Spinelli: verkannter Verfechter des europäischen Föderalismus
Neben Robert Schuman und Jean Monnet verblasst sein Name häufig, jedoch war doch gerade Altiero Spinelli ein großer der Verfechter des europäischen Föderalismus. Ihm ist u.A. die europäische Unionsbürgerschaft zu verdanken
In Italien geboren, ist er einer der Gründerväter der Europäischen Gemeinschaft. Und nicht nur das: als während des Faschismus als Kommunist Gefangener hast er auf der Insel Ventotene 1941 ein Manifest verfasst, das den Grundstein für verschiedene föderale Reformen legen sollte.
Seine Vision von Europa war klar durch den Krieg geprägt: um weitere Konflikte zu vermeiden, plädierte er für die Abschaffung der Nationalstaaten und für die Etablierung eines integrierten föderalen Staatenverbundes. Spinelli gründete die Europäische Föderalistische Bewegung, sowie das Institut für internationale Angelegenheiten, in dem er als Forscher tätig war. Als Kämpfer und Idealist agierte er als Berater von de Gasperi stets im Hintergrund. Sein ambitioniertestes Projekt als Kommissionsmitglied war sicherlich ein neuer europäischer Vertrag, der als „Spinelli-Entwurf“ in die Geschichte einging. Vom Europäischen Parlament 1984 beführwortet, scheiterte der Entwurf jedoch an der mangelnden Unterstützung der Mitgliedsstaaten, die ihre Souveränität nicht weiter abgeben wollten. Nichtsdestotrotz wurden einige seiner Vorschläge beherzigt: die Kompetenzausweitung des Europäischen Parlaments sowie die Unionsbürgerschaft sind ihm zu verdanken.
Noch heute trifft sich die Europäische Föderalistische Bewegung in Ventotene. In der 2010 unter anderem von Guy Verhofstadt und Daniel Cohn-Bendit gegründeten Spinelli-Gruppe setzen sich mehr als 110 Europaabgeordnete für die föderale Idee ein. Rund 6800 Unterstützer haben sich ihnen online angschlossen. Altiero Spinelli war intellektueller Wegbereiter für eine Idee, die seit Gründung der Europäischen Gemeinschaft die Geister spaltet. Kompetenzverteilung, Souveränität und Tiefe der Integration bestimmen die Debatte. Dabei gilt es, deren historischen Ursprung nicht aus den Augen zu verlieren.