Reporterin: Ariane Missuweit aus Luxemburg (Dudelange)
Ob sie wollen oder nicht, die Luxemburger haben bei der WM so oder so am meisten Grund zu Feiern. Obwohl sie gar nicht dabei sind: sie können nur gewinnen. Ariane berichtet amüsiert, warum.
Und der Weltmeister 2006 ist...? Luxemburg!
Die Mini-Nation Luxemburg kann zum Ende der WM hin immer noch gaaanz laut Mitjubeln. Frankreich und Italien im Finale, Portugal und Deutschland im Halbfinale - besser hätte es für die immigrierten Luxemburger der 1., 2. und 3. Generation hierzulande nicht aussehen können.
Viele von ihnen, vor allem die Jugendlichen, sind längst vollständig integriert, aber ihr Herz schlägt noch immer für das alte Heimatland. Und so hörte man in Luxemburg öfter als in allen anderen Ländern (außer in Deutschland vielleicht :-)) stundenlange Auto-Hup-Kolonnen, aus denen verschiedene bunte Fahnen geschwungen wurden und sah freudetaumelnde Menschen durch die Hauptstadt ziehen, einzig die Freude für Deutschland äußerte sich eher leise und versteckt.
Auch im Süden des Landes, wo ein Großteil der Immigranten wohnt, konnte man selbst bei geschlossenen Fenstern keine „ruhige“ Fußballnacht verbringen und so mancher Frühschläfer wurde durch die endlos langen Hup-Konzerte gezwungener Maßen zur schläfrigen Nachteule!
Ein Wunder, dass die Regierung bei soviel luxemburgischem Fußballherz außer zum Finale im ganzen Land keine Großleinwände aufstellen wollte. Und das war wohl schon immer so. Wahrscheinlich befürchten sie, wenn sich bei den Spielen zum Beispiel Portugiesen und Italiener gegenüber stehen, dass deren hitzige Temperamente zu Ausschreitungen führen.
Also schaut und feiert man gemeinsam in den vielen Cafés und Brasserien, die allesamt sowohl innen als auch außen kleinere Bildschirme montiert haben. Die Gastronomie in Luxemburg ist der Arbeitsplatz der Eingewanderten, also der Frankophonen. Deutsche trifft man da kaum und so war ich zum Beispiel beim Deutschland-Argentinien -Spiel die meiste Zeit umgeben von „Deutschland raus“- Rufen. Das war so lange lustig, bis mich die Jungs, mit denen ich bis dahin auf französisch über das Spiel geplappert habe, fragten, wo ich eigentlich her käme...
Nach den Portugal-Siegen musste die Hauptstraße vom Bahnhof zum Zentrum gesperrt werden und das ganze grün-rot-ein bisschen gelbe Straßenspektakel erinnerte mich, obwohl es ein heißer Juli-Abend war, doch tatsächlich an unseren Weihnachtsbaum zu Hause, jedes Jahr in Rot und mit ein wenig goldenem Lametta geschmückt.
Viele Luxemburger ließen sich beim Anblick der bunten, lauten Stadt nach den Portugal- Spielen ein Lächeln entlocken, aber einige haben wohl so langsam genug vom ausgelassenen Feiern ihrer Mitbewohner. Und doch: Sie kommen nicht drum herum, auch am 9. Juli nicht: Unabhängig davon, ob nun Frankreich oder Italien Weltmeister wird, müssen sie es noch ein letztes Mal über sich ergehen lassen. Der luxemburgische Fußballmuffel, der sich die Spiele der „wilden Südländer“ nicht angucken wollte, hatte ja spätestens mit dem kurze Zeit später einsetzenden Hupen gewusst: „Aha, Italien oder Frankreich hat wieder gewonnen.“
Diesmal zum Finale ist es anders. Jetzt verraten höchstens die Fahnen den Sieger. Aber eigentlich ist es den Luxemburgern ja egal. Nichtsdestotrotz: Ein wenig stolz sind die meisten schon. Platz 1, 2, 3, oder 4 - die Sieger leben alle hier. Im kleinen, aber weltoffenen Europa -Schmelztiegel Luxemburg!
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Eddie Pope ist der Schönste
Ariane ist eine Europäische Freiwillige aus Deutschland. Auf www.youthreporter.de hat sie bereits einige Artikel und Tagebucheinträge unter dem Namen Arianne geschrieben. Sie arbeitet in einem luxemburgischen Jugendpastoral, wo sie internationale Jugendbegegnungen organisiert. Am meisten freut sie sich, wenn sie Französisch sprechen und schreiben kann. Als WM-Reporterin wird dies nicht nötig sein, doch trotzdem wartet Ariane gespannt darauf, von der WM-Stimmung berichten zu können. Schließlich wollte sie schon immer mal Radio-Erfahrung sammeln. Besonders interessant findet sie es, als Deutsche die WM im eigenen Land mit genügend Abstand betrachten zu können.
Wie ist die Stimmung in Luxemburg?
„In Luxemburg gibt es keine Vorbereitung auf die WM, außer dass die Nationalmannschaft den Deutschen mit ihrer 7:0 Niederlage im Testspiel ein wenig Selbstvertrauen schenken wollte. Ob das aber als ehrlicher Nachbarschaftsdienst zu interpretieren ist, halte ich für fraglich“, berichtet Ariane von ihren Eindrücken in der Zeit vor der WM.
Und was die jungen Fans in Luxemburg angeht, so beobachtet Ariane, dass nicht alle von den Einheimischen gleich betrachtet werden, zum Beispiel Fans der deutschen Mannschaft nicht wirklich ernst genommen werden. „Das Verhältnis zu Deutschland ist nicht feindlich, aber durchaus spöttisch“, erzählt sie dem Youthreporter. Eins haben aber laut Ariane die Fans aller Nationen in Luxemburg gemeinsam: Ob Franzose, Deutscher, Italiener oder Spanier - Jeder hofft, dass sein eigenes Land gewinnt.
Die drei Wenn’s eines Nicht-Fans
Wenn ich keine Lust auf Fußball habe, „dann gucke ich umso lieber Basketball.“
Wenn es Fußball nicht gäbe, „dann würden sich die Männer woanders betrinken gehen.“
Wenn mich einer nach der Abseitsregel fragt, „dann erkläre ich ihm die Gold Handing Regel des Basketballs.“
Und der schönste Fußballspieler? „Eddie Pope.”