingereicht und unterschrieben haben), dass wir 2. dringend zur Geschäftsstelle des öffentlichen Nahverkehrs rennen mussten, um unsere Monatstickets aufzuladen (geht hier ganz chic elektronisch mit Chipkarte) und dass wir 3. wieder anfangen können, Belege für unsere Ausgaben für Lebensmittel zu sammeln. Das ist eine leider eher lästige Eigenheit der polnischen Nationalagentur: wir müssen am Ende jeden Monats Belege für Lebensmittel im Wert von mindestens 380 Zloty einreichen, um zu belegen, dass wir diesen Betrag für Lebensmittel brauchen. Falls wir dabei nicht auf die 380 kommen sollten, bekommen wir im nächsten Monat eben weniger Geld. Dabei ist es allerdings völlig egal, ob wir uns laut Belegen einen Monat lang von Chips und Gummibären ernähren. Ich bin dabei in der komfortablen Situation, dass ich die Belege meiner Mitbewohner nehmen und einreichen kann und so meine eigenes Geld ausgeben kann für was ich will.
Am Donnerstag haben Eloise und ich allerdings eine ganz andere Erfahrung mit Lebensmitteln gemacht. Unser Projekt, der ALF- Club verteilt alle zwei Monate von der EU subventionierte Lebensmittel an Familien, bei denen das Pro-Kopf- Einkommen unterhalb 500 Zloty (ca. 125€) im Monat liegt. Eloise und ich haben also etwa 1,5 Stunden damit verbracht, draußen in der Kälte zu stehen und gigantische Mengen an Nudeln, Reis, Kasza (polnische Getreidegrütze), Tomatenkonzentrat in Dosen, Dosengemüse, h-Milch, Marmelade, Cornflakes und Kekse an die Familien auszugeben. Obwohl mein Rücken von der Heberei nicht ganz so begeistert war, hat die Aktion eigentlich sogar Spaß gemacht und wir konnten hinterher sogar ein paar Reste mit nach Hause nehmen. Trotzdem ist es schon bedrückend zu sehen und zu wissen, dass Leute tatsächlich auf derartige Spenden angewiesen sind, weil ihr Einkommen noch unterhalb unseres Taschengelds als Freiwillige liegt.
Was meine Kreativität zusätzlich in Bedrängnis bringt, ist die Tatsache, dass wir auch im ALF- Club jetzt jede Menge von diesen Lebensmitteln haben, und daher von uns erwartet wird, dass wir damit für die Kinder kochen. Blöd nur, dass die Kinder komischerweise meistens nicht auf Nudeln mit Reis und Dosengemüse abfahren. Ich habs versucht, aber EU-Lebensmittel kommen einfach nicht so gut an wie Pizza oder Schokopudding:)
Bis bald,
Kora