Sushi, Salzkathedrale und Sternmomente
Und sechs Mückenstiche auf jedem Knie
Langsam aber sicher wird Casa 3 zum Zuhause. Ich merke es an der Lichterkette, an unserem improvisierten Sofa und an den fast fertigen selbstgenaehten Vorhaengen. Ich merke es an der lockeren und lustigen Stimmung, wenn alle Freiwilligen dort sind oder wenn wir das Haus gemeinsam von Ungeziefer jeglicher Art befreien und wie uns das zusammenbringt.
Man kann nicht sagen, dass wir eine ruhige Zeit hier verbringen, nicht mal an den Wochenenden. Das vorletzte Wochenende verbrachten Cecilia und ich in Bogota, wo wir in verschiedenen Hostels uebernachteten, interessante Begegnungen machten und ich, aufgrund einer gluecklichen Fuegung, das erste Mal in meinem Leben in den Genuss kam, Sushi zu essen, und das nicht irgendwo, sondern im 5-Sterne Hotel Sheraton fuer laeppische 15 000 Pesos (ungefaehr 5 Euro) ...ein unerwartetes Glueck :). Ich mag es, in der Grossstadt ungebunden an eine Gastfamilie zu sein, und mit netten Leuten dort meine Zeit zu verbringen, wo ich mag. In Hostels faellt es besonders leicht neue Leute kennenzulernen und ausserdem haelt es noch andere Specials bereit, wie sich selbst Fruehstueck machen zu koennen, was Cecilia und ich natuerlich ausnutzten und um es uns auf der ein oder anderen Parkbank gemuetlich zu machen und frische Broetchen, Oliven, Arequipe-Karamelcreme und leckeren Orangensaft zu fruehstuecken.
Was ist sonst so passiert? Wir haben an dem ersten 3-Kilometer Lauf der Frauen im Dorf San Francisco, wo sich die Fundacion befindet teilgenommen und einige Bekanntschaften vorort gemacht, was ganz cool ist, weil man sich auf diese Weise mit den Bewohnern vertraut machen kann, ohne direkt zu persoenlich zu werden. Am Donnerstag letzter Woche haben wir 4 Freiwilligen einige Kinder nach La Vega, das Nachbardorf begleitet, wo ein besonderes Treffen, eine Olimpiade especial, von Menschen mit Behinderung stattfand, bei dem die Kids teilnehmen konnten. Es war ein wirklich schoener und interessanter Vormittag mit kreativ gestalteten Praesentationen und Gemeinschaftsspielen. Am Anfang der Veranstaltung wurden drei Hymnen gesungen: die Nationalhymne, die Departamento-hymne der Region, also Cundinamarca, und zu guter letzt die Hymne der 14 000 Einwohner-Stadt La Vega.
Das letzte Wochenende habe ich dann alleine hier in der Fundacion verbracht, weil ich krank war und keine so grosse Lust auf viele Tapentenwechsel hatte. Das heisst, Freitag und Sonntag konnte ich hier entspannen, am Samstag habe ich einen Tagesausflug in das 2 Stunden mit dem Bus entfernte Zipaquirá gemacht. Beleitet wurde ich dabei von Rocio, der Tochter der Koechin in der Fundacion, die beiden einzigen Personen, die nicht wie die uebrigen Kids zu ihren Familien gefahren sind. In Zipa gibt es eine ganz besondere Attraktion: eine Kathedrale in einer alten, stillgelegten Salzmine, die mit ihrer besonderen Akustik und meisterhafte Beleuchtung wirklich zum Staunen einlaed. Aber auch schon der Weg war das Ziel, denn die Busse hier auf dem Land halten an, wenn man es moechte, jedoch ohne feste Abfahrtzeiten und es gibt erst recht keine genormten Bushaltestellen oder Abfahrplaene. So kam es, dass wir drei verschiedene Busse nehmen mussten. Das Gute jedoch ist, dass alle Busfahrer uns gerne mitnahmen und sofort anhielten und uns obendrein auch beim Aussteigen verrieten, wo man am Besten den naechsten Bus abfaengt.
Es gibt noch etwas mehr, von dem ich berichten moechte und was uebergeordnet steht, noch ueber den ganzen Dingen die wir tags- und nachtsueber erleben. Ich merke, dass das sich das Verhaltnis der Autoritaeten in der Fundacion im Moment verschiebt. Auf der einen Seite sind da die Tias, deren Autoritaet wir manchmal unabsichtlich in Frage stellen oder untergraben, auf der Anderen die Lehrerin in der Schule. Beide Instanzen setzen machmal Massnahmen durch oder wenden Methoden an, mit denen wir Freiwillige nicht einverstanden sind. Aber es ist eine unsichere Sache sich zu widersetzen oder die Dinge, ohne darueber zu reden, umzusetzen. Was im Weg steht, ist der Stolz. Mir ist manchmal nicht ganz klar, was wir eigendlich duerfen und weil ich gerne ein gutes Verhaeltnis zu allen, Kindern und Tias haben moechte, ist mir es mir wichtig, mir auch die Meinung oder das Okay einzuholen. Aber die Frage bleibt trotzdem: Welche Massnahmen koennen wir ergreifen, damit sich die Leute, manche Tias und die Lehrerin, nicht von ihrer Position verdraengt fuehlen?
Nun noch einige meiner Sternmomente:
- das Paeckchen von meiner Mama ist endlich angekommen und hat uns mit vielen leckeren Suessigkeiten, Maggi Wuerze, einem Microfaserhandtuch und ganz viel guter Laune beliefert :)
- Yamile, eines der aelteren Maedchen aus ganzem Herzen lachen zu sehen
- unsere derzeitig am meisten gehoerten Lieder in Casa 3: Lumbra, Ni si fueras la mas buena, ras tas tas und Long time traveller
- naechstes Wochenende fahren Lou, Cecilia und ich nach Villavicencio, eine warme Kleinstadt und ich hab das Gefuehl das wird richtig cool !! :D