Jung und aktiv – Die Pfadfinder Litauens feiern Geburtstag

Elzė feiert heute ihren 14. Geburtstag. Aber damit noch nicht genug, denn auch die litauischen Pfadfinder werden heute knackige 20 Jahre alt. Anstatt zu Hause zu feiern, hilft Elzė bei den Festivitäten der Pfadfinder von Litauens viertgrößter Stadt Šiauliai mit. Verschiedene Spiele für Kinder sind aufgebaut, zwischen zwei Bäumen hängt ein Plakat auf dem die Pfadfinder als „Unterhaltung mit Sinn“ beworben werden.

Die Pfadfinder sind tatsächlich nicht allzu verbreitet in Litauen, obwohl die erste nationale Pfadfinderorganisation 1918 gegründet wurde. Während der sowjetischen Besatzung waren Organisationen dieser Art nämlich verboten. Danach gab es verschiedene Gruppen, aber ohne einheitlichen Dachverband. Erst 1995 schlossen sich einige der Gruppen zu einem landesweiten Verband zusammen und wurden von der WOSM, der „World Organisation of the Scout Movvement“, akkreditiert. Obwohl diese Bestätigung der WOSM erst  1996 in bestätigt wurde, feiern die „Lietuvos Skautija“ ihren Zusammenschluss als Geburtstag.

Elzė überredet auch mich einige Spiele zu versuchen, aber bevor ich mich blamieren kann, fangen die Pfadfinder an zu tanzen. Zum Jubiläum hat die Nationalorganisation zu einem Flashmob in ganz Litauen aufgerufen. Jeder der Anwesenden, ob Pfadfinder oder nicht, wird aufgefordert mitzumachen. Am Tag zuvor fand eine formale Festivität, mit anschließender Konferenz, im Parlament „Seimas“ in Vilnius statt. Im ganzen Land sind die Autos der Nationalorganisation unterwegs und deren ehrenamtliche Mitarbeiter gratulieren den einzelnen Gruppen und bringen Kuchen.

Alle Pfadfindergruppen in Šiauliai haben, nach Schätzung von Elzės Leiterin Fausta, insgesamt ungefähr 200 Mitglieder, der Nationalverband zählt über 2000. Dazu kommen noch kleinere, regionale Pfadfinderverbände, Pfadfinder für ethnische Minderheiten, Seepfadfinder und Pfadfinderverbände im Ausland. In Šiauliai wohnt auch die älteste Pfadfinderin Litauens, erzählt mir Fausta. Obwohl kein aktives Mitglied mehr, für eine 101-Jährige mehr als verständlich, ist sie sehr gefragt, um den Kindern und Jugendlichen von ihrer Zeit bei der damals jungen Organisation der Pfadfinder zu erzählen.

In der Zwischenzeit hat mich Elzė doch noch zu ein paar Spielen überredet. Zum Abschluss werden noch Gruppenfotos gemacht. Auch ich darf noch mit ein paar Pfadfindern posieren, damit ich mich, wie Fausta sagt, als Teil ihrer Familie fühlen kann. Zu großen und auch kleinen Familien gehört feiern dazu, deshalb wird Elzė den Abend gemütlich mit ihren Eltern und Geschwistern verbringen.