Rouen
Auch wenn es in Rouen viel regnet, ist es dort sehr schön. Und in jedem Fall eine Reise wert. Okapi beschreibt die Stadt zwischen Paris und dem Ärmelkanal, in die er sich spontan verliebt hat.
Rouen, offiziell die Hauptstadt der Region Haute-Normandie, ist seltsamerweise im Ausland eher nicht bekannt. Das liegt vielleicht auch an seiner Lage: zwischen Paris und dem Ärmelkanal gelegen, verschwindet es ein bisschen zwischen Paris und Dieppe, Calais, Le Havre etc... ich liebe diese Stadt trotzdem sehr!
Rouen hat eine wunderhübsche Altstadt mit vielen Kirchen, vielen alten Fachwerkhäusern, Kopfsteinpflaster (Stöckelschuhe freuen sich!) und vielen tollen Menschen, die mal hier gelebt, gestorben oder sonst was gemacht haben: Johanna von Orleans wurde hier verbrannt, Pierre Corneille wurde hier geboren, ich mach hier meinen Freiwilligendienst... und es gibt eine Universität. Deshalb kann man auch wunderbar in Rouen ausgehen: kleine, irische Bars mit komischen Besitzern, große französische Diskos mit komischen Türstehern und eine Vielzahl an Bars mit einer Bühne, wo Lokalmusiker als Kuh verkleidet die Bar zum Hopsen bringen. Also unbedingt mal im "Charivari", dem "Bateau ivre" oder dem "Emporium Gallorium" vorbeischauen.
Sieht man sich Rouen mal von oben an, sieht man ebenfalls sofort eine markante Eigenschaft: durch Rouen fließt die Seine. Das hat zur Folge, dass es ein "Rive droite" und ein "Rive gauche" gibt. Und es ist sehr wichtig, ob man auf der einen oder der anderen Seite des Flusses ist: Rive droite hat den Altstadtkern mit Restaurants, Bars, Einkaufsläden und Museen. Rive gauche hatte das auch mal, aber 1944 zerstörten die Engländer den Hafen Rouens in der offiziellen Absicht, die Deutschen nach Hause zu schicken. Inoffiziell war Rouen ein Konkurrent zu den englischen Häfen und hops! musste Rive gauche neu aufgebaut werden. Jetzt gibt es dort ein großes Einkaufszentrum, billige Wohnungen und den Versuch, Rive gauche zu "rivedroiten". Hoffentlich gelingt es.
Wenn ein Tourist die Stadt besichtigt, dann gibt es folgende wichtige Orte abzulichten:
1) Die Cathedrale, die größte Kirche Rouens, weshalb sie auch von einem gewissen Claude Monet gemalt wurde, weshalb sie nun sehr berühmt ist.
2) La Gros Horloge, eine der ältesten Turmuhren der Welt, viel Dekor und Malerei, einfach ein Schmaus für die Augen! In der Mitte befindet sich außerdem eine Kugel, die zur Hälfte schwarz, zur Hälfte silbern ist. Und die sich drehen kann und so immer anzeigt, ob gerade Vollmond oder Halbmond oder Neumond ist.
3) Museum der schönen Künste mit dem berühmten Bild Claude Monets und auch sonst interessanten Ausstellungen.
4) Brombeerhügel, wie ich ihn nenne. Naher Hügel, von dem man aus den besten Blick auf Rouen hat und nachzählen kann ob das mit den "tausend Glockentürmen" stimmt. Hm, fast.
Nebenher gibt es natürlich noch viele andere nette Sachen anzuschauen (so auch die École des beaux arts régionale, die in einem alten Pesthof mit gruseligen Holzschnitzereien beheimatet ist), oder die Kirche St Maclou oder, oder, oder.
Was eine Stadt aber eigentlich ausmacht, sind seine Bewohner. Von denen sagt man, dass sie verschlossen und tiefgründig seien und einen erst nach vielen Stunden bei einem "northmen ambré" (Bier) ins Herz schließen. Sagt man. Stimmt manchmal und manchmal wieder nicht. Außerdem regnet es viel in der Normandie, es gibt viele Apfelbäume und daher sehr viel Cidre und man stellt hier den Käse "Neufchâtel" her, ein Schmelzkäse in Herzform mit recht starkem Geschmack. Sehr sympathisch sind auch die vielen Feste und Events: Jedes fünfte Jahr findet hier die "Armada" statt, eines der größten Segelschiffevents weltweit, überall am Hafen Rouens ankern für einige Tage im Juli Riesen-Viermastsegler und werden von der Welt bestaunt. Für mich sehr faszinierend sind auch die vielen Filmfestivals: Festival du cinema du sud, du nord, d'est.... voilà!
Im Gesamten, eine echt liebe Stadt, die irgendwo zwischen Paris und Calais ihren Platz gefunden hat und ihren normannischen Bewohnern das Leben bei all dem Regen wirklich angenehm macht.