Angekommen
"Zurzeit ist alles so aufregend, denn ich bin endlich in Strasbourg angekommen. Die Stadt, die Wohnung, die Menschen, nichts ist, wie ich es kenne und doch schön." Nora ist in ihrer Begeisterung kaum zu bremsen und hat schon viel zu berichten. Zum Beispiel von neugierigen Kindern, die ständig Küsschen verteilen möchten, oder der Jagd nach praktischen Fortbewegunsmitteln.
Hallo Ihr, hier ein neues Lebenszeichen von mir: Ich lebe noch. Und wie!
Zurzeit ist alles so aufregend, denn ich bin endlich in Strasbourg angekommen. Die Stadt, die Wohnung, die Menschen, nichts ist, wie ich es kenne und doch schön.
Aber mal ganz von vorn: Samstag
Dennis und ich fahren mit zwei ehemaligen Freiwilligen hierher, um die Wohnung anzugucken und unser schweres Gepäck abzuladen. Hier treffen wir Alain, der sich im nächsten Jahr um all unsere Sorgen kümmern wird, und erhalten einen Schlüssel zur Wohnung. Damit steht dem Einzug nichts mehr im Wege.
Danach gucken wir uns noch ein bisschen im Saint-Joseph um. Das ist das Internat, in dem Dennis arbeiten wird und sich auch unsere Wohnung befindet. Anschließend fahren wir zu meiner Arbeitsstelle im Foyer de l’Enfance und ich sehe mir mit meiner Vorgängerin das Gelände an. Zum Schluss sind wir total erschöpft und fahren zurück nach Niederbronn.
Sonntag
Gegen Mittag empfängt uns ein vollkommen verregnetes Strasbourg am Bahnhof. Wir beide haben keine richtige Ahnung, in welcher Richtung unsere Wohnung liegt, kennen zum Glück aber die Adresse. Wir fragen einen Mann und werden netterweise gleich bis dorthin gefahren. Den Rest des Abends verbringen wir mit Auspacken und Einräumen. Wir verlassen das Haus nur noch einmal, um unseren Einzug mit einer Pizza zu feiern und uns ein bisschen die Umgebung anzugucken.
Montag
Wir stellen uns beim Personal des Hauses vor und bombardieren alle mit Fragen, so gut das eben in einer fremden Sprache geht. Dann machen wir uns auf den Weg, um Fahrräder zu kaufen. Ja, ich werde wohl meine „Liebe“ zu Fahrrädern überwinden müssen, denn in dieser Stadt kommt man mit dem Drahtesel wirklich schneller voran. Unser erstes Ziel das EMMAÜS, das ist wie ein riesiger Trödelmarkt, auf dem ehemalige Obdachlose reparierte Wahren verkaufen. Nur leider gibt es zu dem Zeitpunkt keine Fahrräder. Ich erstehe trotzdem einige schöne Dinge, zum Beispiel eine große Teetasse. Nach einer weiteren Odysse durch die ganze Stadt, finden wir endlich jemanden, der uns Räder verkauft. Nun habe ich ein hübsches, dunkelrotes Damenrad.
Dienstag
Nach einem gemütlichen Start in den Morgen mit Baguette & Co. melden wir uns beim Hausmeister an, denn Dennis’ Rad hat einen Platten. Wir müssen leider feststellen, dass der Schaden irreparabel ist und wir in der Stadt einen neuen Reifen kaufen müssen. Nebenbei gucken wir uns noch ein bisschen das Stadtzentrum an, und nehmen uns für den folgenden Tag einen Entdeckungsbummel vor.
Mittwoch
Nachdem die leidliche Geschichte mit dem Rad nun hoffentlich für eine Weile erledigt ist, begeben wir uns auf den Weg ins Zentrum. Wir machen zuerst die Touristenrunde und kaufen ein Ticket für eine Bootsfahrt auf der Ill, entlang der alten Fachwerkhäuser. Danach gucken wir uns die riesige Kathedrale an, die man in Strasbourg fast von überall sehen kann, und „La Petite France“, ein Viertel mit lauter alten Gerberhäusern und winzigen Gassen. Anschließend falle ich erstmal für zwei Stunden ins Bett, und ziehe dann mit Dennis erneut los, um die Ill bei Nacht zu betrachten, an der zurzeit die Häuser beleuchtet werden und es Schauspiel und Musik gibt. Heute: Donnerstag
Wir nehmen uns den Vormittag frei von Besichtigungen und Unternehmungen, denn es regnet aus vollen Kübeln. Am Mittag müssen wir aber doch wohl oder übel raus, denn ich habe ein Treffen mit dem „Foyer“ vereinbart.
Als wir ankommen sind wir klatschnass und bekommen von der Sekretärin erstmal Handtücher gereicht. Es folgt das wichtige Gespräch mit dem Chef der Einrichtung. Dabei fühle ich mich ein bisschen wie bei einem Verhör und muss mich von oben bis unten mustern lassen. Zu meiner Überraschung darf ich aber Wünsche äußern: über das Alter der Kinder, mit denen ich arbeiten möchte. Anschließend wird mir eine Gruppe ausgesucht, die ich auch gleich besuchen kann.
Glücklicherweise sind die zwei Betreuer, die ich dort treffe, sehr nett und das Haus ist gemütlich eingerichtet. Am schönsten ist es jedoch, die Kinder kennen zu lernen. Sie kommen sofort auf mich zu und löchern mich mit Fragen; sie zeigen mir ihre Zimmer und ihr Spielzeug und haben das ständige Bedürfnis, Küsschen zu verteilen. Allerdings verspürt man auch sofort die Probleme, denn an erster Stelle steht der Hunger nach Aufmerksamkeit, die sie sich vor allem mit Gewalt erkämpfen. Ich freue mich trotzdem schon riesig darauf, mit ihnen das nächste Jahr zu verbringen.
Wieder zurück in unserer Wohnung haben wir viel banalere Probleme, denn nachdem wir gestern mal warmes Wasser hatten, ist es heute wieder nur eiskalt und es wird nichts aus der Aufwärmdusche für unsere durchnässten Glieder. Schade, aber man gewöhnt sich hier an Einiges und Alain hat versprochen, sich darum zu kümmern.