Die Leichtigkeit des Seins
Die letzten Monate waren für Chouchette erfüllt von Feiern, Ausflügen und Vorbereitungen in ihrem Projekt in Strasbourg. Und auch in Zukunft steht für sie einiges auf dem Programm.
Es scheint, dass ich nach Jahren endlich mal wieder den "Stift" und den Willen ergreife, euch wieder einmal etwas von meiner Zeit hier in Frankreich zu berichten. Und doch sind es bis jetzt nur vier Monate gewesen, wie ich erst gestern im Zug auf der Rückfahrt von Zuhause nach Strasbourg mit zwei anderen Freiwilligen erschrocken festgestellt habe.
Aber da es ja auch immer darauf ankommt, was man in der einem gegebenen Zeit macht, kann ich daher schon sagen, dass ich mehrere Jahre hier verbracht habe. Scheinbar zumindestens.
Und nach all diesen "Jahren", in denen ich so sagenhaft viel erlebt habe und die Zeit so an mir vorbeirannte, möchte ich jetzt, wo ich schlussendlich auch im Jahr 2009 angekommen bin, einen kleinen Rückblick darauf geben.
Das letzte Mal dass ich geschrieben habe war im Oktober vor dem Wochenende, als ich mit meinem Kollegen Lionel und ein paar unserer Frauen und Kinder in die Vogesen gefahren bin. Dieses Wochenende war im wahrsten Sinne des Wortes märchenhaft. Wir haben auf einem Bauernhof gewohnt, waren mit den Kindern Pilze sammeln, allesamt reiten, wandern natürlich und saßen abends mit Gitarre am Lagerfeuer. Die Landschaft, der Ausblick, die Sonne und die Stimmung waren sagenhaft. Ich habe viel Zeit mit einer unserer Frauen, die aus Afghanistan kommt, verbracht, und wir haben uns köstlich amüsiert.
Und obwohl es nur zwei Tage waren, kam es mir wie eine wunderschöne Ewigkeit vor, die in mir sehr viel verändert und ausgelöst hat, in Bezug auf einige meiner Probleme, die ich in der Zeit hatte. Und gleich am Tag darauf, an dem wir eigentlich alle keinerlei Lust hatten, abzureisen, verbrachte ich einen der schönsten Tage meines Lebens.
Weiterhin folgte im Oktober noch unsere groß geplante Halloweenfeier, die wir aber aufgrund "interner etwas antiamerikanischer Proteste" in die "Fête de la Citrouille" (Kürbisfeier) umbenannten. An diesem Tag stand ich beinahe zwölf Stunden mit den Frauen in der Küche um unter anderem einen Kürbiskuchen, Kürbiskuchen, Kürbisauflauf und Kürbissalat zuzubereiten. Natürlich wurde auch allerhand dekoriert, verkleidet und gegruselt, da lassen sich selbst die Franzosen nicht lumpen.
Da zu dieser Zeit auch gerade Obama in den Medien ganz im Vordergrund stand, haben sich unsere Kiddies lustigerweise entschlossen, sich nicht als Graf Dracula oder Frankenstein zu verkleiden, sondern als Barack Obama eben. Wir haben sehr gelacht an diesem Tag...
Desweiteren haben wir Ende Oktober, da wir unsere Halloweenfeier ein bisschen vorverlegt haben, auch noch einen kurzen Ausflug nach Deutschland in den Stuttgarter Zoo "Wilhelma" gemacht. Das war für all die anwesenden Kinder, wie auch für mich und meine Kollegen ein Erlebnis. Leider dauerte die Rückfahrt sehr viel länger als erwartet und so waren wir insgesamt mit den Kleinen über zwölf Stunden unterwegs. Besonders süß war es dann dennoch, als wir gemeinsam all die kleinen schlafenden Mäuschen ins Haus tragen mussten.
Im November haben wir dann für drei Besucher aus dem Europarat Strasbourgs ein kleines Kaffeekränzchen vorbereitet, in dem der von mir vorgeschlagene und noch unbekannte (!) Russische Zupfkuchen große Zustimmung fand.
Ebenso ging es langsam daran, die Dekoration für die Weihnachtszeit vorzubereiten und uns über die Organisation der Feierlichkeiten klar zu werden. So haben wir aus kiloweise Watte tausende von kleinen Schneeflocken gebastelt, glitzernde Dekoration auf dem strasbourger Weihnachtsmarkt gekauft, jeden Abend bis in die Nacht Plätzchen gebacken, sehr, sehr viel Weihnachtsmusik gehört und große 3-D-Origamisterne für das Treppenhaus gebastelt. Um nicht zu sagen - wir hatten enorm viel zu tun!
Doch da, wie selbst meine Directrice bemerkte, die Dynamik und Bereitschaft der Frauen in der kurzen Zeit schon beträchtlich zugenommen hatte, hatten wir viele Teilnehmer, Verkoster und Neugierige dazugewonnen. So belohnten wir unsere Bewohner mit einem großen Weihnachtskalender für die Kinder und reichlich Geschenken für die Frauen und Kinder, die wir in einem Geschenk-Einpack-Marathon noch schön für Weihnachten zurecht machten.
Unseren Weihnachtsbaum, der pünktlich zu unserer großen Weihanchtsfeier am 21. Dezember eintraf, schmückten wir dann noch mit den in stundenlanger Arbeit abends vor dem Fernseher hergestellten Pompons (Bommeln aus Wolle) und mithilfe allerhand begeisterter Kinder.
Was November betrifft und die Zeit bis Weihnachten, waren wir also hauptsächlich damit beschäftigt, unsere Feier vorzubereiten, wohingegen außerhalb des Heimes ein paar mehr Dinge passierten. Ich bekam zwei Mal Besuch von Anna (und ihrem Freund), eine Freiwillige, mit der ich auch schon in Paris bei Knut und in der Bretagne war, zweimal Besuch von meinem polnischen Freund Grzegorz (auch Freiwilliger) und letzten Endes hat mir meine liebste Mutti auch nochmal einen Besuch abgestattet. Die Weihnachtszeit in Strasbourg war, mit all ihren Lichtern, den vielen Weihnachtsmärkten, dem vielen Glühwein, Bredele (Plätzchen) und Crêpes also einfach herrlich und wunderbar! Was den Aufwand an Deko und Veranstaltung betrifft, denke ich, wäre es gut möglich, dass die Franzosen hier die Amerikaner bald (wenn auch noch wesentlich stilvoller) einholen...
So, und nun noch ein paar kurze Mitteilungen über den Verlauf und Ende des Jahres in Strasbourg.
Unsere geliebte Kneipe "la Grotte" hat unmittelbar nach Halloween geschlossen, woraufhin wir (immer noch) betroffen sind und waren.
Knut, unser Freund und auch Freiwilliger aus Paris kam zu Besuch und wir verbrachten wiedermal ein tolles Wochenende.
Die endlosen Pastis-Abende in Bischwiller und Strasbourg-Neuhof wurden ausgeweitet, HalliGalli überstrapaziert und tonnenweise Nudeln und selbstgemachte Ravioli gekocht.
Ich war zu dem Geburtstag meines Cousins in Stuttgart zu Besuch.
Ich habe mich im November in einen Spanischkurs eingeschrieben, mein guter Freund Laurent hatte allerhand Liebes-Probleme zu wälzen und wir alle bereiteten uns so langsam darauf vor, wieder nach Hause zufahren.
So verbrachte ich den 24. Dezember noch gemeinsam mit meiner Kollegin und einigen Frauen im Foyer, wo es von den Frauen zubereitetes Couscous gab, noch ein paar Geschenke (denn der Weihnachtsmann hatte seine Pflicht ja schon am vorhergehenden Wochenende erfüllt) und allerhand Spiele und Musik.
Am 25. ging es dann endlich ab nach Hause, wo ich dann, obwohl nicht geplant, auch noch Silvester verbracht habe, und am 3. Januar wieder zurück.
Gestern, am 4. Januar, kam dann auch Laurent aus dem Urlaub wieder und es war ein wunderbares Wiedersehen.
Heute ist mein Erster von fünf Arbeitstagen, was sich damit begründet, dass ich schon nächste Woche wieder auf Reisen gehen darf. Ein Seminar der EU (EVS) in der Bretagne (Saint-Brieuc) und ein Seminar in Cannes am Mittelmeer stehen an, womit der Januar auch schon wieder rum wäre. Im Februar geht es dann, um einen kleinen Ausblick zu geben, eventuell wieder in den Süden, ein weiteres Mal in die Heimat und nach Prag zu einer Freundin oder sogar nochmal zum Skifahren.
Ich habe also einiges vor. Und betreffs Vorsätze?
Keine Ahnung, um ehrlich zu sein, nur, dass ich meine Viele-Bücher-Lesephase gern beibehalten würde. Und besser Französisch sprechen natürlich!
Euch allen ein gesundes, glückliches und spannendes Jahr 2009 und bis bald wieder - mal sehen, wann das wird...
Grosses Bisous à tous!
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