Pakolaisen Polku
Übersetzt bedeutet das soviel wie "Flüchtlingspfad", ein Top aktuelles Thema also, doch nichts Neues hier in Porvoo. Den Flüchtlingspfad gibt es jetzt nämlich schon seit 30 Jahren. Aber was kann man sich unter einem Flüchtlingspfad überhaupt vorstellen?
Der Flüchtlingspfad wird einmal im Jahr im Jugendcenter in Porvoo aufgebaut. Unterstützt wird das Jugendcenter dabei von der Stadt, der Kirche und weiteren Organisationen. Eine Woche lang durchlaufen alle Achtklässler aus Porvoo diesen Pfad. Ich bin zusammen mit einigen der insgesamt 650 Schülern durch den Pfad gelaufen. Den Pfad kann man sich als eine Art Rollenspiel vorstellen. Nachgestellt wird die Situation von Flüchtlingen, die in dem Fall die Achtklässler spielen. Sie kommen in einem fremden Land an und müssen sich zurecht finden, sie müssen den Weg durch den Pfad meistern. Die Einheimischen sind finnische Jugendliche, mit ausländischen Wurzeln. Sie reden an den verschiedenen Stationen des Pfades in ihrer Muttersprache auf die Schüler ein und geben den Schülern Aufgaben, die sie bewältigen müssen.
Bevor die Schüler als Flüchtlinge den Pfad betreten haben, wurde ihnen eine Geschichte vorgelesen, damit sie sich besser in die Situation hineinversetzen können. Ich selber habe von der Geschichte leider nicht viel verstanden, da sie natürlich auf finnisch erzählt wurde. Dann ging es los, als erstes zum Zoll und zur Passkontrolle. Einige der Schüler haben im voraus einen Pass bekommen, doch ich hatte so wie die meisten anderen keinen... Die Kontrolleure haben wie wild auf uns eingeredet, unsere Taschen durchsucht und schließlich wurden wir weiter geschickt, auch ohne Pass. Wir kamen durch einen orientalischen Raum und danach ging es weiter in die Schule. Der Lehrer hat uns Stifte und Blätter in die Hand gedrückt und uns aufgefordert, unseren Namen zu schreiben. Natürlich haben wir das aber nicht verstanden, denn er hat in einem marokkanischen Dialekt gesprochen und so hat es erst einmal ein bisschen gedauert bis wir da drauf gekommen sind. Doch auch wenn es sich einfach anhört, den Namen zu schreiben, für mich war es eine echte Herausforderung. Wir mussten unseren Namen nämlich mit fremden Buchstaben schreiben, die vorne an der Tafel standen. Es war mehr ein Name malen, als ein Name schreiben und leider war der Lehrer am Ende auch nicht ganz zufrieden mit meinem Namen. Nach der Schule mussten einige ins Gefängnis, ich wurde zum Glück verschont und kam direkt ins Krankenhaus zum Gesundheitscheck. Hier wurde ich über meinen Gesundheitszustand ausgefragt, doch natürlich habe ich wieder nichts verstanden und so mussten wir uns mit Zeichensprache unterhalten. Schlussendlich habe ich ein Spritze bekommen, bei der ich nicht weiß wofür oder wogegen sie gut ist. Nach dem Krankenhaus war der Pfad überstanden. Die Schüler hatten anschließend eine Diskussion über die verschiedenen Gefühle und Eindrücke. Ich habe hier natürlich wieder nichts verstanden, aber ich habe mitbekommen, dass sich die meisten sehr unwohl, hilflos und allein gelassen gefühlt haben. Alle reden in den verschiedensten Sprachen auf einen ein, man versteht nichts und weiß nicht was man als nächstes tun soll... Auch ich habe mich ähnlich gefühlt, wie die Schüler, doch bei mir war weniger die Sprache das Beeindruckende, denn Sprachprobleme habe ich schließlich jeden Tag. Mich hat das Gefühl, dass einen als Flüchtling niemand haben will, man nirgends willkommen ist und einem niemand weiter hilft, viel mehr zum Nachdenken angeregt.
Auch wenn es den Flüchtlingspfad hier im Jugendcenter in Porvoo jetzt schon seit 30 Jahren gibt, ist er natürlich dieses Jahr besonders aktuell. Diese Woche werden noch 150 Flüchtlinge hier nach Porvoo gebracht. Außerdem sind einige Jugendarbeiter aus anderen Städten gekommen und haben sich alles angeschaut, um vielleicht bald bei ihnen einen eigenen Flüchtlingspfad aufzubauen.
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