Süchtig nach dem Smartphone?
Mittlerweile sind sie unsere ständigen Begleiter: Smartphone. Wir laden sie neben unseren Bett auf und dann begleiten sie uns durch den Tag. Hat unser Nutzerverhalten schon etwas zwanghaftes?
Starten wir mal mit einem kleinen Selbsttest: Weißt du gerade, wo sich dein Handy befindet? Befindet es sich in deiner Nähe? Ist es angeschaltet? Hast du in den letzen 15 Minuten mal den Bildschirm entsperrt oder auf Nachrichten geschrieben? Die meisten jungen Menschen in Europa, aber auch auf der ganzen Welt müssten alle Fragen wohl mit "Ja" beantworten. Mich muss ich da einschließen. Dieses Verhalten könnte einen schon fast zur Sorge anregen, es ist völlig normal, dass man sein Handy immer an seiner Seite hat, angeschaltet und in Reichweite. Das liegt natürlich an seinen praktischen Vorteilen: Man ist damit immer erreichbar, man hört damit Musik, man sucht damit seinen Weg oder die Zugverbindung und darüber hinaus gibt es noch weitere, unzählige Apps die uns den Alltag erleichtern. Im Angesicht dieses Komforts kann man versehen, warum die meisten Menschen ihr Handy permanent dabei haben - mittlerweile sogar schon mit einer Art Kordel um den Hals gebunden ( https://www.welt.de/wirtschaft/article181777018/Start-ups-So-schwer-hat-es-die-Erfinderin-der-Handy-Kordel.html)
76 mal täglich entsperren wir unsere Handys durchschnittlich - und werden dabei jedes Mal ein bisschen abgelenkt von dem, was wir gerade tun, sei es warten, Texte für die Uni zu lesen oder in einem Gespräch. Und die Tendenz steigt! Allein die Präsenz von Handys auf dem Tisch soll Menschen bereits ablenken, ich frage mich auch, warum man immer gleich das Handy auf den Tisch legt: Irgendwie ist es unhöflich, als wäre man so beschäftigt und als gäbe es etwas wichtigeres außerhalb der Situation, mit dem man sich beschäftigen müsste. „Onlinesucht“ ist mittlerweile ein richtiger klinischer Begriff geworden, über 270.000 Jugendliche in Deutschland sollen internetabhängig sein. Folgen dieses pathologischen Verhaltens sind häufig ein gestörtes Sozialverhalten, Probleme in der Schule, Angst- und Schlafstörungen, Störungen von Konzentration und Sprachentwicklung und sogar Fettleibigkeit.
Das sind schwerwiegende Folgen. Und auch wenn ich mich persönlich und Leute in meinem Umfeld nicht als Handysüchtig bezeichnen würde, kann man doch schon kleinere Nebenwirkungen eines hohen Medienkonsums erkennen: Ich schlafe nicht mehr gut und kann mich in der Uni schlechter konzentrieren. Des öfteren ertappe ich mich dabei, wie ich minutenlang einfach runterscrolle - fast schon wie ein Zombie!
Eine Initiative aus Berlin will ironisch-lustig dagegen wirken: Die „Radikale Anti-Smartphone Front“ verfasste ein Manifest, in dem es den digitalen Wandel kritisiert. Es gibt auch ein paar vereinzelte Aktionen, ein paar Demos oder Informationsveranstaltungen - viele Anhänger der Bewegung gibt es noch nicht. Wahrscheinlich weil ein exzessiver Konsum von Smartphones und Sozialen Netzwerken einfach schon zu normal geworden ist und uns dieser kaum mehr auffällt. In vielen Situationen der Langeweile greifen wir wie routiniert zum Handy und verschwenden unsere Zeit mit Spielen, Netzwerken oder lesen etwas, was wir nach 5 Minuten bereits wieder vergessen haben.
Handys sind extrem nützlich und vereinfachen uns den Alltag. Wir sollten unseren Konsum allerdings reflektieren und uns nicht von Smartphones abhängig machen - schließlich haben wir das alles früher auch mal ohne geschafft! Vielleicht sollte man sich mal jede Aktion bewusst machen, die man sich durch ein Handy erleichtert - und dann reflektieren, ob es einfach nur ein Zeitersparnis ist oder ob uns das Handy sozialen Kontakt oder eigene Denkleistung ersetzt, da sollte man vorsichtig sein. Wir können nur erahnen, welche Entwicklung unsere Gesellschaft noch nehmen wird, inwiefern sie sich weiter digitalisiert und vernetzt - Und dabei müssen wir ein bisschen auf unsere Menschlichkeit aufpassen.
https://www.fluter.de/siri-bin-ich-suechtig
https://www.zeit.de/digital/mobil/2018-04/smartphone-abhaengigkeit-handysucht-unterschied/seite-2
https://www.focus.de/digital/handy/technik-im-bann-des-displays-was-gegen-handysucht-hilft_id_5395246.html
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