Einen Anfang finden
Emily lebt sich so langsam in Griechenland ein. Der Wetterumschwung bereitet ihr allerdings Sorgen. Ihr Bild von den Griechen hat sich auch etwas verändert...
So, jetzt bin ich schon fast drei Wochen hier und hab es vorher trotzdem nicht geschafft mich beim youthreporter anzumelden. Meine lieben Freunde ich benutze diese Seite jetzt anstatt des groß angekündigten Web-blogs, da dieser ja nicht so richtig zu funktionieren schien. Ob ihrs wollt oder nicht, werdet ihr bei neuen Tagebucheinträgen meinerseits immer per Mail benachrichtigt werden und ihr könnt nichts dagegen tun, hehe!
Wo soll man bloß anfangen zu erzählen, wenn man doch so langsam selbst schon einen Anfang in diesem Land gefunden hat? Ja, ich lebe mich so langsam ein. Das On-Arrival-Training in Athen hat mich zwar noch mal aus meinem Landleben gerissen und das volle Luxusprogramm (saubere Dusche, Bettdecke, Klimaanlage, ein benutzbarer Spiegel, genügend Handtücher) abgezogen, aber mittlerweile bin ich wieder zu den einfacheren Verhältnissen zurückgekehrt und kann es auch genießen selbst zu kochen und danach abwaschen zu müssen. Weniger positiv sieht da allerdings der Wetterumschwung seit meiner Rückkehr aus Athen aus. Gerade jetzt regnet es mal wieder und auch sonst ist es die letzen Tage, wenn auch überwiegend sonnig, hier in den Bergen doch recht kalt. Ich warte sehnsüchtig auf das Paket von Mama und Papa, in dem neben warmen Schlafanzügen und einem Schlafsack auch gute, deutsche Schokolade auf mich wartet :) Aber die Post hat wohl entschieden mich och länger leiden zu lassen, dabei verzehre ich mich nach Wärme und Kalorien. Der Alltag ist augenblicklich noch geprägt von Sprachunterricht und Schulbusbegleitung. Die Kleinen sind sehr niedlich. Ich versteh zwar kein Wort was sie sagen aber egal. Außerdem spornt es mich dazu an wirklich die Sprache gut zu lernen. Es ist nämlich schon frustrierend wenn man sich unterhalten will und von der offensten Seite präsentieren möchte und es dann an der Sprache scheitert. Mit dem Busfahrer habe ich gestern allerdings ein richtiges Gespräch führen können. Das war vielleicht ein Erfolgserlebnis!! Der gute Jannis war sehr geduldig mit mir genau wie Kostas, der andere Busfahrer, den ich diese Woche allerdings leider noch nicht gesehen hab.
Jeden Morgen stehe ich um 6:25 Uhr auf, um den Bus um 6:50 Uhr zu nehmen. Die Tour dauert bis kurz nach acht Uhr und die letzten zwei Tage bin ich danach auch nicht mehr ins Bett gegangen sondern hab erstmal schön gefrühstückt. Das heißt allerdings auch, dass ich um diese Zeit schon total müde bin. Also werde ich ab morgen wohl einen "mesi meri", eine Mittagspause, einlegen.
Irgendwie bin ich ja immer davon ausgegangen, dass die Griechen ein Volk sind, das lange schläft und den Tag etwas später beginnt. Das trifft aber so gar nicht zu. Morgens um sieben ist hier der meiste Verkehr. Das liegt natürlich auch daran, dass hier wirklich jeder auf dem Feld arbeitet und dementsprechend früh rausgeht. Aber auch wenn ich am Wochenende in Kiato, der nächstgelegenen Stadt, geschlafen habe, konnte man ab morgens um sieben Uhr die LKWs, die Nachbarin und vor allem den Zug hören, der hier nämlich unentwegt hupt. (Wohl weil die Bahnübergänge nicht beschrankt sind und um das Schlimmste zu verhindern.) Mittags zwischen zwei und sechs ist dann alles wie ausgestorben und danach geht der Trubel wieder los. Die Menschen hier im Dorf sind so nett, das freut mich immer wieder. Vor allem, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben merke, was es heißt Ausländer in einem Land zu sein. Es ist ganz merkwürdig wenn einem das so bewusst wird. Meistens passiert das hier im Dorf, die Bewohner haben sich zwar an uns "Freiwillige" gewöhnt, aber trotzdem sind sie etwas Besonderes und die Sprache und Verhaltensweisen lassen einen das auch oft spüren.
Na sieht ja so aus als hätte ich einen Anfang gefunden auch beim Tagebuch schreiben. Ich hoffe sehr, dass sich hieraufhin Leute aus meinem Ausreiseseminar in Kassel melden. (Wo seid ihr Katja, Moritz Daniel. Ich denke oft an euch, hoffe es klappt alles ganz gut, schreibt mir ne Mail ich habe eure Adressen nicht.)