Ich würde jetzt gern weinen!
"Jedes mal bin ich wie gelähmt. Dieser Schmerz der sich hinter ihrem Verhalten verbirgt, muss so dermaßen gewaltig sein, das kann sich glaube ich keiner vorstellen." Chouchette erlebt Momente, die sie sehr traurig machen...
Heute war alles anders.
Nicht viel los, da haben wir spontan ein kleines Fest geplant.
Alle Zeugs zusammen getragen, geschäkert und wie die Wilden gekocht.
Sehr schön.
Plötzlich kommt meine Kollegin und will mich sprechen.
Sie ist ganz rot und aufgeregt, zittert sogar ein bisschen.
Einer Frau gehe es nicht gut. Wirklich nicht. Sie sei wieder ein bisschen "entgleist".
Das ist nicht das erste Mal. Seitdem ich da bin, habe ich es schon unzählige Male erlebt, dass die Frau, von der auch heute die Rede war, ins Büro gestürmt kommt, diskutiert, schreit, uns beschuldigt, weint, unangenehm wird und ich todtraurig zugleich.
Und jedes mal bin ich wie gelähmt. Dieser Schmerz der sich hinter ihrem Verhalten verbirgt, muss so dermaßen gewaltig sein, das kann sich glaube ich keiner vorstellen.
Heute abend dann hat sie mit uns gegessen. Hat ein bisschen gelächelt und ist dann aber auf ihr Zimmer.
Doch davor, als wir draußen im Hof waren, hat sie das erste Mal geredet. Seit ich sie kenne.
Gewalt und Missbrauch.
Seit ihrem siebten Lebensjahr bis vor zwei Jahren.
Die Frau ist jetzt etwa 45.
Irgendwie war es, als ob die Zeit stehen geblieben wäre.
Und seit der Zeit, in der ich im Frauenheim arbeite und in der ich schon viele schlimme Geschichten gehört habe, ist es das erste Mal, dass ich auf der Stelle weinen wollte.
Ich weiß, dass das nichts hilft. Denn kann ich mir erlauben, mehr zu leiden als sie selbst?
Aber es ist einfach so unbeschreiblich.
Da gibt es keine Erklärung dafür.
Zum Schluss sagt sie.
"Ich bin nichts wert. Das haben mir alle auch schon immer gesagt."
"Nein. Niemals. Du bist ein wunderbarer und wertvoller Mensch. Lass dir das von niemandem sagen! Ich zum Beispiel, ich mag dich."
"Das hat mir noch nie jemand gesagt."
Das verdammt traurigste was ich bis jetzt je in meinem Leben gehört habe.
Und ich hoffe, um gottes willen ich wünsche mir so sehr, dass wir doch alle lernen würden, besser miteinander umzugehen.
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