Hyvää joulua- Frohe Weihnachten
Typisch finnisches Weihnachten mit Kerzen auf dem Friedhof, Glögi, Rentierfleisch, Weihnachtssauna...
Weihnachten ohne die eigene Familie? Natürlich ist das komisch, irgendwas fehlt da einfach... Trotzdem bin ich richtig froh, dass ich auch über Weihnachten hier geblieben bin. Dank meiner super lieben Kolleginnen habe ich nämlich typisch finnische Weihnachten erlebt und vor allem total genossen. Jeden Tag wurde ich von einer Kollegin eingeladen und wie selbstverständlich von der ganzen Familie aufgenommen und integriert. Ich habe mich überall total wohl und fast schon zu Hause gefühlt und so hatte ich eigentlich gar keine Zeit meine eigene Familie wirklich zu vermissen...
Für Heilig Abend sind Silvia und ich bei Merja eingeladen. Nachdem wir drei erst einmal noch zusammen in der Kirche waren geht es auf den Friedhof. Merja hat nämlich gemeint, es gehört hier in Finnland immer mit dazu, dass jeder an Weihnachten auf dem Friedhof eine Kerze anzündet. Zuerst habe ich mir nichts weiter dabei gedacht, aber als wir dann Richtung Friedhof kommen, sehe ich, wie wahnsinnig typisch das hier ist. Bis zum Parkplatz kommen wir erst gar nicht mehr, schon die ganze Straße ist vollgeparkt. Normalerweise würde ein Finne niemals einfach unerlaubterweise am Straßenrand parken, aber heute ist das wohl etwas anderes... Auf dem Friedhof sind soo viele Leute und trotzdem ist alles ganz ruhig und friedlich. Es brennen tausende wahrscheinlich eher hunderttausende Kerzen überall und später im Dunkeln sieht das bestimmt richtig schön aus... Daheim warten wir dann zusammen mit Merjas Freund auf die restlichen Gäste und genießen solange ein Glögi vodkalla, das finnische Weihanchtsgetränk mit Schuss. Schließlich kommt Merjas Familie und spontan wird auch noch ein Arbeitskollege von Merjas Freund eingeladen, der sonst alleine zu Hause sitzen würde... So sind wir eine bunt gemischte Gruppe, die trotzdem super zusammenpasst und in der ich mich richtig wohl fühle. Natürlich freut sich jeder auf das traditionell finnische Weihnachtsessen. Es gibt sieben Kilo kinkku, eine riesige Schinkenkäule, die mit verschiedenen Kräutern im Backofen angebraten wurde, außerdem Lachs und sogar Rentierfleisch, das schmeckt übrigens total lecker. Dazu gibt es Kartoffeln, verschiedene Salate und natürlich laatikko. Das ist jetzt wirklich schwer zu beschreiben, ich hab sowas vorher noch nie gesehen... Es ist eine Art Brei, aber doch nicht ganz so zermatscht und besteht einmal aus Kartoffeln, dann einmal aus Karotten und dann gibt es laatikko noch mit irgendeinem anderen Gemüse, das ich bisher noch nicht identifizieren konnte... Auch wenn es sich seltsam anhört, es schmeckt super. Nachdem ich eigentlich schon kurz vor dem Platzen war gibt es noch den Nachtisch und zwar meine „Rote Inge“ einen finnischen Kuchen. Es ist eine Art Käsekuchen, aber mit Beeren. Auch diese Beere kenne ich nicht, sie kommt wohl nur in Skandinavien vor und heißt auf finnisch lakka, hilla, muurain oder suomuurain, eine deutsche Übersetzung habe ich noch nicht wirklich gefunden... Schließlich kann wirklich niemand mehr etwas essen und so kommt die Geschenkerunde, bei der auch an mich gedacht wurde. Nach einigen total netten und wirklich interessanten Gesprächen fehlt für das perfekte Weihnachten eigentlich nur noch die Weihnachtssauna, denn die Sauna gehört für Finnen natürlich auch an Heilig Abend dazu. Also verbringen wir den restlichen Abend abwechselnd schwitzend in der Sauna und dann wieder eingewickelt im Handtuch und mit etwas zum Trinken auf der Terrasse. So wird es noch ein richtig entspannter, aber auch total lustiger Weihnachtsabend, denn die Finnen werden in der Sauna richtig gesprächig.
Für den ersten Weihnachtsfeiertag sind wir gleich nochmal bei Merja eingeladen, schließlich ist noch so viel zum Essen übrig... So gibt es abends nochmal ein komplettes Weihnachtsessen, das natürlich wieder super lecker und viel zu viel ist.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag, sind wir bei Nina eingeladen. Nina ist unsere höchste Chefin und eigentlich kennen wir sie nur recht wenig... Na ja macht nichts, jetzt lernen wir sie kennen und dazu gleich die ganze Verwandtschaft. Nach kürzester Zeit fühle ich mich schon so, als ob ich hier selbst zur Familie gehöre... Auch bei Nina gibt es wieder wahnsinnig leckeres Essen, diesmal kein traditionelles Weihnachtsessen, aber das hatten wir die letzten beiden Tage ja schon... Natürlich essen wir auch wieder viel zu viel, aber das gehört wohl zu Weihnachten. Das Abendessen gibt es übrigens schon um vier Uhr, typisch finnisch, aber immerhin ist es dann ja schon seit einer Stunde dunkel... Und an diesem Abend fängt es endlich an zu schneien, so haben wir ja fast doch noch weiße Weihnachten.
Am 27. Dezember fahren wir beide mit Päivi, einer Arbeitskollegin, zu Eeva. Hier sind wir auf einen Kaffee eingeladen. Eeva wohnt genau so, wie ich mir ein typisches finnisches Häuschen immer vorgestellt habe. Ein kleines gemütliches Häuschen mit eigenem Ofen und natürlich einer Sauna, mitten im Nirgendwo. Mit dem Auto fahren wir von Porvoo eine Dreiviertelstunde durch Wälder und vorbei an einzelnen Häusern, bis wird von der Hauptstraße abbiegen und dann von der kleineren Straße auf einen Feldweg, an dessen Ende das Häuschen steht. Finnischer könnte es eigentlich gar nicht sein... Auch hier haben wir wieder einen richtig schönen Nachmittag zusammen.